Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Lust-Spiels
terweilen mit worten etwas freygebig/ ich halte Mons.
Philyrus ist unschuldig.
Merc. Jch weiß nicht was mir mein hertze prophe-
zeyt. Vielleicht beklage ich meine einfalt/ ehe die stun-
de vergeht.
An. Er wird sich vielleicht dem herrn vater zu ge-
fallen gegen diese gäste höflich stellen müssen.
Merc. Es mag seyn: Jch wolte/ er entdeckte mir
seine gedancken.
An. Jch gehe und erforsche den gantzen grund.
Merc. Also dann erwarte ich gewisse nachricht.
An. Sie hat sich darauff zu verlassen.
(Anestus und Claudius gehn ab.)
Merc. So hab ich unter drey liebhabern de schlimm-
sten erwehlt! ach du unbegreiffliche falschheit/ habe ich
so viel krafft gehabt/ dich in die stadt zulocken/ da du
nun durch den anblick einer unbekandten und verlauf-
fenen dirne mein gedächtniß so leicht vertilgen läst?
wo bleibet nun der eid/ damit du mir/ und/ o ich un-
glückselige! ich mit dir verbunden bin? wo bleiben die
versicherungen/ welche mich so weit bestättiget haben/
daß ich mich nun ohne schertzen der liebe nicht werde
entäussern können?

(Sie geht etwas in gedancken; Phily-
rus kömmt mit Heliconie.)

Ach himmel! ist kein blitz/ der zwischen diese laster-
hafte verbündniß hinein schlagen kan! sol ich dieses er-
leben/ ehe unsere liebe noch zu der vollkommenen ent-
schlüssung gediehen ist/ was würde ich hernachmahls
vor jammer und betrübniß über mich nehmen sollen?
doch ich muß hören/ was sie vor meineydige worte
schiessen lassen.
(Sie tritt auff die seithe.)
Hel.
Des Luſt-Spiels
terweilen mit worten etwas freygebig/ ich halte Monſ.
Philyrus iſt unſchuldig.
Merc. Jch weiß nicht was mir mein hertze prophe-
zeyt. Vielleicht beklage ich meine einfalt/ ehe die ſtun-
de vergeht.
An. Er wird ſich vielleicht dem herrn vater zu ge-
fallen gegen dieſe gaͤſte hoͤflich ſtellen muͤſſen.
Merc. Es mag ſeyn: Jch wolte/ er entdeckte mir
ſeine gedancken.
An. Jch gehe und erforſche den gantzen grund.
Merc. Alſo dann erwarte ich gewiſſe nachricht.
An. Sie hat ſich darauff zu verlaſſen.
(Aneſtus und Claudius gehn ab.)
Merc. So hab ich unter drey liebhabern de ſchlim̃-
ſten erwehlt! ach du unbegreiffliche falſchheit/ habe ich
ſo viel krafft gehabt/ dich in die ſtadt zulocken/ da du
nun durch den anblick einer unbekandten und verlauf-
fenen dirne mein gedaͤchtniß ſo leicht vertilgen laͤſt?
wo bleibet nun der eid/ damit du mir/ und/ o ich un-
gluͤckſelige! ich mit dir verbunden bin? wo bleiben die
verſicherungen/ welche mich ſo weit beſtaͤttiget haben/
daß ich mich nun ohne ſchertzen der liebe nicht werde
entaͤuſſern koͤnnen?

(Sie geht etwas in gedancken; Phily-
rus koͤmmt mit Heliconie.)

