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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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durch einen Diener hinschickten/ mit vermel-
den/ es wären etliche frembde Leute im
Wirthshause/ welche inständig bitten liessen
eine Stunde zu benennen/ an welcher sie
ihm ohn grosse verhinderniß auffwarten kön-
ten. Der Gelehrte Mann nahm so wol den
Brieff/ als die beygefügte Complimente mit
aller Höff igkeit an/ und sagte/ es wäre ihm
allezeit gelegen vornehmen Leuten dienstfertig
auffzuwarten/ doch solte es ihm lieber seyn/
wenn sie nach Tische umb 1. Uhr sich einstellen
wolten. Solche Stunde nahmen sie in
Acht/ und gieng Gelanor mit dem Florindo
allein dahin/ da sie denn mit vielfältigen
Ehrbezeigungen in die wolangelegte Stu-
dierstube geführet worden/ und mit Ver-
wunderung ansehen müssen/ wie alle Wände
mit den schönsten repositoriis bekleidet/ die
Bücher in lauter Frantzösischen Bänden
mit vergüldten Rücken außgebutzet/ und
sonst alles so zierlich außgeführet war/
daß man vermeynte/ wenn Apollo selbst da re-
sidiren
wolte/ so würde ihm das Quartier nit
schimpflich oder geringe seyn. Dazu wuste der
ruhmräthige Besitzer die curieusen Gäste in
ihrer Verwunderung wohl zu unterhalten/
denn da zeigte er auf seine Bücher: dieses
habe ich erst vor 8. Tagen aus Franckreich

bekom-


durch einen Diener hinſchickten/ mit vermel-
den/ es waͤren etliche frembde Leute im
Wirthshauſe/ welche inſtaͤndig bitten lieſſen
eine Stunde zu benennen/ an welcher ſie
ihm ohn groſſe verhinderniß auffwarten koͤn-
ten. Der Gelehrte Mann nahm ſo wol den
Brieff/ als die beygefuͤgte Complimente mit
aller Hoͤff igkeit an/ und ſagte/ es waͤre ihm
allezeit gelegen vornehmen Leuten dienſtfertig
auffzuwarten/ doch ſolte es ihm lieber ſeyn/
wenn ſie nach Tiſche umb 1. Uhr ſich einſtellen
wolten. Solche Stunde nahmen ſie in
Acht/ und gieng Gelanor mit dem Florindo
allein dahin/ da ſie denn mit vielfaͤltigen
Ehrbezeigungen in die wolangelegte Stu-
dierſtube gefuͤhret worden/ und mit Ver-
wunderung anſehen muͤſſen/ wie alle Waͤnde
mit den ſchoͤnſten repoſitoriis bekleidet/ die
Buͤcher in lauter Frantzoͤſiſchen Baͤnden
mit verguͤldten Ruͤcken außgebutzet/ und
ſonſt alles ſo zierlich außgefuͤhret war/
daß man vermeynte/ wenn Apollo ſelbſt da re-
ſidiren
wolte/ ſo wuͤrde ihm das Quartier nit
ſchimpflich oder geringe ſeyn. Dazu wuſte der
ruhmraͤthige Beſitzer die curieuſen Gaͤſte in
ihrer Verwunderung wohl zu unterhalten/
denn da zeigte er auf ſeine Buͤcher: dieſes
habe ich erſt vor 8. Tagen aus Franckreich

bekom-
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[47/0053] durch einen Diener hinſchickten/ mit vermel- den/ es waͤren etliche frembde Leute im Wirthshauſe/ welche inſtaͤndig bitten lieſſen eine Stunde zu benennen/ an welcher ſie ihm ohn groſſe verhinderniß auffwarten koͤn- ten. Der Gelehrte Mann nahm ſo wol den Brieff/ als die beygefuͤgte Complimente mit aller Hoͤff igkeit an/ und ſagte/ es waͤre ihm allezeit gelegen vornehmen Leuten dienſtfertig auffzuwarten/ doch ſolte es ihm lieber ſeyn/ wenn ſie nach Tiſche umb 1. Uhr ſich einſtellen wolten. Solche Stunde nahmen ſie in Acht/ und gieng Gelanor mit dem Florindo allein dahin/ da ſie denn mit vielfaͤltigen Ehrbezeigungen in die wolangelegte Stu- dierſtube gefuͤhret worden/ und mit Ver- wunderung anſehen muͤſſen/ wie alle Waͤnde mit den ſchoͤnſten repoſitoriis bekleidet/ die Buͤcher in lauter Frantzoͤſiſchen Baͤnden mit verguͤldten Ruͤcken außgebutzet/ und ſonſt alles ſo zierlich außgefuͤhret war/ daß man vermeynte/ wenn Apollo ſelbſt da re- ſidiren wolte/ ſo wuͤrde ihm das Quartier nit ſchimpflich oder geringe ſeyn. Dazu wuſte der ruhmraͤthige Beſitzer die curieuſen Gaͤſte in ihrer Verwunderung wohl zu unterhalten/ denn da zeigte er auf ſeine Buͤcher: dieſes habe ich erſt vor 8. Tagen aus Franckreich bekom-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/53>, abgerufen am 24.11.2024.