Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

Bild:
<< vorherige Seite


und machte lauter Affen-Gesichter darauß.
Der Alte fraß nichts als Mandelkerne/ und
hatte in einem heimlichen Büchsgen Confe-
ctio Alkermes,
die lapperte er so stillschwei-
gend mit hinein. Die Jungfern sassen da in
aller Herrlichkeit/ bald lachten sie/ bald rede-
ten sie heimlich/ bald schrieben sie Buchstaben
auf die Mandelkerne/ bald hatten sie sonst et-
was vor/ doch wie gedacht/ es würde zu lang
alles außzuführen. Darumb wollen wir
bloß zweyer Gespräche gedencken/ welche dar-
bey gehalten worden. Denn als die Gäste
des Trinckens müde worden/ kriegten sie eine
Karte und spielten. Da machte sich der alte
Doctor mit seiner Liebsten in einen schattich-
ten Gang. Eurylas, auf der andern Seite/
lieff hinnach/ und gab auf alle Worte genau
Achtung.

Das erste Gespräch.
Chremes. Lißgen.
Chremes. Jungfer Lißgen/ ich weiß/ die Zeit
ist ihr bey dem Tisch lang worden.
Lißgen. Ach warum? Jst doch die Gesell-
schafft gar angenehm.
Chr. Man geht aber ietziger Zeit lieber spatzie-
ren/ weil man sich im Winter müde genug
gesessen hat.
L Ach


und machte lauter Affen-Geſichter darauß.
Der Alte fraß nichts als Mandelkerne/ und
hatte in einem heimlichen Buͤchsgen Confe-
ctio Alkermes,
die lapperte er ſo ſtillſchwei-
gend mit hinein. Die Jungfern ſaſſen da in
aller Herrlichkeit/ bald lachten ſie/ bald rede-
ten ſie heimlich/ bald ſchrieben ſie Buchſtaben
auf die Mandelkerne/ bald hatten ſie ſonſt et-
was vor/ doch wie gedacht/ es wuͤrde zu lang
alles außzufuͤhren. Darumb wollen wir
bloß zweyer Geſpraͤche gedencken/ welche dar-
bey gehalten worden. Denn als die Gaͤſte
des Trinckens muͤde worden/ kriegten ſie eine
Karte und ſpielten. Da machte ſich der alte
Doctor mit ſeiner Liebſten in einen ſchattich-
ten Gang. Eurylas, auf der andern Seite/
lieff hinnach/ und gab auf alle Worte genau
Achtung.

Das erſte Geſpraͤch.
Chremes. Lißgen.
Chremes. Jungfer Lißgen/ ich weiß/ die Zeit
iſt ihr bey dem Tiſch lang worden.
Lißgen. Ach warum? Jſt doch die Geſell-
ſchafft gar angenehm.
Chr. Man geht aber ietziger Zeit lieber ſpatzie-
ren/ weil man ſich im Winter muͤde genug
geſeſſen hat.
L Ach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0128" n="122"/><lb/>
und machte lauter Affen-Ge&#x017F;ichter darauß.<lb/>
Der Alte fraß nichts als Mandelkerne/ und<lb/>
hatte in einem heimlichen Bu&#x0364;chsgen <hi rendition="#aq">Confe-<lb/>
ctio Alkermes,</hi> die lapperte er &#x017F;o &#x017F;till&#x017F;chwei-<lb/>
gend mit hinein. Die Jungfern &#x017F;a&#x017F;&#x017F;en da in<lb/>
aller Herrlichkeit/ bald lachten &#x017F;ie/ bald rede-<lb/>
ten &#x017F;ie heimlich/ bald &#x017F;chrieben &#x017F;ie Buch&#x017F;taben<lb/>
auf die Mandelkerne/ bald hatten &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t et-<lb/>
was vor/ doch wie gedacht/ es wu&#x0364;rde zu lang<lb/>
alles außzufu&#x0364;hren. Darumb wollen wir<lb/>
bloß zweyer Ge&#x017F;pra&#x0364;che gedencken/ welche dar-<lb/>
bey gehalten worden. Denn als die Ga&#x0364;&#x017F;te<lb/>
des Trinckens mu&#x0364;de worden/ kriegten &#x017F;ie eine<lb/>
Karte und &#x017F;pielten. Da machte &#x017F;ich der alte<lb/>
Doctor mit &#x017F;einer Lieb&#x017F;ten in einen &#x017F;chattich-<lb/>
ten Gang. <hi rendition="#aq">Eurylas,</hi> auf der andern Seite/<lb/>
lieff hinnach/ und gab auf alle Worte genau<lb/>
Achtung.</p><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das er&#x017F;te Ge&#x017F;pra&#x0364;ch.</hi> </head><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#aq">Chremes.</hi> </speaker>
            <p>Lißgen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#aq">Chremes.</hi> </speaker>
            <p>Jungfer Lißgen/ ich weiß/ die Zeit<lb/>
i&#x017F;t ihr bey dem Ti&#x017F;ch lang worden.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker>Lißgen.</speaker>
            <p>Ach warum? J&#x017F;t doch die Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chafft gar angenehm.</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker><hi rendition="#aq">Chr</hi>.</speaker>
            <p>Man geht aber ietziger Zeit lieber &#x017F;patzie-<lb/>
ren/ weil man &#x017F;ich im Winter mu&#x0364;de genug<lb/>
ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en hat.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">L</hi> Ach</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0128] und machte lauter Affen-Geſichter darauß. Der Alte fraß nichts als Mandelkerne/ und hatte in einem heimlichen Buͤchsgen Confe- ctio Alkermes, die lapperte er ſo ſtillſchwei- gend mit hinein. Die Jungfern ſaſſen da in aller Herrlichkeit/ bald lachten ſie/ bald rede- ten ſie heimlich/ bald ſchrieben ſie Buchſtaben auf die Mandelkerne/ bald hatten ſie ſonſt et- was vor/ doch wie gedacht/ es wuͤrde zu lang alles außzufuͤhren. Darumb wollen wir bloß zweyer Geſpraͤche gedencken/ welche dar- bey gehalten worden. Denn als die Gaͤſte des Trinckens muͤde worden/ kriegten ſie eine Karte und ſpielten. Da machte ſich der alte Doctor mit ſeiner Liebſten in einen ſchattich- ten Gang. Eurylas, auf der andern Seite/ lieff hinnach/ und gab auf alle Worte genau Achtung. Das erſte Geſpraͤch. Chremes. Lißgen. Chremes. Jungfer Lißgen/ ich weiß/ die Zeit iſt ihr bey dem Tiſch lang worden. Lißgen. Ach warum? Jſt doch die Geſell- ſchafft gar angenehm. Chr. Man geht aber ietziger Zeit lieber ſpatzie- ren/ weil man ſich im Winter muͤde genug geſeſſen hat. L Ach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe handelt es sich um die 2. Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/128
Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/128>, abgerufen am 25.11.2024.