Ach himmel! iſt kein blitz/ der zwiſchen dieſe laſter-
hafte verbuͤndniß hinein ſchlagen kan! ſol ich dieſes er-
leben/ ehe unſere liebe noch zu der vollkommenen ent-
ſchluͤſſung gediehen iſt/ was wuͤrde ich hernachmahls
vor jammer und betruͤbniß uͤber mich nehmen ſollen?
doch ich muß hoͤren/ was ſie vor meineydige worte
ſchieſſen laſſen.
(Sie tritt auff die ſeithe.)
Hel.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp>
            <p><pb facs="#f0672" n="656"/><fw place="top" type="header">Des Lu&#x017F;t-Spiels</fw><lb/>
terweilen mit worten etwas freygebig/ ich halte Mon&#x017F;.<lb/>
Philyrus i&#x017F;t un&#x017F;chuldig.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Merc.</speaker>
            <p>Jch weiß nicht was mir mein hertze prophe-<lb/>
zeyt. Vielleicht beklage ich meine einfalt/ ehe die &#x017F;tun-<lb/>
de vergeht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>An.</speaker>
            <p>Er wird &#x017F;ich vielleicht dem herrn vater zu ge-<lb/>
fallen gegen die&#x017F;e ga&#x0364;&#x017F;te ho&#x0364;flich &#x017F;tellen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Merc.</speaker>
            <p>Es mag &#x017F;eyn: Jch wolte/ er entdeckte mir<lb/>
&#x017F;eine gedancken.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>An.</speaker>
            <p>Jch gehe und erfor&#x017F;che den gantzen grund.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Merc.</speaker>
            <p>Al&#x017F;o dann erwarte ich gewi&#x017F;&#x017F;e nachricht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>An.</speaker>
            <p>Sie hat &#x017F;ich darauff zu verla&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c">(Ane&#x017F;tus und Claudius gehn ab.)</hi> </stage><lb/>
          <sp>
            <speaker>Merc.</speaker>
            <p>So hab ich unter drey liebhabern de &#x017F;chlim&#x0303;-<lb/>
&#x017F;ten erwehlt! ach du unbegreiffliche fal&#x017F;chheit/ habe ich<lb/>
&#x017F;o viel krafft gehabt/ dich in die &#x017F;tadt zulocken/ da du<lb/>
nun durch den anblick einer unbekandten und verlauf-<lb/>
fenen dirne mein geda&#x0364;chtniß &#x017F;o leicht vertilgen la&#x0364;&#x017F;t?<lb/>
wo bleibet nun der eid/ damit du mir/ und/ o ich un-<lb/>
glu&#x0364;ck&#x017F;elige! ich mit dir verbunden bin? wo bleiben die<lb/>
ver&#x017F;icherungen/ welche mich &#x017F;o weit be&#x017F;ta&#x0364;ttiget haben/<lb/>
daß ich mich nun ohne &#x017F;chertzen der liebe nicht werde<lb/>
enta&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern ko&#x0364;nnen?</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">(Sie geht etwas in gedancken; Phily-<lb/>
rus ko&#x0364;mmt mit Heliconie.)</hi> </stage><lb/>
            <p>Ach himmel! i&#x017F;t kein blitz/ der zwi&#x017F;chen die&#x017F;e la&#x017F;ter-<lb/>
hafte verbu&#x0364;ndniß hinein &#x017F;chlagen kan! &#x017F;ol ich die&#x017F;es er-<lb/>
leben/ ehe un&#x017F;ere liebe noch zu der vollkommenen ent-<lb/>
&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ung gediehen i&#x017F;t/ was wu&#x0364;rde ich hernachmahls<lb/>
vor jammer und betru&#x0364;bniß u&#x0364;ber mich nehmen &#x017F;ollen?<lb/>
doch ich muß ho&#x0364;ren/ was &#x017F;ie vor meineydige worte<lb/>
&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp>
          <stage>(Sie tritt auff die &#x017F;eithe.)</stage><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Hel.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[656/0672] Des Luſt-Spiels terweilen mit worten etwas freygebig/ ich halte Monſ. Philyrus iſt unſchuldig. Merc. Jch weiß nicht was mir mein hertze prophe- zeyt. Vielleicht beklage ich meine einfalt/ ehe die ſtun- de vergeht. An. Er wird ſich vielleicht dem herrn vater zu ge- fallen gegen dieſe gaͤſte hoͤflich ſtellen muͤſſen. Merc. Es mag ſeyn: Jch wolte/ er entdeckte mir ſeine gedancken. An. Jch gehe und erforſche den gantzen grund. Merc. Alſo dann erwarte ich gewiſſe nachricht. An. Sie hat ſich darauff zu verlaſſen. (Aneſtus und Claudius gehn ab.) Merc. So hab ich unter drey liebhabern de ſchlim̃- ſten erwehlt! ach du unbegreiffliche falſchheit/ habe ich ſo viel krafft gehabt/ dich in die ſtadt zulocken/ da du nun durch den anblick einer unbekandten und verlauf- fenen dirne mein gedaͤchtniß ſo leicht vertilgen laͤſt? wo bleibet nun der eid/ damit du mir/ und/ o ich un- gluͤckſelige! ich mit dir verbunden bin? wo bleiben die verſicherungen/ welche mich ſo weit beſtaͤttiget haben/ daß ich mich nun ohne ſchertzen der liebe nicht werde entaͤuſſern koͤnnen? (Sie geht etwas in gedancken; Phily- rus koͤmmt mit Heliconie.) Ach himmel! iſt kein blitz/ der zwiſchen dieſe laſter- hafte verbuͤndniß hinein ſchlagen kan! ſol ich dieſes er- leben/ ehe unſere liebe noch zu der vollkommenen ent- ſchluͤſſung gediehen iſt/ was wuͤrde ich hernachmahls vor jammer und betruͤbniß uͤber mich nehmen ſollen? doch ich muß hoͤren/ was ſie vor meineydige worte ſchieſſen laſſen. (Sie tritt auff die ſeithe.) Hel.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/672
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 656. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/672>, abgerufen am 07.06.2024.