Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
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ſchen Sprache und ihrer pronunciation nach
Moſlie heiſt. An ſtatt Frau ſagt Madame,
vor Jungfer Madamoiſelle. Wann ihr
etwas kaufft/ ſo reſolviert die Groſchen zu
Pfennigen oder zu Kopffſtuͤcken/ die Thaler
zu Guͤlden oder Ducaten/ und Sum̃a Sum-
marum nehmt einen Pfriemen zu euch/ und
wenn euch ein R. entfaͤhrt/ ſo ſtecht euch ſelbſt
zur Straffe in den Arm oder ſonſt wohin/ was
gilts es ſoll mit euer Sprache beſſer kommen.
Der Gute Menſch ſchittelte den Kopff/ und
meynte/ es würde ſich mit allen Reden nicht
thun laſſen/ daß man ſo einen nothwendigen
Buchſtaben außlieſſe. Ey ſagte Eurylas,
warumb ſolte ſichs nicht thun laſſen/ ſeht da
will ich euch etliche Manieren von Compli-
menten in die Feder dictiren. Vor allen
Dingen habt ihr zwar zu mercken/ was ich zu-
vor bedacht/ daß ihr euch vor Worten huͤtet/
welche den heßlichen Buchſtaben fuͤhren. Da
laſt alles heiſſen Madamoiſelle, mein Kind/
mein Engel/ mein Liebgen/ mein Goldmaͤdgen/
mein tauſend Kindgen. Nur werdet nicht
ſo ein Narr/ daß ihr dergleichen Poſſen mit
einmenget/ mein Maͤußgen/ mein Laͤmgen/
mein Blumentoͤpffgen/ mein Engelkoͤpffgen/
und was der Schwachheiten mehr ſind. Ab-
ſon-
K vij
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