Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite


Und gleich wie es einem hochweisen Richter-
lichen Ammte an Mitteln nicht ermangelt/ ihn
auf vorhergegangene Wegerung dahin an
zuhalten/ also verspricht Kläger etc.

Mehr dergleichen schöne libelli kamen vor/
die der Richter/ als ein sonderlicher Liebhaber
dergleichen Händel colligirt hatte. Einer
klagte den Nachbar an/ er habe einen
Schweinsdarm mit einem Ende an den
Röhrkasten und mit dem andern in sein Keller-
loch geleget/ dadurch der Keller voll Wasser
worden/ und als er solches per legitimam re-
torsionem
wollen nachthun/ sey er mit allen
Haußgenossen herauß gefallen und habe ihm
Schläge darzu gegeben. Der Andere be-
schwerte sich über Titium, er habe einen Chur-
fürstlichen Reichsthaler in ein Schnuptuch
gebunden/ und solchen an die Decke gehan-
gen/ mit Versprechen/ wer ihn mit dem Mau-
le erschnappen würde/ der solte ihn behalten.
Allein als er Kläger solchen gefangen/ sey
ein Kuhfladen an statt des Thalers darinne
gewesen; bitte derhalben Beklagten anzuhal-
ten/ daß er ihm geschehener Abrede nach/ den
Rthl. zahlen solte. Der Dritte klagte/ Sem-
pronius
habe eine Kugel von assa foetida in
seinen Taubenschlag geschossen/ dadurch ihm

600.


Und gleich wie es einem hochweiſen Richter-
lichen Ammte an Mitteln nicht ermangelt/ ihn
auf vorhergegangene Wegerung dahin an
zuhalten/ alſo verſpricht Klaͤger ꝛc.

Mehr dergleichen ſchoͤne libelli kamen vor/
die der Richter/ als ein ſonderlicher Liebhaber
dergleichen Haͤndel colligirt hatte. Einer
klagte den Nachbar an/ er habe einen
Schweinsdarm mit einem Ende an den
Roͤhrkaſten und mit dem andern in ſein Keller-
loch geleget/ dadurch der Keller voll Waſſer
worden/ und als er ſolches per legitimam re-
torſionem
wollen nachthun/ ſey er mit allen
Haußgenoſſen herauß gefallen und habe ihm
Schlaͤge darzu gegeben. Der Andere be-
ſchwerte ſich uͤber Titium, er habe einen Chur-
fuͤrſtlichen Reichsthaler in ein Schnuptuch
gebunden/ und ſolchen an die Decke gehan-
gen/ mit Verſprechen/ wer ihn mit dem Mau-
le erſchnappen wuͤrde/ der ſolte ihn behalten.
Allein als er Klaͤger ſolchen gefangen/ ſey
ein Kuhfladen an ſtatt des Thalers darinne
geweſen; bitte derhalben Beklagten anzuhal-
ten/ daß er ihm geſchehener Abrede nach/ den
Rthl. zahlen ſolte. Der Dritte klagte/ Sem-
pronius
habe eine Kugel von aſſa fœtida in
ſeinen Taubenſchlag geſchoſſen/ dadurch ihm

600.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0364" n="358"/><lb/>
Und gleich wie es einem hochwei&#x017F;en Richter-<lb/>
lichen Ammte an Mitteln nicht ermangelt/ ihn<lb/>
auf vorhergegangene Wegerung dahin an<lb/>
zuhalten/ al&#x017F;o ver&#x017F;pricht Kla&#x0364;ger &#xA75B;c.</p><lb/>
          <p>Mehr dergleichen &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#aq">libelli</hi> kamen vor/<lb/>
die der Richter/ als ein &#x017F;onderlicher Liebhaber<lb/>
dergleichen Ha&#x0364;ndel <hi rendition="#aq">colligirt</hi> hatte. Einer<lb/>
klagte den Nachbar an/ er habe einen<lb/>
Schweinsdarm mit einem Ende an den<lb/>
Ro&#x0364;hrka&#x017F;ten und mit dem andern in &#x017F;ein Keller-<lb/>
loch geleget/ dadurch der Keller voll Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
worden/ und als er &#x017F;olches <hi rendition="#aq">per legitimam re-<lb/>
tor&#x017F;ionem</hi> wollen nachthun/ &#x017F;ey er mit allen<lb/>
Haußgeno&#x017F;&#x017F;en herauß gefallen und habe ihm<lb/>
Schla&#x0364;ge darzu gegeben. Der Andere be-<lb/>
&#x017F;chwerte &#x017F;ich u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">Titium,</hi> er habe einen Chur-<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Reichsthaler in ein Schnuptuch<lb/>
gebunden/ und &#x017F;olchen an die Decke gehan-<lb/>
gen/ mit Ver&#x017F;prechen/ wer ihn mit dem Mau-<lb/>
le er&#x017F;chnappen wu&#x0364;rde/ der &#x017F;olte ihn behalten.<lb/>
Allein als er Kla&#x0364;ger &#x017F;olchen gefangen/ &#x017F;ey<lb/>
ein Kuhfladen an &#x017F;tatt des Thalers darinne<lb/>
gewe&#x017F;en; bitte derhalben Beklagten anzuhal-<lb/>
ten/ daß er ihm ge&#x017F;chehener Abrede nach/ den<lb/>
Rthl. zahlen &#x017F;olte. Der Dritte klagte/ <hi rendition="#aq">Sem-<lb/>
pronius</hi> habe eine Kugel von <hi rendition="#aq">a&#x017F;&#x017F;a f&#x0153;tida</hi> in<lb/>
&#x017F;einen Tauben&#x017F;chlag ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en/ dadurch ihm<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">600.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[358/0364] Und gleich wie es einem hochweiſen Richter- lichen Ammte an Mitteln nicht ermangelt/ ihn auf vorhergegangene Wegerung dahin an zuhalten/ alſo verſpricht Klaͤger ꝛc. Mehr dergleichen ſchoͤne libelli kamen vor/ die der Richter/ als ein ſonderlicher Liebhaber dergleichen Haͤndel colligirt hatte. Einer klagte den Nachbar an/ er habe einen Schweinsdarm mit einem Ende an den Roͤhrkaſten und mit dem andern in ſein Keller- loch geleget/ dadurch der Keller voll Waſſer worden/ und als er ſolches per legitimam re- torſionem wollen nachthun/ ſey er mit allen Haußgenoſſen herauß gefallen und habe ihm Schlaͤge darzu gegeben. Der Andere be- ſchwerte ſich uͤber Titium, er habe einen Chur- fuͤrſtlichen Reichsthaler in ein Schnuptuch gebunden/ und ſolchen an die Decke gehan- gen/ mit Verſprechen/ wer ihn mit dem Mau- le erſchnappen wuͤrde/ der ſolte ihn behalten. Allein als er Klaͤger ſolchen gefangen/ ſey ein Kuhfladen an ſtatt des Thalers darinne geweſen; bitte derhalben Beklagten anzuhal- ten/ daß er ihm geſchehener Abrede nach/ den Rthl. zahlen ſolte. Der Dritte klagte/ Sem- pronius habe eine Kugel von aſſa fœtida in ſeinen Taubenſchlag geſchoſſen/ dadurch ihm 600.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/364
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/364>, abgerufen am 22.11.2024.