Weise, Christian: Baurischer Machiavellus. Dresden [u. a.], 1679.Der Bäurische quitsch lebet/ die sich um keinen Landschöppen hudelt. Pur. Seyd doch stille/ und last die Sache gehen. Subst. Jhr feige Mämme eurentwegen möchte die Haußhaltung und der Kinder jhre Wolfart zu Grun- [d]e gehen. Solche Gelegenheiten kommen nicht alle Tage. Werdet jhr euch einen andern überschnarchen lassen/ so will ich nicht einmahl sprechen/ das jhr mein Mann seyd. Pur. Jch habe nur eine Stimme/ was kan ich thun? Subst. Der Landschöppe hat auch nur eine Stim- me/ und ich sehe doch/ das manches nach seinem Kopf- fe gehen muß: wer ein Narr ist/ und läst sich über den Tölpel stossen/ der mag sich von den andern aus- lachen lassen. Pur. Jch habe bißher um Friedens willen viel ge- litten/ aber nun werd ich mein Kind an seiner Wol- fart nicht hindern: geht nur zu dem frembden Herrn hinein/ und seht/ wie jhr die Tochter unterricht/ der junge Narr ist ein bißgen zu schamhafftig. Subst. Jch wil das meinige schon darbey thun/ ge- denckt jhr nur an euer Ampt. (geht ab) Pur. Jch mercke es/ das die nechste zusammenkunfft grosse weitleufftigkeit geben wird. Denn meine Herrn Collegen sind es nicht gewohnt/ das ich viel Obstat halte/ ich fürchte/ ich fürchte/ es wird ärger bey uns zugehen/ als in Polen wenn der Reichs-Tag zurissen wird. Ziribiziribo kömt heraus/ und singt ein Frantzösisches Liedgen. Pur.
Der Baͤuriſche quitſch lebet/ die ſich um keinen Landſchoͤppen hudelt. Pur. Seyd doch ſtille/ und laſt die Sache gehen. Subſt. Jhr feige Maͤmme eurentwegen moͤchte die Haußhaltung und der Kinder jhre Wolfart zu Grun- [d]e gehen. Solche Gelegenheiten kommen nicht alle Tage. Werdet jhr euch einen andern uͤberſchnarchen laſſen/ ſo will ich nicht einmahl ſprechen/ das jhr mein Mann ſeyd. Pur. Jch habe nur eine Stimme/ was kan ich thun? Subſt. Der Landſchoͤppe hat auch nur eine Stim- me/ und ich ſehe doch/ das manches nach ſeinem Kopf- fe gehen muß: wer ein Narr iſt/ und laͤſt ſich uͤber den Toͤlpel ſtoſſen/ der mag ſich von den andern aus- lachen laſſen. Pur. Jch habe bißher um Friedens willen viel ge- litten/ aber nun werd ich mein Kind an ſeiner Wol- fart nicht hindern: geht nur zu dem frembden Herrn hinein/ und ſeht/ wie jhr die Tochter unterricht/ der junge Narr iſt ein bißgen zu ſchamhafftig. Subſt. Jch wil das meınige ſchon darbey thun/ ge- denckt jhr nur an euer Ampt. (geht ab) Pur. Jch mercke es/ das die nechſte zuſammenkunfft groſſe weitleufftigkeit geben wird. Denn meine Herrn Collegen ſind es nicht gewohnt/ das ich viel Obſtat halte/ ich fuͤrchte/ ich fuͤrchte/ es wird aͤrger bey uns zugehen/ als in Polen wenn der Reichs-Tag zuriſſen wird. Ziribiziribo koͤmt heraus/ und ſingt ein Frantzoͤſiſches Liedgen. Pur.
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Der Baͤuriſche
quitſch lebet/ die ſich um keinen Landſchoͤppen hudelt.
Pur. Seyd doch ſtille/ und laſt die Sache gehen.
Subſt. Jhr feige Maͤmme eurentwegen moͤchte die
Haußhaltung und der Kinder jhre Wolfart zu Grun-
de gehen. Solche Gelegenheiten kommen nicht alle
Tage. Werdet jhr euch einen andern uͤberſchnarchen
laſſen/ ſo will ich nicht einmahl ſprechen/ das jhr mein
Mann ſeyd.
Pur. Jch habe nur eine Stimme/ was kan ich thun?
Subſt. Der Landſchoͤppe hat auch nur eine Stim-
me/ und ich ſehe doch/ das manches nach ſeinem Kopf-
fe gehen muß: wer ein Narr iſt/ und laͤſt ſich uͤber
den Toͤlpel ſtoſſen/ der mag ſich von den andern aus-
lachen laſſen.
Pur. Jch habe bißher um Friedens willen viel ge-
litten/ aber nun werd ich mein Kind an ſeiner Wol-
fart nicht hindern: geht nur zu dem frembden Herrn
hinein/ und ſeht/ wie jhr die Tochter unterricht/ der
junge Narr iſt ein bißgen zu ſchamhafftig.
Subſt. Jch wil das meınige ſchon darbey thun/ ge-
denckt jhr nur an euer Ampt.
(geht ab)
Pur. Jch mercke es/ das die nechſte zuſammenkunfft
groſſe weitleufftigkeit geben wird. Denn meine Herrn
Collegen ſind es nicht gewohnt/ das ich viel Obſtat
halte/ ich fuͤrchte/ ich fuͤrchte/ es wird aͤrger bey uns
zugehen/ als in Polen wenn der Reichs-Tag zuriſſen
wird.
Ziribiziribo koͤmt heraus/ und ſingt ein
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