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Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701.

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Uberfl. gedancken andere gattung
Ros. Endlich wollen wir leute verschaffen/ die es
an unserer stelle verrichten.
Fill. Jch bin es auch zufrieden/ nur dieses nehm ich
auß/ dieselbe jungfer die einen eyd thun kan/ daß sie vor
dem 16 jahre an keinen liebsten gedacht hat/ die sol
den ersten streich thun.
Ros. Wäre es sonst meine gelegenheit/ so wolte ich
auf diß wol schweren. Jch bin seit Michael in das sie-
benzehnde jahr gegangen/ und kan wol sagen/ daß ich
biß auff diese stunde an keinen gedacht habe.
Fill. Es sind zwey fragen. Ob sie an keinen lieb-
sten gedacht hat/ und darnach ob sie in das siebenzehn-
de jahr geht. Das erste glaube ich nicht: Denn sie mü-
ste kein mensch seyn/ und kein fleisch und blut haben.
Das andere aber gebe ich nicht gerne zu: Denn sie ha-
ben schon vor drey jahren davon geredt/ es wird ja ein-
mahl wahr seyn.
Ros. Was heissen aber die narrenpossen/ er könte
einen in das geschrey bringen/ als wenn man noch so
alt wäre.
Fill. Meine liebste Rosette/ sie werde doch nicht bö-
se: Sie versteh mich nur recht. Vor drey jahren gieng
sie in das vierzehnde jahr/ da hat man nothwen dig
müssen davon reden/ daß sie über drey jahr würde in
das 17 gehen. Und sind das nicht händel/ ich rede die-
se stunde davon/ daß sie über dreyzehn jahr wird in das
dreißigste gehn. Habe ich denn gelogen?
Ros. Jch mag mich mit ihm nicht verwirren/ er
redet ins gelach hinein/ darnach soll es gnug seyn/ daß
er einen possen drüber her macht.
Lis. Herr Filltdor ist wie die bösen köche/ wenn sie
das essen verderbt haben/ giessen sie eine sauere zwiebel-
tütsche
Uberfl. gedancken andere gattung
Roſ. Endlich wollen wir leute verſchaffen/ die es
an unſerer ſtelle verrichten.
Fill. Jch bin es auch zufrieden/ nur dieſes nehm ich
auß/ dieſelbe jungfer die einen eyd thun kan/ daß ſie vor
dem 16 jahre an keinen liebſten gedacht hat/ die ſol
den erſten ſtreich thun.
Roſ. Waͤre es ſonſt meine gelegenheit/ ſo wolte ich
auf diß wol ſchweren. Jch bin ſeit Michael in das ſie-
benzehnde jahr gegangen/ und kan wol ſagen/ daß ich
biß auff dieſe ſtunde an keinen gedacht habe.
Fill. Es ſind zwey fragen. Ob ſie an keinen lieb-
ſten gedacht hat/ und darnach ob ſie in das ſiebenzehn-
de jahr geht. Das erſte glaube ich nicht: Denn ſie muͤ-
ſte kein menſch ſeyn/ und kein fleiſch und blut haben.
Das andere aber gebe ich nicht gerne zu: Denn ſie ha-
ben ſchon vor drey jahren davon geredt/ es wird ja ein-
mahl wahr ſeyn.
Roſ. Was heiſſen aber die narrenpoſſen/ er koͤnte
einen in das geſchrey bringen/ als wenn man noch ſo
alt waͤre.
Fill. Meine liebſte Roſette/ ſie werde doch nicht boͤ-
ſe: Sie verſteh mich nur recht. Vor drey jahren gieng
ſie in das vierzehnde jahr/ da hat man nothwen dig
muͤſſen davon reden/ daß ſie uͤber drey jahr wuͤrde in
das 17 gehen. Und ſind das nicht haͤndel/ ich rede die-
ſe ſtunde davon/ daß ſie uͤber dreyzehn jahr wird in das
dreißigſte gehn. Habe ich denn gelogen?
Roſ. Jch mag mich mit ihm nicht verwirren/ er
redet ins gelach hinein/ darnach ſoll es gnug ſeyn/ daß
er einen poſſen druͤber her macht.
Liſ. Herr Filltdor iſt wie die boͤſen koͤche/ wenn ſie
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tuͤtſche
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[376/0392] Uberfl. gedancken andere gattung Roſ. Endlich wollen wir leute verſchaffen/ die es an unſerer ſtelle verrichten. Fill. Jch bin es auch zufrieden/ nur dieſes nehm ich auß/ dieſelbe jungfer die einen eyd thun kan/ daß ſie vor dem 16 jahre an keinen liebſten gedacht hat/ die ſol den erſten ſtreich thun. Roſ. Waͤre es ſonſt meine gelegenheit/ ſo wolte ich auf diß wol ſchweren. Jch bin ſeit Michael in das ſie- benzehnde jahr gegangen/ und kan wol ſagen/ daß ich biß auff dieſe ſtunde an keinen gedacht habe. Fill. Es ſind zwey fragen. Ob ſie an keinen lieb- ſten gedacht hat/ und darnach ob ſie in das ſiebenzehn- de jahr geht. Das erſte glaube ich nicht: Denn ſie muͤ- ſte kein menſch ſeyn/ und kein fleiſch und blut haben. Das andere aber gebe ich nicht gerne zu: Denn ſie ha- ben ſchon vor drey jahren davon geredt/ es wird ja ein- mahl wahr ſeyn. Roſ. Was heiſſen aber die narrenpoſſen/ er koͤnte einen in das geſchrey bringen/ als wenn man noch ſo alt waͤre. Fill. Meine liebſte Roſette/ ſie werde doch nicht boͤ- ſe: Sie verſteh mich nur recht. Vor drey jahren gieng ſie in das vierzehnde jahr/ da hat man nothwen dig muͤſſen davon reden/ daß ſie uͤber drey jahr wuͤrde in das 17 gehen. Und ſind das nicht haͤndel/ ich rede die- ſe ſtunde davon/ daß ſie uͤber dreyzehn jahr wird in das dreißigſte gehn. Habe ich denn gelogen? Roſ. Jch mag mich mit ihm nicht verwirren/ er redet ins gelach hinein/ darnach ſoll es gnug ſeyn/ daß er einen poſſen druͤber her macht. Liſ. Herr Filltdor iſt wie die boͤſen koͤche/ wenn ſie das eſſen verderbt haben/ gieſſen ſie eine ſauere zwiebel- tuͤtſche

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Überflüßige Gedancken Der grünenden jugend. Leipzig, 1701, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_jugend_1701/392>, abgerufen am 11.06.2024.