Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite
Erste Handlung.
Anest. Was hast du aber hier verlohren?
Vulg. Jch habe nichts verlohren/ aber gerne möch-
te ich was finden.
An. Vor solchen vögeln schliesst man die thüren zu.
Vulg. Herr/ ihr versteht mich nicht recht/ ich möch-
te was finden/ das ihr mir sollet suchen helffen.
Anest. Siehe da/ wo komme ich zu solcher ehre?
Vulg. Jch sehe keinen menschen/ der mir in dieser
sache besser ansteht.
Anest. Jst diß nicht ein glückseliger tag/ da ich/ als
eine wohl anständige person gerühmet werde.
Vulg. Ey/ es bedeut keine vexiererey/ ich wil den
bettel nur herauß sagen: Mein herr Philyrus hat sich
besonnen/ er wil in die stadt ziehn/ ich sol nur hören/ so
ihn der herr vater haben wil.
Anest. O geh du stock-narr/ mit deinen fabeln; ha-
ben wir mit solcher gewalt nichts ausgerichtet/ so wird
er sich schwerlich mit gutem und ungezwungen erge-
ben.
Vulg. Jch bin gleichwohl deßwegen herein ge-
schickt worden/ ich muß wissen/ was ich vor antwort
soll zurücke bringen.
Anest. Die sache scheint mir aber zu unglaublich.
Vulg. Jch will sie leicht glaublich machen. Seht/
es kam eine hübsche jungfer hinaus/ die hatte sich ein
bißgen ins graß gelegt/ und faullentzte; die hätte Phi-
lyrus lieber bey sich behalten. Doch er hörte gar ei-
nen albern abschied/ daß ihr mit einem bauer-bengel
nicht viel gedienet wäre. Weil er nun ohne die jungfer
nicht leben wil/ so hat er zugesagt/ er wil ein stadt-ben-
gel werden/ wo er das schöne mensch haben soll. Ja/
ist es nicht wahr/ was ich rede/ so wolte ich/ es wüchse
mir
Erſte Handlung.
Aneſt. Was haſt du aber hier verlohren?
Vulg. Jch habe nichts verlohren/ aber gerne moͤch-
te ich was finden.
An. Vor ſolchen voͤgeln ſchlieſſt man die thuͤren zu.
Vulg. Herꝛ/ ihr verſteht mich nicht recht/ ich moͤch-
te was finden/ das ihr mir ſollet ſuchen helffen.
Aneſt. Siehe da/ wo komme ich zu ſolcher ehre?
Vulg. Jch ſehe keinen menſchen/ der mir in dieſer
ſache beſſer anſteht.
Aneſt. Jſt diß nicht ein gluͤckſeliger tag/ da ich/ als
eine wohl anſtaͤndige perſon geruͤhmet werde.
Vulg. Ey/ es bedeut keine vexiererey/ ich wil den
bettel nur herauß ſagen: Mein herꝛ Philyrus hat ſich
beſonnen/ er wil in die ſtadt ziehn/ ich ſol nur hoͤren/ ſo
ihn der herr vater haben wil.
Aneſt. O geh du ſtock-naꝛr/ mit deinen fabeln; ha-
ben wir mit ſolcher gewalt nichts ausgerichtet/ ſo wird
er ſich ſchwerlich mit gutem und ungezwungen erge-
ben.
Vulg. Jch bin gleichwohl deßwegen herein ge-
ſchickt worden/ ich muß wiſſen/ was ich vor antwort
ſoll zuruͤcke bringen.
Aneſt. Die ſache ſcheint mir aber zu unglaublich.
Vulg. Jch will ſie leicht glaublich machen. Seht/
es kam eine huͤbſche jungfer hinaus/ die hatte ſich ein
bißgen ins graß gelegt/ und faullentzte; die haͤtte Phi-
lyrus lieber bey ſich behalten. Doch er hoͤrte gar ei-
nen albern abſchied/ daß ihr mit einem bauer-bengel
nicht viel gedienet waͤre. Weil er nun ohne die jungfer
nicht leben wil/ ſo hat er zugeſagt/ er wil ein ſtadt-ben-
gel werden/ wo er das ſchoͤne menſch haben ſoll. Ja/
iſt es nicht wahr/ was ich rede/ ſo wolte ich/ es wuͤchſe
mir
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0623" n="607"/>
          <fw place="top" type="header">Er&#x017F;te Handlung.</fw><lb/>
          <sp>
            <speaker>Ane&#x017F;t.</speaker>
            <p>Was ha&#x017F;t du aber hier verlohren?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Jch habe nichts verlohren/ aber gerne mo&#x0364;ch-<lb/>
te ich was finden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>An.</speaker>
            <p>Vor &#x017F;olchen vo&#x0364;geln &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;t man die thu&#x0364;ren zu.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Her&#xA75B;/ ihr ver&#x017F;teht mich nicht recht/ ich mo&#x0364;ch-<lb/>
te was finden/ das ihr mir &#x017F;ollet &#x017F;uchen helffen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Ane&#x017F;t.</speaker>
