Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
loche K jv
loche K jv
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0229" n="223"/><lb/> trefflich mit der Einfalt der Menſchen. Doch<lb/> hoͤrte er/ daß dergleichen Aberglauben ſo-<lb/> wohl bey vornehmen/ als gemeinen Leuten in<lb/> den Schwange gingen. Denn da war ein<lb/> fremder von Adel/ der erzehlte folgendes. Mein<lb/> Herr/ ſagte er/ wird hier zu Lande nicht viel be-<lb/> kandt ſeyn/ denn ſonſt wuͤrde er von ſolchen<lb/> Albertaͤten etwas erfahren haben: Jndem<lb/> die Leute auf die lauteren Einbildungen mehr<lb/> halten/ als auf GOttes Wort. Da geht<lb/> mancher und will GOttes Befehl zur ſchul-<lb/> digen Folge in die Kirche gehn. Doch weil<lb/> ihm eine alte <hi rendition="#fr">F</hi>rau begegnet/ ſo muß GOttes<lb/> Befehl nachbleiben/ warumb? Es iſt nicht<lb/> gut. Da lieſſe ſich mancher eher erſchlagen/<lb/> ehe er durch zwey Weibes Perſonen durch<lb/> gienge: Ein ander zeucht ſein weiß Hembde<lb/> am Montage an/ und gienge lieber nackend/<lb/> als daß er ſich am Soñtage ſolte weiß anzie-<lb/> hen: etliche halten den Tag/ auf welchen der<lb/> ehrliche <hi rendition="#aq">Sanct Velten</hi> gefaͤllig iſt/ durch das<lb/> gantze Jahr vor Fatal/ und nehmen an dem-<lb/> ſelben nichts vor: ich kenne Leute/ die ſtehn in<lb/> der Meynung/ wenn ſie nicht an der Aſcher-<lb/> mittwoche gelbe Muß/ am Gruͤnendonnerſta-<lb/> ge ein gruͤn Kraut von neunerley Kraͤutern/<lb/> an der Pfingſtmitwoche Schollen mit Knob-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K jv</fw><fw place="bottom" type="catch">loche</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [223/0229]
trefflich mit der Einfalt der Menſchen. Doch
hoͤrte er/ daß dergleichen Aberglauben ſo-
wohl bey vornehmen/ als gemeinen Leuten in
den Schwange gingen. Denn da war ein
fremder von Adel/ der erzehlte folgendes. Mein
Herr/ ſagte er/ wird hier zu Lande nicht viel be-
kandt ſeyn/ denn ſonſt wuͤrde er von ſolchen
Albertaͤten etwas erfahren haben: Jndem
die Leute auf die lauteren Einbildungen mehr
halten/ als auf GOttes Wort. Da geht
mancher und will GOttes Befehl zur ſchul-
digen Folge in die Kirche gehn. Doch weil
ihm eine alte Frau begegnet/ ſo muß GOttes
Befehl nachbleiben/ warumb? Es iſt nicht
gut. Da lieſſe ſich mancher eher erſchlagen/
ehe er durch zwey Weibes Perſonen durch
gienge: Ein ander zeucht ſein weiß Hembde
am Montage an/ und gienge lieber nackend/
als daß er ſich am Soñtage ſolte weiß anzie-
hen: etliche halten den Tag/ auf welchen der
ehrliche Sanct Velten gefaͤllig iſt/ durch das
gantze Jahr vor Fatal/ und nehmen an dem-
ſelben nichts vor: ich kenne Leute/ die ſtehn in
der Meynung/ wenn ſie nicht an der Aſcher-
mittwoche gelbe Muß/ am Gruͤnendonnerſta-
ge ein gruͤn Kraut von neunerley Kraͤutern/
an der Pfingſtmitwoche Schollen mit Knob-
loche
K jv
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/229 |
Zitationshilfe: | Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/229>, abgerufen am 22.07.2024. |