Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
kan
kan
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0242" n="236"/><lb/> ſich einem Koͤnige gleich ſtellen koͤnte. Je-<lb/> dennoch was das Menſchliche Leben und deſ-<lb/> ſen vielfaͤltige Abwechſelung belangt/ ſo iſt es<lb/> gewiß/ daß alle Menſchen/ ſie moͤgen ſo wohl<lb/> Koͤnige als ſchlechte Stadt- und Landleute<lb/> ſeyn/ ſolches alle Tage bedencken und zu Sin-<lb/> ne nehmen moͤgen. <hi rendition="#aq">O homines mementote,<lb/> vos eſſe homines.</hi> O du Menſchliches Ge-<lb/> ſchlechte bedencke/ daß alles in deinem Thun<lb/> und Gluͤcke menſchlich ſey. Keinen Tag<lb/> haſtu in deinem Gefallen/ es kan ſich am Abend<lb/> etwas zufaͤlliges begeben. Keine Stunde/<lb/> kein Augenblick iſt alſo lieblich/ es kan ein<lb/> Wechſelſtand mitten in dem lieblichen Weſen<lb/> entſtehen: Keine Geſundheit iſt ſo unbeweglich/<lb/> ſie iſt dem Tode einen Dienſt ſchuldig. Und<lb/> was am meiſten zu beklagen ſcheint/ ſo gilt als-<lb/> dann kein Wunſch/ welchen <hi rendition="#aq">Theo dofius</hi> mag<lb/> in dem Munde gehabt haben: wolte Gott/<lb/> ich koͤnte Todten auffwecken. Nein es bleibt<lb/> bey dem/ die Sonne legt ſich Abends gleichſam<lb/> zu Bette/ und koͤmmt allzeit den folgenden<lb/> Tag an die alte Stelle: die Baͤume laſſen das<lb/> Laub auf eine Zeit fallen/ und putzen ſich in<lb/> wenig Monate mit neuen Knoſpen auß.<lb/> Doch ſo bald ein Menſch ſeinen endlichen Zu-<lb/> fall außgeſtanden hat/ ſo iſt es geſchehen/ und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">kan</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [236/0242]
ſich einem Koͤnige gleich ſtellen koͤnte. Je-
dennoch was das Menſchliche Leben und deſ-
ſen vielfaͤltige Abwechſelung belangt/ ſo iſt es
gewiß/ daß alle Menſchen/ ſie moͤgen ſo wohl
Koͤnige als ſchlechte Stadt- und Landleute
ſeyn/ ſolches alle Tage bedencken und zu Sin-
ne nehmen moͤgen. O homines mementote,
vos eſſe homines. O du Menſchliches Ge-
ſchlechte bedencke/ daß alles in deinem Thun
und Gluͤcke menſchlich ſey. Keinen Tag
haſtu in deinem Gefallen/ es kan ſich am Abend
etwas zufaͤlliges begeben. Keine Stunde/
kein Augenblick iſt alſo lieblich/ es kan ein
Wechſelſtand mitten in dem lieblichen Weſen
entſtehen: Keine Geſundheit iſt ſo unbeweglich/
ſie iſt dem Tode einen Dienſt ſchuldig. Und
was am meiſten zu beklagen ſcheint/ ſo gilt als-
dann kein Wunſch/ welchen Theo dofius mag
in dem Munde gehabt haben: wolte Gott/
ich koͤnte Todten auffwecken. Nein es bleibt
bey dem/ die Sonne legt ſich Abends gleichſam
zu Bette/ und koͤmmt allzeit den folgenden
Tag an die alte Stelle: die Baͤume laſſen das
Laub auf eine Zeit fallen/ und putzen ſich in
wenig Monate mit neuen Knoſpen auß.
Doch ſo bald ein Menſch ſeinen endlichen Zu-
fall außgeſtanden hat/ ſo iſt es geſchehen/ und
kan
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/242 |
Zitationshilfe: | Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/242>, abgerufen am 23.07.2024. |