Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.fünfftes dutzent. 11. Jch küsse mit verlangen Die allerschönsten wangen Noch einmahl durch die lufft/ Und warte biß das glücke Mich wiederum zurücke Zu ihrer schönheit rufft. 12. Da werd ich mich erfreuen/ Und diese gunst verneuen Die mich vergnügen soll/ Jtzt muß ich mich entschlagen/ Und kan nichts anders sagen/ Als liebgen lebe wohl. III. An seine Rosilis/ als ihm bey ihr das Hauß verdotten ward. LJebste seele siehst du nicht/ Wie ich mich allhier betrübe/ Weil in unsrer stillen liebe/ Hoffnung/ räth und trost gebricht/ Hörst du nicht die trauer-worte/ Manchesmal von weiten an/ Die ich an dem lieben orte/ Nicht so frey vergiessen kan. 2. Liebstes kind was machst du doch? Hast du irgend unterdessen/ Meiner allbereit vergessen/ Oder denckst du meiner noch? Gläubst du wohl in deinem hertzen/ Ob es immer möglich ist/ Daß du noch in meinem schmertzen Ein betrübtes labsal bist? 3. Freylich denck ich immerdar/ An F
fuͤnfftes dutzent. 11. Jch kuͤſſe mit verlangen Die allerſchoͤnſten wangen Noch einmahl durch die lufft/ Und warte biß das gluͤcke Mich wiederum zuruͤcke Zu ihrer ſchoͤnheit rufft. 12. Da werd ich mich erfreuen/ Und dieſe gunſt verneuen Die mich vergnuͤgen ſoll/ Jtzt muß ich mich entſchlagen/ Und kan nichts anders ſagen/ Als liebgen lebe wohl. III. An ſeine Roſilis/ als ihm bey ihr das Hauß verdotten ward. LJebſte ſeele ſiehſt du nicht/ Wie ich mich allhier betruͤbe/ Weil in unſrer ſtillen liebe/ Hoffnung/ raͤth und troſt gebricht/ Hoͤrſt du nicht die trauer-worte/ Manchesmal von weiten an/ Die ich an dem lieben orte/ Nicht ſo frey vergieſſen kan. 2. Liebſtes kind was machſt du doch? Haſt du irgend unterdeſſen/ Meiner allbereit vergeſſen/ Oder denckſt du meiner noch? Glaͤubſt du wohl in deinem hertzen/ Ob es immer moͤglich iſt/ Daß du noch in meinem ſchmertzen Ein betruͤbtes labſal biſt? 3. Freylich denck ich immerdar/ An F
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fuͤnfftes dutzent.
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Die allerſchoͤnſten wangen
Noch einmahl durch die lufft/
Und warte biß das gluͤcke
Mich wiederum zuruͤcke
Zu ihrer ſchoͤnheit rufft.
12. Da werd ich mich erfreuen/
Und dieſe gunſt verneuen
Die mich vergnuͤgen ſoll/
Jtzt muß ich mich entſchlagen/
Und kan nichts anders ſagen/
Als liebgen lebe wohl.
III.
An ſeine Roſilis/ als ihm bey ihr das Hauß
verdotten ward.
LJebſte ſeele ſiehſt du nicht/
Wie ich mich allhier betruͤbe/
Weil in unſrer ſtillen liebe/
Hoffnung/ raͤth und troſt gebricht/
Hoͤrſt du nicht die trauer-worte/
Manchesmal von weiten an/
Die ich an dem lieben orte/
Nicht ſo frey vergieſſen kan.
2. Liebſtes kind was machſt du doch?
Haſt du irgend unterdeſſen/
Meiner allbereit vergeſſen/
Oder denckſt du meiner noch?
Glaͤubſt du wohl in deinem hertzen/
Ob es immer moͤglich iſt/
Daß du noch in meinem ſchmertzen
Ein betruͤbtes labſal biſt?
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