Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite


Eurylas war zu muthe/ als wenn ihm die Tür-
cken und Tartarn wären zu gleich ins Land
gefallen. Gelanor und Florindo stellten
sich gantz unbekant/ und assen vor sich fort/
ingleichen machte Eurylas auch nicht viel
Wesens. Nun war dem guten Stümper/
welcher vor dießmahl Horribilicribrifax heis-
sen mag/ immer leid/ die Gäste möchten etwan
nicht wissen/ wer er wäre/ und möchten dan-
nenhero vor seinem Zorne nicht gar zu hoch er-
schrecken: Gleichwohl aber wolte sich kein
Discurs fügen/ dabey er seine Heldenmässige
Thaten hätte angebracht. Darum mußte
er sich mit des Wirths Sohn einlassen/ der
sich auf der nechsten Schule sonsten auffh[ielt]
und dazumal zu dem Hr. Vater in pat[r]iam
verreiset war: Junge sagte er zu seinem S[e]r-
viteur,
wo hast du meinen Säbel/ bring ihn
nur in der Scheide her/ zeuch ihn nicht auß/ du
möchtest Schaden thun. Hiemit wandte er
sich zu dem jungen Lappen/ der viel wuste/ was
der Krieg vor ein Ding wäre/ und sagte:
Das ist ein Säbel/ der mir im Polnischen Krie-
ge Dienste gethan hat. Jch wolte ihm so
viel Ducaten gönnen/ so viel als Tartar-
Köpffe davor abgeflogen sind. Jch ward bey
der köstlichen Klinge des Blutvergiessens so

ge-
H jv


Eurylas war zu muthe/ als wenn ihm die Tuͤr-
cken und Tartarn waͤren zu gleich ins Land
gefallen. Gelanor und Florindo ſtellten
ſich gantz unbekant/ und aſſen vor ſich fort/
ingleichen machte Eurylas auch nicht viel
Weſens. Nun war dem guten Stuͤmper/
welcher vor dießmahl Horribilicribrifax heiſ-
ſen mag/ immer leid/ die Gaͤſte moͤchten etwan
nicht wiſſen/ wer er waͤre/ und moͤchten dan-
nenhero vor ſeinem Zorne nicht gar zu hoch er-
ſchrecken: Gleichwohl aber wolte ſich kein
Diſcurs fuͤgen/ dabey er ſeine Heldenmaͤſſige
Thaten haͤtte angebracht. Darum mußte
er ſich mit des Wirths Sohn einlaſſen/ der
ſich auf der nechſten Schule ſonſten auffh[ielt]
und dazumal zu dem Hr. Vater in pat[r]iam
verreiſet war: Junge ſagte er zu ſeinem S[e]r-
viteur,
wo haſt du meinen Saͤbel/ bring ihn
nur in der Scheide her/ zeuch ihn nicht auß/ du
moͤchteſt Schaden thun. Hiemit wandte er
ſich zu dem jungen Lappen/ der viel wuſte/ was
der Krieg vor ein Ding waͤre/ und ſagte:
Das iſt ein Saͤbel/ der mir im Polniſchẽ Krie-
ge Dienſte gethan hat. Jch wolte ihm ſo
viel Ducaten goͤnnen/ ſo viel als Tartar-
Koͤpffe davor abgeflogen ſind. Jch ward bey
der koͤſtlichen Klinge des Blutvergieſſens ſo

