Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite


gleich die janua Linguarum aurea mehr por-
ta inscitiae plumbea
möchte genennet wer-
den.

Der gute Vater empfand hierauß einigen
Trost/ weil er sahe/ daß sein Sohn nicht allein
in die vergebene Weitläufftigkeit geführet
würde. Doch wolte er es auf einer andern
Seite verbessern: gab derhalben vor/ er liesse
solches die philologos verantworten/ es wäre
zum wenigsten ein Zeitvertreib darbey/ da-
durch die Jugend angewehnet würde/ etwas
außwendig zu lernen. Sonsten wäre der hi-
storische methodus desto besser/ ließ darauff
etliche Kupperstücke hohlen/ auf welchen viel
wunderlich Zeugs gemahlet war/ darbey man
sich der Nahmen in sacra & profana historia
errinnern solte. Ein Teichdamm mit A be-
zeichnet solte Adam heissen. Ein Sack mit
I Jsaac. Ein Apt mit einer Fensterrahme
Abram. Eine Semmel mit Butter be-
schmiert/ bedeutete Sem und Japhet, quasi du
Narr friß doch die Semmel/ sie ist ja fett. Ei-
ne Amme hatte den Bietz in der Hand/ das
war so viel als Bizanz. Ein Bauer guckte
zu seinem Fenster herauß/ und sah daß das
Wasser außgetreten biß an seinem Misthauf-
fen/ gleich als sagte er die See mir am

Mist
G ij


gleich die janua Linguarum aurea mehr por-
ta inſcitiæ plumbea
moͤchte genennet wer-
den.

Der gute Vater empfand hierauß einigen
Troſt/ weil er ſahe/ daß ſein Sohn nicht allein
in die vergebene Weitlaͤufftigkeit gefuͤhret
wuͤrde. Doch wolte er es auf einer andern
Seite verbeſſern: gab derhalben vor/ er lieſſe
ſolches die philologos verantworten/ es waͤre
zum wenigſten ein Zeitvertreib darbey/ da-
durch die Jugend angewehnet wuͤrde/ etwas
außwendig zu lernen. Sonſten waͤre der hi-
ſtoriſche methodus deſto beſſer/ ließ darauff
etliche Kupperſtuͤcke hohlen/ auf welchen viel
wunderlich Zeugs gemahlet war/ darbey man
ſich der Nahmen in ſacra & profana hiſtoria
errinnern ſolte. Ein Teichdamm mit A be-
zeichnet ſolte Adam heiſſen. Ein Sack mit
I Jſaac. Ein Apt mit einer Fenſterrahme
Abram. Eine Semmel mit Butter be-
ſchmiert/ bedeutete Sem und Japhet, quaſi du
Narr friß doch die Semmel/ ſie iſt ja fett. Ei-
ne Amme hatte den Bietz in der Hand/ das
war ſo viel als Bizanz. Ein Bauer guckte
zu ſeinem Fenſter herauß/ und ſah daß das
Waſſer außgetreten biß an ſeinem Miſthauf-
fen/ gleich als ſagte er die See mir am

Miſt
G ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0153" n="147"/><lb/>
gleich die <hi rendition="#aq">janua Linguarum aurea</hi> mehr <hi rendition="#aq">por-<lb/>
ta in&#x017F;citiæ plumbea</hi> mo&#x0364;chte genennet wer-<lb/>
den.</p><lb/>
        <p>Der gute Vater empfand hierauß einigen<lb/>
Tro&#x017F;t/ weil er &#x017F;ahe/ daß &#x017F;ein Sohn nicht allein<lb/>
in die vergebene Weitla&#x0364;ufftigkeit gefu&#x0364;hret<lb/>
wu&#x0364;rde. Doch wolte er es auf einer andern<lb/>
Seite verbe&#x017F;&#x017F;ern: gab derhalben vor/ er lie&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;olches die <hi rendition="#aq">philologos</hi> verantworten/ es wa&#x0364;re<lb/>
zum wenig&#x017F;ten ein Zeitvertreib darbey/ da-<lb/>
durch die Jugend angewehnet wu&#x0364;rde/ etwas<lb/>
außwendig zu lernen. Son&#x017F;ten wa&#x0364;re der hi-<lb/>
&#x017F;tori&#x017F;che <hi rendition="#aq">methodus</hi> de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er/ ließ darauff<lb/>
etliche Kupper&#x017F;tu&#x0364;cke hohlen/ auf welchen viel<lb/>
wunderlich Zeugs gemahlet war/ darbey man<lb/>
&#x017F;ich der Nahmen <hi rendition="#aq">in &#x017F;acra &amp; profana hi&#x017F;toria</hi><lb/>
errinnern &#x017F;olte. Ein Teichdamm mit <hi rendition="#aq">A</hi> be-<lb/>
zeichnet &#x017F;olte <hi rendition="#aq">Adam</hi> hei&#x017F;&#x017F;en. Ein Sack mit<lb/><hi rendition="#aq">I</hi> J&#x017F;aac. Ein Apt mit einer Fen&#x017F;terrahme<lb/><hi rendition="#aq">Abram</hi>. Eine Semmel mit Butter be-<lb/>
&#x017F;chmiert/ bedeutete <hi rendition="#aq">Sem</hi> und <hi rendition="#aq">Japhet, qua&#x017F;i</hi> du<lb/>
Narr friß doch die Semmel/ &#x017F;ie i&#x017F;t ja fett. Ei-<lb/>
ne Amme hatte den Bietz in der Hand/ das<lb/>
war &#x017F;o viel als Bizanz. Ein Bauer guckte<lb/>
zu &#x017F;einem Fen&#x017F;ter herauß/ und &#x017F;ah daß das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er außgetreten biß an &#x017F;einem Mi&#x017F;thauf-<lb/>
fen/ gleich als &#x017F;agte <hi rendition="#fr">er die See mir am</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G ij</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Mi&#x017F;t</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0153] gleich die janua Linguarum aurea mehr por- ta inſcitiæ plumbea moͤchte genennet wer- den. Der gute Vater empfand hierauß einigen Troſt/ weil er ſahe/ daß ſein Sohn nicht allein in die vergebene Weitlaͤufftigkeit gefuͤhret wuͤrde. Doch wolte er es auf einer andern Seite verbeſſern: gab derhalben vor/ er lieſſe ſolches die philologos verantworten/ es waͤre zum wenigſten ein Zeitvertreib darbey/ da- durch die Jugend angewehnet wuͤrde/ etwas außwendig zu lernen. Sonſten waͤre der hi- ſtoriſche methodus deſto beſſer/ ließ darauff etliche Kupperſtuͤcke hohlen/ auf welchen viel wunderlich Zeugs gemahlet war/ darbey man ſich der Nahmen in ſacra & profana hiſtoria errinnern ſolte. Ein Teichdamm mit A be- zeichnet ſolte Adam heiſſen. Ein Sack mit I Jſaac. Ein Apt mit einer Fenſterrahme Abram. Eine Semmel mit Butter be- ſchmiert/ bedeutete Sem und Japhet, quaſi du Narr friß doch die Semmel/ ſie iſt ja fett. Ei- ne Amme hatte den Bietz in der Hand/ das war ſo viel als Bizanz. Ein Bauer guckte zu ſeinem Fenſter herauß/ und ſah daß das Waſſer außgetreten biß an ſeinem Miſthauf- fen/ gleich als ſagte er die See mir am Miſt G ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/153
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/153>, abgerufen am 22.11.2024.