Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Des Lust-Spiels dern/ und wenn ich mein lebtage keinen schaden neh-men solte. Claud. Das war dir zu rathen/ sonst hätte ich dich schon in stücken zerhauen/ daß die raben desto besser zu deinen caldaunen kommen wären; So mag es seyn: du begibst dich des mantels selber; Ergo ist er meine. (Geht ab.) Vulg. Du begiebst dich des mantels selber; Ergo ist er meine: Das war ein cause aus der stadt; doch/ was mach ich? unser schultze spricht: Umb fünff gül- den könne man einen dieb hencken; nun ist mein man- tel nur vierdtehalb gülden wehrt: Es dauert mich/ daß ich meine güldene galonen nicht drauff gebremt habe/ die kosten gleich anderthalb gülden/ damit wäre der bischof in der feld-capelle fertig; nun was hilfts/ es geht in der welt so zu: An die armen land-leuthe wischt jederman die - - - pantoffeln. (Geht ab.) Mercurie. Mechanie. Commodus: Merc. Ach alter vater! wo führet ihr mich hin. Com. Gebt euch zufrieden ihr sollet wohl versorget seyn. Merc. Jch möchte aber wissen/ wohin die reise geht? Com. An einen orth/ da es euch besser gehen soll/ als bißher. Merc. Wo kan eine vater- und mutterlose person groß glücke antreffen? Com. Liebste Mercurie/ ich kan euch die gantze sa- che länger nicht verhalten; als eure selige mutter Mar- tia nunmehr mit dem tode zu ringen begunte/ winckte sie denen umbstehenden/ daß sie etwas zurücke weichen musten/ und gab mir hernach mals in höchster vertrau- ligkeit diesen befehl/ ich solte alle sachen fleissig zusam- men
Des Luſt-Spiels dern/ und wenn ich mein lebtage keinen ſchaden neh-men ſolte. Claud. Das war dir zu rathen/ ſonſt haͤtte ich dich ſchon in ſtuͤcken zerhauen/ daß die raben deſto beſſer zu deinen caldaunen kommen waͤren; So mag es ſeyn: du begibſt dich des mantels ſelber; Ergo iſt er meine. (Geht ab.) Vulg. Du begiebſt dich des mantels ſelber; Ergo iſt er meine: Das war ein cauſe aus der ſtadt; doch/ was mach ich? unſer ſchultze ſpricht: Umb fuͤnff guͤl- den koͤnne man einen dieb hencken; nun iſt mein man- tel nur vierdtehalb guͤlden wehrt: Es dauert mich/ daß ich meine guͤldene galonen nicht drauff gebremt habe/ die koſten gleich anderthalb guͤlden/ damit waͤre der biſchof in der feld-capelle fertig; nun was hilfts/ es geht in der welt ſo zu: An die armen land-leuthe wiſcht jederman die ‒ ‒ ‒ pantoffeln. (Geht ab.) Mercurie. Mechanie. Commodus: Merc. Ach alter vater! wo fuͤhret ihr mich hin. Com. Gebt euch zufrieden ihr ſollet wohl verſorget ſeyn. Merc. Jch moͤchte aber wiſſẽ/ wohin die reiſe geht? Com. An einen orth/ da es euch beſſer gehen ſoll/ als bißher. Merc. Wo kan eine vater- und mutterloſe perſon groß gluͤcke antreffen? Com. Liebſte Mercurie/ ich kan euch die gantze ſa- che laͤnger nicht verhaltẽ; als eure ſelige mutter Mar- tia nunmehr mit dem tode zu ringen begunte/ winckte ſie denen umbſtehenden/ daß ſie etwas zuruͤcke weichen muſten/ und gab mir hernach mals in hoͤchſter vertrau- ligkeit dieſen befehl/ ich ſolte alle ſachen fleiſſig zuſam- men
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Des Luſt-Spiels
dern/ und wenn ich mein lebtage keinen ſchaden neh-
men ſolte.
Claud. Das war dir zu rathen/ ſonſt haͤtte ich dich
ſchon in ſtuͤcken zerhauen/ daß die raben deſto beſſer zu
deinen caldaunen kommen waͤren; So mag es ſeyn:
du begibſt dich des mantels ſelber; Ergo iſt er meine.
(Geht ab.)
Vulg. Du begiebſt dich des mantels ſelber; Ergo
iſt er meine: Das war ein cauſe aus der ſtadt; doch/
was mach ich? unſer ſchultze ſpricht: Umb fuͤnff guͤl-
den koͤnne man einen dieb hencken; nun iſt mein man-
tel nur vierdtehalb guͤlden wehrt: Es dauert mich/
daß ich meine guͤldene galonen nicht drauff gebremt
habe/ die koſten gleich anderthalb guͤlden/ damit waͤre
der biſchof in der feld-capelle fertig; nun was hilfts/
es geht in der welt ſo zu: An die armen land-leuthe
wiſcht jederman die ‒ ‒ ‒ pantoffeln.
(Geht ab.)
Mercurie. Mechanie. Commodus:
Merc. Ach alter vater! wo fuͤhret ihr mich hin.
Com. Gebt euch zufrieden ihr ſollet wohl verſorget
ſeyn.
Merc. Jch moͤchte aber wiſſẽ/ wohin die reiſe geht?
Com. An einen orth/ da es euch beſſer gehen ſoll/
als bißher.
Merc. Wo kan eine vater- und mutterloſe perſon
groß gluͤcke antreffen?
Com. Liebſte Mercurie/ ich kan euch die gantze ſa-
che laͤnger nicht verhaltẽ; als eure ſelige mutter Mar-
tia nunmehr mit dem tode zu ringen begunte/ winckte
ſie denen umbſtehenden/ daß ſie etwas zuruͤcke weichen
muſten/ und gab mir hernach mals in hoͤchſter vertrau-
ligkeit dieſen befehl/ ich ſolte alle ſachen fleiſſig zuſam-
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/606>, abgerufen am 21.07.2024. |