            <p>Siehe da/ wo komme ich zu &#x017F;olcher ehre?</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Jch &#x017F;ehe keinen men&#x017F;chen/ der mir in die&#x017F;er<lb/>
&#x017F;ache be&#x017F;&#x017F;er an&#x017F;teht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Ane&#x017F;t.</speaker>
            <p>J&#x017F;t diß nicht ein glu&#x0364;ck&#x017F;eliger tag/ da ich/ als<lb/>
eine wohl an&#x017F;ta&#x0364;ndige per&#x017F;on geru&#x0364;hmet werde.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Ey/ es bedeut keine vexiererey/ ich wil den<lb/>
bettel nur herauß &#x017F;agen: Mein her&#xA75B; Philyrus hat &#x017F;ich<lb/>
be&#x017F;onnen/ er wil in die &#x017F;tadt ziehn/ ich &#x017F;ol nur ho&#x0364;ren/ &#x017F;o<lb/>
ihn der herr vater haben wil.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Ane&#x017F;t.</speaker>
            <p>O geh du &#x017F;tock-na&#xA75B;r/ mit deinen fabeln; ha-<lb/>
ben wir mit &#x017F;olcher gewalt nichts ausgerichtet/ &#x017F;o wird<lb/>
er &#x017F;ich &#x017F;chwerlich mit gutem und ungezwungen erge-<lb/>
ben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Jch bin gleichwohl deßwegen herein ge-<lb/>
&#x017F;chickt worden/ ich muß wi&#x017F;&#x017F;en/ was ich vor antwort<lb/>
&#x017F;oll zuru&#x0364;cke bringen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Ane&#x017F;t.</speaker>
            <p>Die &#x017F;ache &#x017F;cheint mir aber zu unglaublich.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Vulg.</speaker>
            <p>Jch will &#x017F;ie leicht glaublich machen. Seht/<lb/>
es kam eine hu&#x0364;b&#x017F;che jungfer hinaus/ die hatte &#x017F;ich ein<lb/>
bißgen ins graß gelegt/ und faullentzte; die ha&#x0364;tte Phi-<lb/>
lyrus lieber bey &#x017F;ich behalten. Doch er ho&#x0364;rte gar ei-<lb/>
nen albern ab&#x017F;chied/ daß ihr mit einem bauer-bengel<lb/>
nicht viel gedienet wa&#x0364;re. Weil er nun ohne die jungfer<lb/>
nicht leben wil/ &#x017F;o hat er zuge&#x017F;agt/ er wil ein &#x017F;tadt-ben-<lb/>
gel werden/ wo er das &#x017F;cho&#x0364;ne men&#x017F;ch haben &#x017F;oll. Ja/<lb/>
i&#x017F;t es nicht wahr/ was ich rede/ &#x017F;o wolte ich/ es wu&#x0364;ch&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mir</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[607/0623] Erſte Handlung. Aneſt. Was haſt du aber hier verlohren? Vulg. Jch habe nichts verlohren/ aber gerne moͤch- te ich was finden. An. Vor ſolchen voͤgeln ſchlieſſt man die thuͤren zu. Vulg. Herꝛ/ ihr verſteht mich nicht recht/ ich moͤch- te was finden/ das ihr mir ſollet ſuchen helffen. Aneſt. Siehe da/ wo komme ich zu ſolcher ehre? Vulg. Jch ſehe keinen menſchen/ der mir in dieſer ſache beſſer anſteht. Aneſt. Jſt diß nicht ein gluͤckſeliger tag/ da ich/ als eine wohl anſtaͤndige perſon geruͤhmet werde. Vulg. Ey/ es bedeut keine vexiererey/ ich wil den bettel nur herauß ſagen: Mein herꝛ Philyrus hat ſich beſonnen/ er wil in die ſtadt ziehn/ ich ſol nur hoͤren/ ſo ihn der herr vater haben wil. Aneſt. O geh du ſtock-naꝛr/ mit deinen fabeln; ha- ben wir mit ſolcher gewalt nichts ausgerichtet/ ſo wird er ſich ſchwerlich mit gutem und ungezwungen erge- ben. Vulg. Jch bin gleichwohl deßwegen herein ge- ſchickt worden/ ich muß wiſſen/ was ich vor antwort ſoll zuruͤcke bringen. Aneſt. Die ſache ſcheint mir aber zu unglaublich. Vulg. Jch will ſie leicht glaublich machen. Seht/ es kam eine huͤbſche jungfer hinaus/ die hatte ſich ein bißgen ins graß gelegt/ und faullentzte; die haͤtte Phi- lyrus lieber bey ſich behalten. Doch er hoͤrte gar ei- nen albern abſchied/ daß ihr mit einem bauer-bengel nicht viel gedienet waͤre. Weil er nun ohne die jungfer nicht leben wil/ ſo hat er zugeſagt/ er wil ein ſtadt-ben- gel werden/ wo er das ſchoͤne menſch haben ſoll. Ja/ iſt es nicht wahr/ was ich rede/ ſo wolte ich/ es wuͤchſe mir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die für das DTA ausgewählte Ausgabe von 1701 vere… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/623
Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/623>, abgerufen am 22.11.2024.