ge-
H jv
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0181" n="175"/><lb/><hi rendition="#aq">Eurylas</hi> war zu muthe/ als wenn ihm die Tu&#x0364;r-<lb/>
cken und Tartarn wa&#x0364;ren zu gleich ins Land<lb/>
gefallen. <hi rendition="#aq">Gelanor</hi> und <hi rendition="#aq">Florindo</hi> &#x017F;tellten<lb/>
&#x017F;ich gantz unbekant/ und a&#x017F;&#x017F;en vor &#x017F;ich fort/<lb/>
ingleichen machte <hi rendition="#aq">Eurylas</hi> auch nicht viel<lb/>
We&#x017F;ens. Nun war dem guten Stu&#x0364;mper/<lb/>
welcher vor dießmahl <hi rendition="#aq">Horribilicribrifax</hi> hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en mag/ immer leid/ die Ga&#x0364;&#x017F;te mo&#x0364;chten etwan<lb/>
nicht wi&#x017F;&#x017F;en/ wer er wa&#x0364;re/ und mo&#x0364;chten dan-<lb/>
nenhero vor &#x017F;einem Zorne nicht gar zu hoch er-<lb/>
&#x017F;chrecken: Gleichwohl aber wolte &#x017F;ich kein<lb/><hi rendition="#aq">Di&#x017F;curs</hi> fu&#x0364;gen/ dabey er &#x017F;eine Heldenma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige<lb/>
Thaten ha&#x0364;tte angebracht. Darum mußte<lb/>
er &#x017F;ich mit des Wirths Sohn einla&#x017F;&#x017F;en/ der<lb/>
&#x017F;ich auf der nech&#x017F;ten Schule &#x017F;on&#x017F;ten auffh<supplied>ielt</supplied><lb/>
und dazumal zu dem Hr. Vater in <hi rendition="#aq">pat<supplied>r</supplied>iam</hi><lb/>
verrei&#x017F;et war: Junge &#x017F;agte er zu &#x017F;einem <hi rendition="#aq">S<supplied>e</supplied>r-<lb/>
viteur,</hi> wo ha&#x017F;t du meinen Sa&#x0364;bel/ bring ihn<lb/>
nur in der Scheide her/ zeuch ihn nicht auß/ du<lb/>
mo&#x0364;chte&#x017F;t Schaden thun. Hiemit wandte er<lb/>
&#x017F;ich zu dem jungen Lappen/ der viel wu&#x017F;te/ was<lb/>
der Krieg vor ein Ding wa&#x0364;re/ und &#x017F;agte:<lb/>
Das i&#x017F;t ein Sa&#x0364;bel/ der mir im Polni&#x017F;che&#x0303; Krie-<lb/>
ge Dien&#x017F;te gethan hat. Jch wolte ihm &#x017F;o<lb/>
viel Ducaten go&#x0364;nnen/ &#x017F;o viel als Tartar-<lb/>
Ko&#x0364;pffe davor abgeflogen &#x017F;ind. Jch ward bey<lb/>
der ko&#x0364;&#x017F;tlichen Klinge des Blutvergie&#x017F;&#x017F;ens &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H jv</fw><fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[175/0181] Eurylas war zu muthe/ als wenn ihm die Tuͤr- cken und Tartarn waͤren zu gleich ins Land gefallen. Gelanor und Florindo ſtellten ſich gantz unbekant/ und aſſen vor ſich fort/ ingleichen machte Eurylas auch nicht viel Weſens. Nun war dem guten Stuͤmper/ welcher vor dießmahl Horribilicribrifax heiſ- ſen mag/ immer leid/ die Gaͤſte moͤchten etwan nicht wiſſen/ wer er waͤre/ und moͤchten dan- nenhero vor ſeinem Zorne nicht gar zu hoch er- ſchrecken: Gleichwohl aber wolte ſich kein Diſcurs fuͤgen/ dabey er ſeine Heldenmaͤſſige Thaten haͤtte angebracht. Darum mußte er ſich mit des Wirths Sohn einlaſſen/ der ſich auf der nechſten Schule ſonſten auffhielt und dazumal zu dem Hr. Vater in patriam verreiſet war: Junge ſagte er zu ſeinem Ser- viteur, wo haſt du meinen Saͤbel/ bring ihn nur in der Scheide her/ zeuch ihn nicht auß/ du moͤchteſt Schaden thun. Hiemit wandte er ſich zu dem jungen Lappen/ der viel wuſte/ was der Krieg vor ein Ding waͤre/ und ſagte: Das iſt ein Saͤbel/ der mir im Polniſchẽ Krie- ge Dienſte gethan hat. Jch wolte ihm ſo viel Ducaten goͤnnen/ ſo viel als Tartar- Koͤpffe davor abgeflogen ſind. Jch ward bey der koͤſtlichen Klinge des Blutvergieſſens ſo ge- H jv

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/181
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/181>, abgerufen am 24.11.2024.