Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679.Der Bäurische Vierdte Handlung. Eusebius. Politicus. Eus. Ach wer hätte sich eines solchen Unwesens auch unter gemeinen Personen versehen. Pol. Die einfältigen Leute sind nur einen Man- telkragen besser als die Bauren/ nnd gleichwohl wis- sen sie die betrüglichen Stücke/ so künstlich anzuwen- den/ daß der Machiavellus selber neuer Klugheit von nöthen hätte/ wenn er in einen geringen Marckflecken ohne Schaden und Verhindernüß wohnen solte. Eus. Aber ach! was solten wir von den Weltli- chen Einwohnern gutes weissagen/ solte man nicht bey dem allgewaltigen Gott Rath und Hülffe suchen/ ehe man sich um ein irrdisches Glücke bekümmerte. Poi. Sie wollen einen Unterscheid suchen unter den Geistlichen und Weltlichen Glück. Aber hiemit wollen sie die Göttliche Providenz eines grosses Stü- ckes berauben. Solte der jenige nicht im Politischen Glücke die Oberhand führen/ welcher die Fürsten ab und einsetzt/ und solte er nicht auff den geringsten Dörffern bey den Aemptern die Hand im Spiele ha- ben/ da auch kein unnützer Sperling wieder seinen Willen auff die Erde fallen darff. Eus. Wie man die Aempter sucht/ so werden sie auch geführt: Verlanget man des Göttlichen Bey- standes im Anfang nicht/ so wird sich niemand wun- dern/ wenn der Göttliche Segen im Fortgange et- was sparsamer zugemessen wird. Pol. Die Welt Kinder verlachen den Politicum der [b]eten wil/ aber wenn sie hernachmahls jhr Unglück be-
Der Baͤuriſche Vierdte Handlung. Euſebius. Politicus. Eus. Ach wer haͤtte ſich eines ſolchen Unweſens auch unter gemeinen Perſonen verſehen. Pol. Die einfaͤltigen Leute ſind nur einen Man- telkragen beſſer als die Bauren/ nnd gleichwohl wiſ- ſen ſie die betruͤglichen Stuͤcke/ ſo kuͤnſtlich anzuwen- den/ daß der Machiavellus ſelber neuer Klugheit von noͤthen haͤtte/ wenn er in einen geringen Marckflecken ohne Schaden und Verhindernuͤß wohnen ſolte. Eus. Aber ach! was ſolten wir von den Weltli- chen Einwohnern gutes weiſſagen/ ſolte man nicht bey dem allgewaltigen Gott Rath und Huͤlffe ſuchen/ ehe man ſich um ein irꝛdiſches Gluͤcke bekuͤmmerte. Poi. Sie wollen einen Unterſcheid ſuchen unter den Geiſtlichen und Weltlichen Gluͤck. Aber hiemit wollen ſie die Goͤttliche Providenz eines groſſes Stuͤ- ckes berauben. Solte der jenige nicht im Politiſchen Gluͤcke die Oberhand fuͤhren/ welcher die Fuͤrſten ab und einſetzt/ und ſolte er nicht auff den geringſten Doͤrffern bey den Aemptern die Hand im Spiele ha- ben/ da auch kein unnuͤtzer Sperling wieder ſeinen Willen auff die Erde fallen darff. Eus. Wie man die Aempter ſucht/ ſo werden ſie auch gefuͤhrt: Verlanget man des Goͤttlichen Bey- ſtandes im Anfang nicht/ ſo wird ſich niemand wun- dern/ wenn der Goͤttliche Segen im Fortgange et- was ſparſamer zugemeſſen wird. Pol. Die Welt Kinder verlachen den Politicum der [b]eten wil/ aber wenn ſie hernachmahls jhr Ungluͤck be-
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Euſebius. Politicus.
Eus. Ach wer haͤtte ſich eines ſolchen Unweſens
auch unter gemeinen Perſonen verſehen.
Pol. Die einfaͤltigen Leute ſind nur einen Man-
telkragen beſſer als die Bauren/ nnd gleichwohl wiſ-
ſen ſie die betruͤglichen Stuͤcke/ ſo kuͤnſtlich anzuwen-
den/ daß der Machiavellus ſelber neuer Klugheit von
noͤthen haͤtte/ wenn er in einen geringen Marckflecken
ohne Schaden und Verhindernuͤß wohnen ſolte.
Eus. Aber ach! was ſolten wir von den Weltli-
chen Einwohnern gutes weiſſagen/ ſolte man nicht bey
dem allgewaltigen Gott Rath und Huͤlffe ſuchen/ ehe
man ſich um ein irꝛdiſches Gluͤcke bekuͤmmerte.
Poi. Sie wollen einen Unterſcheid ſuchen unter
den Geiſtlichen und Weltlichen Gluͤck. Aber hiemit
wollen ſie die Goͤttliche Providenz eines groſſes Stuͤ-
ckes berauben. Solte der jenige nicht im Politiſchen
Gluͤcke die Oberhand fuͤhren/ welcher die Fuͤrſten ab
und einſetzt/ und ſolte er nicht auff den geringſten
Doͤrffern bey den Aemptern die Hand im Spiele ha-
ben/ da auch kein unnuͤtzer Sperling wieder ſeinen
Willen auff die Erde fallen darff.
Eus. Wie man die Aempter ſucht/ ſo werden ſie
auch gefuͤhrt: Verlanget man des Goͤttlichen Bey-
ſtandes im Anfang nicht/ ſo wird ſich niemand wun-
dern/ wenn der Goͤttliche Segen im Fortgange et-
was ſparſamer zugemeſſen wird.
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beten wil/ aber wenn ſie hernachmahls jhr Ungluͤck
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_machiavellus_1679/78>, abgerufen am 16.02.2025. |