Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.
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bogen waͤren ſo ſpitzig/ er duͤrffte kein Wam-
mes vier Wochen anziehen/ ſo waͤren die Er-
mel durch gebohrt. Der 4. kunte kein Geld
im Hauſe ſehn/ drum wolte er ſich den Staar
ſtechen laſſen/ daß er Geld zu ſehen kriegte.
Der fuͤnffte war ein Schulmeiſter/ der haͤtte
gern eine helle liebliche Stimme gehabt. Der
Sechſte war ein Bote/ der klagte er lieffe ſich
ſtracks uͤber einer Meile den Wolff. Der
Siebende hatte ein Huͤnerauge in der Naſe.
Der Achte klagte er duͤrffte nicht vor neun
Pfennige Kirſchen eſſen/ ſo legen ihm die
Kerne im Magen/ als wolten ſie ihm das
Hertz abdruͤcken. Der Neundte war ſchon
dreyſſig Jahr alt und hatte noch keinen Bart.
Der zehende wolte der Spulwuͤrmer gerne
loß ſeyn. Die andern ſuchten was anders.
Und da hatte der gute Meiſter ein trefflich
Compendium curandi, daß ſeine Salbe ſich
eben zu allen Beſchwerungen ſchickte. Flo-
rindo lachte wohl daruͤber/ und haͤtte gern ge-
ſehen/ daß Gelanor mit ge'acht haͤtte. Doch
ſagte dieſer/ man duͤrffte ſich uͤber den Quack-
ſalber nicht zu tode wundern/ haͤtte doch ein
iedweder faſt das principium, MUNDUS
VULT DECIPI, in ſeinen actionibus gleich-
ſam forn angeſchrieben. Und wer von der
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/169>, abgerufen am 16.07.2024. |