Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693. Sol. Es ist nicht genung/ daß man stille schweigt: Jn bösen Sachen muß man entweder sich verantworten/ oder man muß sich schuldig geben. Mir. Ach ich gebe mich schuldig. Auff das Kleid habe ich weder beym Kramer noch beym Schneider keinen Heller be- zahlet. Nun ist mir alles so zu schan- den gemacht/ daß ich meiner Schuld wegen blutige Thränen vergiessen möchte. Sol. Wer aber von den Leuten so ange- griffen wird/ der hat gemeiniglich Ursa- che darzu gegeben. Mir. Meine hohe Qvalitäten bringen mich darzu/ die Männer wissen was hinter mir steckt: Die Weiber wissen auch/ was an mir ist: Drum soll ich mich von allen beyden brauchen lassen. Sol. Jch kenne viel Aemter/ da man zu- gleich Männern und Weibern dienen kan. Redet nur etwas deutlicher. Mir. Jch sol bey dem itzigen Gerichte des Tugendsamen Frauenzimmers An- walt seyn: Nun dencken die Herren da/ die Last wäre mir nicht schwer ge- nung
Sol. Es iſt nicht genung/ daß man ſtille ſchweigt: Jn boͤſen Sachen muß man entweder ſich verantworten/ oder man muß ſich ſchuldig geben. Mir. Ach ich gebe mich ſchuldig. Auff das Kleid habe ich weder beym Kramer noch beym Schneider keinen Heller be- zahlet. Nun iſt mir alles ſo zu ſchan- den gemacht/ daß ich meiner Schuld wegen blutige Thraͤnen vergieſſen moͤchte. Sol. Wer aber von den Leuten ſo ange- griffen wird/ der hat gemeiniglich Urſa- che darzu gegeben. Mir. Meine hohe Qvalitaͤten bringen mich darzu/ die Maͤnner wiſſen was hinter mir ſteckt: Die Weiber wiſſen auch/ was an mir iſt: Drum ſoll ich mich von allen beyden brauchen laſſen. Sol. Jch kenne viel Aemter/ da man zu- gleich Maͤnnern und Weibern dienen kan. Redet nur etwas deutlicher. Mir. Jch ſol bey dem itzigen Gerichte des Tugendſamen Frauenzimmers An- walt ſeyn: Nun dencken die Herren da/ die Laſt waͤre mir nicht ſchwer ge- nung
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Sol. Es iſt nicht genung/ daß man ſtille
ſchweigt: Jn boͤſen Sachen muß man
entweder ſich verantworten/ oder man
muß ſich ſchuldig geben.
Mir. Ach ich gebe mich ſchuldig. Auff
das Kleid habe ich weder beym Kramer
noch beym Schneider keinen Heller be-
zahlet. Nun iſt mir alles ſo zu ſchan-
den gemacht/ daß ich meiner Schuld
wegen blutige Thraͤnen vergieſſen
moͤchte.
Sol. Wer aber von den Leuten ſo ange-
griffen wird/ der hat gemeiniglich Urſa-
che darzu gegeben.
Mir. Meine hohe Qvalitaͤten bringen mich
darzu/ die Maͤnner wiſſen was hinter
mir ſteckt: Die Weiber wiſſen auch/
was an mir iſt: Drum ſoll ich mich von
allen beyden brauchen laſſen.
Sol. Jch kenne viel Aemter/ da man zu-
gleich Maͤnnern und Weibern dienen
kan. Redet nur etwas deutlicher.
Mir. Jch ſol bey dem itzigen Gerichte des
Tugendſamen Frauenzimmers An-
walt ſeyn: Nun dencken die Herren
da/ die Laſt waͤre mir nicht ſchwer ge-
nung
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 890. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/1058>, abgerufen am 22.07.2024. |