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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Der betrübten u. getrösteten Galathee
Acis. Jst dieses mein betrug/ willkommen meine weide/
Gal. Jst diß mein unverstand/ willkommen meine freude.
Acis. Jch habe sie gesucht mit grosser bangigkeit/
Gal. Was man nicht finden wil das sucht man lange zeit.
Acis. Wer etwas finden soll dem darf mans nicht verstecken.
Gal. Die keuschheit nimt die flucht und wil die gunst erwecken:
Ac. Die gunst wird zwar erweckt/ und gleichwol auch betrübt/
Gal. Das thut ein heuchler nur der nicht von hertzen liebt.
Acis. So werd ich auch von ihr zu dieser zahl geschlagen/
Gal. Hierüber muß ich ihn umb seine meinung fragen.
Acis. Jch lieb und ehre sie ohn allen unbestand/
Gal. Die worte sind mir schon vordessen auch bekand.
Acis. Wenn sie die worte weiß/ so glaubt sie auch der sache/
Gal. Wie aber wenn ich mir vergebne freude mache.
Acis. Jch schwere bey der welt und bey der himmels-stadt/
Gal. Er ist der erste nicht/ der so geschwohren hat.
Acis. Die sonne sol unten am berge spatzieren/
Die flüße sollen auffwerts gehn/
Das feuer sol flammen uud hitze verlieren/
Der himmel selbst soll stille stehn/
Wofern ich die rechte der heiligen liebe
Mit einiger falschheit im minsten betrübe.
Gal. So hab ich ihn wiederum bange gemacht
Und ihn umb einen schwur gebracht/
Er geb sich zufrieden und dencke daran
Daß ich von ihm nicht zweiffeln kan/
Jch treibe seyn hertze
Nur gleichsam im schertze
Zu neuer versichrung an/
Sonst bin ich seyn leben und heisse seyn liecht
Biß mir der lebens faden bricht.
Ac. Galathee du preiß der erden
Meiner seelen meisterinn/
Soll ich nun vergnüget werden
Weil ich dir vereinigt bin/
Ach gieb mir/ schönste zier
Hand
Der betruͤbten u. getroͤſteten Galathee
Acis. Jſt dieſes mein betrug/ willkommen meine weide/
Gal. Jſt diß mein unverſtand/ willkommen meine freude.
Acis. Jch habe ſie geſucht mit groſſer bangigkeit/
Gal. Was man nicht finden wil das ſucht man lange zeit.
Acis. Wer etwas finden ſoll dem darf mans nicht verſteckẽ.
Gal. Die keuſchheit nimt die flucht uñ wil die gunſt erweckẽ:
Ac. Die gunſt wird zwar erweckt/ uñ gleichwol auch betruͤbt/
Gal. Das thut ein heuchler nur der nicht von hertzen liebt.
Acis. So werd ich auch von ihr zu dieſer zahl geſchlagen/
Gal. Hieruͤber muß ich ihn umb ſeine meinung fragen.
Acis. Jch lieb und ehre ſie ohn allen unbeſtand/
Gal. Die worte ſind mir ſchon vordeſſen auch bekand.
Acis. Wenn ſie die worte weiß/ ſo glaubt ſie auch der ſache/
Gal. Wie aber wenn ich mir vergebne freude mache.
Acis. Jch ſchwere bey der welt und bey der himmels-ſtadt/
Gal. Er iſt der erſte nicht/ der ſo geſchwohren hat.
Acis. Die ſonne ſol unten am berge ſpatzieren/
Die fluͤße ſollen auffwerts gehn/
Das feuer ſol flammen uud hitze verlieren/
Der himmel ſelbſt ſoll ſtille ſtehn/
Wofern ich die rechte der heiligen liebe
Mit einiger falſchheit im minſten betruͤbe.
Gal. So hab ich ihn wiederum bange gemacht
Und ihn umb einen ſchwur gebracht/
Er geb ſich zufrieden und dencke daran
Daß ich von ihm nicht zweiffeln kan/
Jch treibe ſeyn hertze
Nur gleichſam im ſchertze
Zu neuer verſichrung an/
Sonſt bin ich ſeyn leben und heiſſe ſeyn liecht
Biß mir der lebens faden bricht.
Ac. Galathee du preiß der erden
Meiner ſeelen meiſterinn/
Soll ich nun vergnuͤget werden
Weil ich dir vereinigt bin/
Ach gieb mir/ ſchoͤnſte zier
Hand
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[424/0440] Der betruͤbten u. getroͤſteten Galathee Acis. Jſt dieſes mein betrug/ willkommen meine weide/ Gal. Jſt diß mein unverſtand/ willkommen meine freude. Acis. Jch habe ſie geſucht mit groſſer bangigkeit/ Gal. Was man nicht finden wil das ſucht man lange zeit. Acis. Wer etwas finden ſoll dem darf mans nicht verſteckẽ. Gal. Die keuſchheit nimt die flucht uñ wil die gunſt erweckẽ: Ac. Die gunſt wird zwar erweckt/ uñ gleichwol auch betruͤbt/ Gal. Das thut ein heuchler nur der nicht von hertzen liebt. Acis. So werd ich auch von ihr zu dieſer zahl geſchlagen/ Gal. Hieruͤber muß ich ihn umb ſeine meinung fragen. Acis. Jch lieb und ehre ſie ohn allen unbeſtand/ Gal. Die worte ſind mir ſchon vordeſſen auch bekand. Acis. Wenn ſie die worte weiß/ ſo glaubt ſie auch der ſache/ Gal. Wie aber wenn ich mir vergebne freude mache. Acis. Jch ſchwere bey der welt und bey der himmels-ſtadt/ Gal. Er iſt der erſte nicht/ der ſo geſchwohren hat. Acis. Die ſonne ſol unten am berge ſpatzieren/ Die fluͤße ſollen auffwerts gehn/ Das feuer ſol flammen uud hitze verlieren/ Der himmel ſelbſt ſoll ſtille ſtehn/ Wofern ich die rechte der heiligen liebe Mit einiger falſchheit im minſten betruͤbe. Gal. So hab ich ihn wiederum bange gemacht Und ihn umb einen ſchwur gebracht/ Er geb ſich zufrieden und dencke daran Daß ich von ihm nicht zweiffeln kan/ Jch treibe ſeyn hertze Nur gleichſam im ſchertze Zu neuer verſichrung an/ Sonſt bin ich ſeyn leben und heiſſe ſeyn liecht Biß mir der lebens faden bricht. Ac. Galathee du preiß der erden Meiner ſeelen meiſterinn/ Soll ich nun vergnuͤget werden Weil ich dir vereinigt bin/ Ach gieb mir/ ſchoͤnſte zier Hand

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/440>, abgerufen am 15.06.2024.