Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.Der beschützten Unschuld Cam. Ach ist jemand der mich im finstern trösten will/ oder soll ich mir das leben absprechen lassen? Borg. Gebt euch zu frieden Signor Camillo/ der jenige besucht euch/ der euch gerne wolte geholffen wissen. Cam. Wie kan jemand mein glücke begehren/ da mir die gantze welt zu wider ist? Borg. Euer vermeynter feind/ doch euer bester hertzens-freund Borgia wünscht/ euch glückselig zu sehen. Cam. Ach Borgia lasset euch gnung seyn/ daß ich sterben muß/ nur spottet meiner im tode nicht. Borg. Wem spotte ich? der gantze hof weiß/ daß ich diese stunde meine gnade und mein glücke eurent- wegen in die schantze geschlagen habe. Cam. Jch will an eurem verderben keine ursache seyn. Borg. Jch aber wil den Camillo lieben/ ob er gleich undanckbar ist. Cam. Wer meinen tod und meinen untergang wünschet/ der kan mich nicht lieben. Borg. Der himmel straffe mich/ und mache mei- nen segen zu nichte/ wofern mich Camillo einiger falsch- heit beschuldigen kan. Cam. Borgia hat sich mehr ursachen eingebildet mich zu hassen/ als mir behülfflich zu seyn. Borg. Das ist von meinen feinden verhast vorge- bracht worden. Cam. Es sey also/ ich will lieber sterben/ als dem Borgia vor mein leben dancken. Borg. Jst denn keine versicherung in der welt/ da- mit ich meine gedancken von dem verdacht entschütten kan?
Der beſchuͤtzten Unſchuld Cam. Ach iſt jemand der mich im finſtern troͤſten will/ oder ſoll ich mir das leben abſprechen laſſen? Borg. Gebt euch zu frieden Signor Camillo/ der jenige beſucht euch/ der euch gerne wolte geholffen wiſſen. Cam. Wie kan jemand mein gluͤcke begehren/ da mir die gantze welt zu wider iſt? Borg. Euer vermeynter feind/ doch euer beſter hertzens-freund Borgia wuͤnſcht/ euch gluͤckſelig zu ſehen. Cam. Ach Borgia laſſet euch gnung ſeyn/ daß ich ſterben muß/ nur ſpottet meiner im tode nicht. Borg. Wem ſpotte ich? der gantze hof weiß/ daß ich dieſe ſtunde meine gnade und mein gluͤcke eurent- wegen in die ſchantze geſchlagen habe. Cam. Jch will an eurem verderben keine urſache ſeyn. Borg. Jch aber wil den Camillo lieben/ ob er gleich undanckbar iſt. Cam. Wer meinen tod und meinen untergang wuͤnſchet/ der kan mich nicht lieben. Borg. Der himmel ſtraffe mich/ und mache mei- nen ſegen zu nichte/ wofeꝛn mich Camillo einiger falſch- heit beſchuldigen kan. Cam. Borgia hat ſich mehr urſachen eingebildet mich zu haſſen/ als mir behuͤlfflich zu ſeyn. Borg. Das iſt von meinen feinden verhaſt vorge- bracht worden. Cam. Es ſey alſo/ ich will lieber ſterben/ als dem Borgia vor mein leben dancken. Borg. Jſt denn keine verſicherung in der welt/ da- mit ich meine gedancken von dem verdacht entſchuͤtten kan?
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Der beſchuͤtzten Unſchuld
Cam. Ach iſt jemand der mich im finſtern troͤſten
will/ oder ſoll ich mir das leben abſprechen laſſen?
Borg. Gebt euch zu frieden Signor Camillo/ der
jenige beſucht euch/ der euch gerne wolte geholffen
wiſſen.
Cam. Wie kan jemand mein gluͤcke begehren/ da
mir die gantze welt zu wider iſt?
Borg. Euer vermeynter feind/ doch euer beſter
hertzens-freund Borgia wuͤnſcht/ euch gluͤckſelig zu
ſehen.
Cam. Ach Borgia laſſet euch gnung ſeyn/ daß ich
ſterben muß/ nur ſpottet meiner im tode nicht.
Borg. Wem ſpotte ich? der gantze hof weiß/ daß
ich dieſe ſtunde meine gnade und mein gluͤcke eurent-
wegen in die ſchantze geſchlagen habe.
Cam. Jch will an eurem verderben keine urſache
ſeyn.
Borg. Jch aber wil den Camillo lieben/ ob er gleich
undanckbar iſt.
Cam. Wer meinen tod und meinen untergang
wuͤnſchet/ der kan mich nicht lieben.
Borg. Der himmel ſtraffe mich/ und mache mei-
nen ſegen zu nichte/ wofeꝛn mich Camillo einiger falſch-
heit beſchuldigen kan.
Cam. Borgia hat ſich mehr urſachen eingebildet
mich zu haſſen/ als mir behuͤlfflich zu ſeyn.
Borg. Das iſt von meinen feinden verhaſt vorge-
bracht worden.
Cam. Es ſey alſo/ ich will lieber ſterben/ als dem
Borgia vor mein leben dancken.
Borg. Jſt denn keine verſicherung in der welt/ da-
mit ich meine gedancken von dem verdacht entſchuͤtten
kan?
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/560>, abgerufen am 17.06.2024. |