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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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blinde Bettelman nirgend lieber gieng/ als
wo er von dem Volcke gedränget und ge-
druckt ward: also fahren auch solche verliebte
Hertzen am liebsten/ wo die Ecksteine und die
Qvergassen am gemeinsten sind. Jndem sie
noch davon redeten/ kam der gewöhnliche
Postwagen/ welcher Tag vor Tag fort zu ge-
hen pfleget/ im Wirthshause an/ und hatte un-
terschiedene Personen auffgeladen/ denen der
Wirth mit einem Trunck warmen Seckt be-
gegnete/ daher sie nach der Kälte gar wohl er-
quicket wurden. Doch hatten sich etliche so
sehr erkältet/ daß sie den Abend drauff nicht
wieder fort wolten: sondern biß auf bessere Ge-
legenheit in der warmen Stube sitzen blieben.
Auff den Abend bey der Mahlzeit kamen sie
mit zu Tische da saß einer gantz ernsthafftig/ als
ein erstochener Bock/ daß auch die andern
nicht wusten/ woher ihm einiges disgusto
möchte entstanden seyn. Eurylas, der solche
Sauertöpfische Gesichter in der Gesellschafft
nicht gerne leiden konte/ fragte ihn/ warum er
sich so betrübt befände? Dieser gab die unbe-
scheidene Antwort von sich/ er habe in acht Ta-
gen kein süsses gessen. Eurylas merckte den
Bauer wohl/ daß er von derselben Gattung
wäre/ die keinen Schertz vertragen können;

drum


blinde Bettelman nirgend lieber gieng/ als
wo er von dem Volcke gedraͤnget und ge-
druckt ward: alſo fahren auch ſolche verliebte
Hertzen am liebſten/ wo die Eckſteine und die
Qvergaſſen am gemeinſten ſind. Jndem ſie
noch davon redeten/ kam der gewoͤhnliche
Poſtwagen/ welcher Tag vor Tag fort zu ge-
hen pfleget/ im Wirthshauſe an/ und hatte un-
terſchiedene Perſonen auffgeladen/ denen der
Wirth mit einem Trunck warmen Seckt be-
gegnete/ daher ſie nach der Kaͤlte gar wohl er-
quicket wurden. Doch hatten ſich etliche ſo
ſehr erkaͤltet/ daß ſie den Abend drauff nicht
wieder fort wolten: ſondern biß auf beſſere Ge-
legenheit in der warmen Stube ſitzen blieben.
Auff den Abend bey der Mahlzeit kamen ſie
mit zu Tiſche da ſaß eineꝛ gantz eꝛnſthafftig/ als
ein erſtochener Bock/ daß auch die andern
nicht wuſten/ woher ihm einiges diſguſto
moͤchte entſtanden ſeyn. Eurylas, der ſolche
Sauertoͤpfiſche Geſichter in der Geſellſchafft
nicht gerne leiden konte/ fragte ihn/ warum er
ſich ſo betruͤbt befaͤnde? Dieſer gab die unbe-
ſcheidene Antwort von ſich/ er habe in acht Ta-
gen kein ſuͤſſes geſſen. Eurylas merckte den
Bauer wohl/ daß er von derſelben Gattung
waͤre/ die keinen Schertz vertragen koͤnnen;

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[340/0346] blinde Bettelman nirgend lieber gieng/ als wo er von dem Volcke gedraͤnget und ge- druckt ward: alſo fahren auch ſolche verliebte Hertzen am liebſten/ wo die Eckſteine und die Qvergaſſen am gemeinſten ſind. Jndem ſie noch davon redeten/ kam der gewoͤhnliche Poſtwagen/ welcher Tag vor Tag fort zu ge- hen pfleget/ im Wirthshauſe an/ und hatte un- terſchiedene Perſonen auffgeladen/ denen der Wirth mit einem Trunck warmen Seckt be- gegnete/ daher ſie nach der Kaͤlte gar wohl er- quicket wurden. Doch hatten ſich etliche ſo ſehr erkaͤltet/ daß ſie den Abend drauff nicht wieder fort wolten: ſondern biß auf beſſere Ge- legenheit in der warmen Stube ſitzen blieben. Auff den Abend bey der Mahlzeit kamen ſie mit zu Tiſche da ſaß eineꝛ gantz eꝛnſthafftig/ als ein erſtochener Bock/ daß auch die andern nicht wuſten/ woher ihm einiges diſguſto moͤchte entſtanden ſeyn. Eurylas, der ſolche Sauertoͤpfiſche Geſichter in der Geſellſchafft nicht gerne leiden konte/ fragte ihn/ warum er ſich ſo betruͤbt befaͤnde? Dieſer gab die unbe- ſcheidene Antwort von ſich/ er habe in acht Ta- gen kein ſuͤſſes geſſen. Eurylas merckte den Bauer wohl/ daß er von derſelben Gattung waͤre/ die keinen Schertz vertragen koͤnnen; drum

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/346>, abgerufen am 25.11.2024.