Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.Mein Hertz/ meine Seele/ meine Göttin. Deine Furcht tödtet mich/ deine Liebe er- Meiner lieb-werthesten Silvie unbefleckter und unveränderter Florindo. Gelanor schüttelte zwar etlichmahl den Kopff
Mein Hertz/ meine Seele/ meine Goͤttin. Deine Furcht toͤdtet mich/ deine Liebe er- Meiner lieb-wertheſten Silvie unbefleckter und unveraͤnderter Florindo. Gelanor ſchuͤttelte zwar etlichmahl den Kopff
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Mein Hertz/ meine Seele/ meine
Goͤttin.
Deine Furcht toͤdtet mich/ deine Liebe er-
quicket mich/ ich ſterbe uͤber deinen Mißtrau-
en/ und erhalte mich bey meinen guten Gewiſ-
ſen. Meine Liebſte rufft mir/ und mein Ver-
haͤngniß haͤlt mich zu ruͤcke. Jch wil etwas/
und darfſ nicht ſagen/ was ich will. O mein
liebſtes Hertz/ vergib deinem diener/ daß er ſo
verwirrt ſchreibt/ darauß ſolſt du meine ver-
wirrte Seele erkennen und beklagen lernen/
ach wie gern waͤre ich zu Hauſe! haͤtte mir
mein Unſtern nicht einen Hoffmeiſter zuge-
fuͤhret/ der ſeine Luſt in der Welt ſuchte/ unter
dem Vorwand/ mir zu Nutzen/ da ich doch
den Mittelpunet aller meiner Nutzbarkeit in
die Feſte geſtellet habe/ du biſt meine Reiſe/ da-
hin ich meine Gedancken abfertige/ wenn gleich
der Leib ſichtbarlicher Weiſe anderswo ge-
fangen lebt. Jch weiß du biſt dem Schwe-
ren feind; ſonſt wolte ich alles zu Zeugen an-
ruffen/ daß ich ſo wohl aͤuſſerlich/ als im Her-
tzen ſtets dahin getrachtet zu verbleiben
Meiner lieb-wertheſten Silvie
unbefleckter und unveraͤnderter
Florindo.
Gelanor ſchuͤttelte zwar etlichmahl den
Kopff
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