Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

gehen verursachet würden/ damit sie bey de-
nen seltzamsten zweiffelhafftigsten Vorfal-
lenheiten desto behutsamer und gewissen-
haffter verfahren/ allzeit mehr zur Gelindig-
keit als Schärffe geneigt sein möchten/ ge-
stalten dann in das Cabinet der Ragione
di Stato
nicht so wol die hitzigen/ gewaltsa-
men Penetranten/ sondern die moderate-
sten Ergebigen/ und in alle Begegnüsse sich
schickende Subjecta eingelassen werden sol-
ten/ derogleichen in dem Maz. gezeiget worde.
Ein vertrauter Rath kan vor sich nicht siche-
rer gehen/ gegen die Unterthanen als seine
Mitgenossen sich nicht besser verdienen/ dem
Fürsten keine löblichere Regirungs-Wege
weisen/ ale wenn er trachtet/ den Fürsten zu
einem Vater/ die Unterthanen zu Kindern
zu machen/ Er aber nicht anders gedencket
als dero Mitbruder zuseyn/ nach dem Exem-
pel des Apocalyptischen Engels/ welcher ob
er gleich ein herrlicher Engel/ ein Göttlicher
Bothe/ ein Verkündiger Himmlischer Ge-
heimnüsse/ und zumahln Er Göttlichen An-
schauens theilhafftig/ von höher Conditi-
on
als ein sterblicher Mensch zuseyn schiene/
dennoch die ihm angemuthete seinem HErren

allein

gehen verurſachet wuͤrden/ damit ſie bey de-
nen ſeltzamſten zweiffelhafftigſten Vorfal-
lenheiten deſto behutſamer und gewiſſen-
haffter verfahren/ allzeit mehr zur Gelindig-
keit als Schaͤrffe geneigt ſein moͤchten/ ge-
ſtalten dann in das Cabinet der Ragione
di Stato
nicht ſo wol die hitzigen/ gewaltſa-
men Penetranten/ ſondern die moderate-
ſten Ergebigen/ und in alle Begegnuͤſſe ſich
ſchickende Subjecta eingelaſſen werden ſol-
ten/ deꝛogleichen in dem Maz. gezeiget wordē.
Ein vertrauter Rath kan vor ſich nicht ſiche-
rer gehen/ gegen die Unterthanen als ſeine
Mitgenoſſen ſich nicht beſſer verdienen/ dem
Fuͤrſten keine loͤblichere Regirungs-Wege
weiſen/ ale wenn er trachtet/ den Fuͤrſten zu
einem Vater/ die Unterthanen zu Kindern
zu machen/ Er aber nicht anders gedencket
als dero Mitbruder zuſeyn/ nach dem Exem-
pel des Apocalyptiſchen Engels/ welcher ob
er gleich ein herrlicher Engel/ ein Goͤttlicher
Bothe/ ein Verkuͤndiger Himmliſcher Ge-
heimnuͤſſe/ und zumahln Er Goͤttlichen An-
ſchauens theilhafftig/ von hoͤher Conditi-
on
als ein ſterblicher Menſch zuſeyn ſchiene/
deñoch die ihm angemuthete ſeinem HErren

allein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0516"/>
gehen verur&#x017F;achet wu&#x0364;rden/ damit &#x017F;ie bey de-<lb/>
nen &#x017F;eltzam&#x017F;ten zweiffelhafftig&#x017F;ten Vorfal-<lb/>
lenheiten de&#x017F;to behut&#x017F;amer und gewi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
haffter verfahren/ allzeit mehr zur Gelindig-<lb/>
keit als Scha&#x0364;rffe geneigt &#x017F;ein mo&#x0364;chten/ ge-<lb/>
&#x017F;talten dann in das Cabinet der <hi rendition="#aq">Ragione<lb/>
di Stato</hi> nicht &#x017F;o wol die hitzigen/ gewalt&#x017F;a-<lb/>
men <hi rendition="#aq">Penetran</hi>ten/ &#x017F;ondern die <hi rendition="#aq">modera</hi>te-<lb/>
&#x017F;ten Ergebigen/ und in alle Begegnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chickende <hi rendition="#aq">Subjecta</hi> eingela&#x017F;&#x017F;en werden &#x017F;ol-<lb/>
ten/ de&#xA75B;ogleichen in dem <hi rendition="#aq">Maz.</hi> gezeiget word&#x0113;.<lb/>
Ein vertrauter Rath kan vor &#x017F;ich nicht &#x017F;iche-<lb/>
rer gehen/ gegen die Unterthanen als &#x017F;eine<lb/>
Mitgeno&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich nicht be&#x017F;&#x017F;er verdienen/ dem<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten keine lo&#x0364;blichere Regirungs-Wege<lb/>
wei&#x017F;en/ ale wenn er trachtet/ den Fu&#x0364;r&#x017F;ten zu<lb/>
einem Vater/ die Unterthanen zu Kindern<lb/>
zu machen/ Er aber nicht anders gedencket<lb/>
als dero Mitbruder zu&#x017F;eyn/ nach dem Exem-<lb/>
pel des Apocalypti&#x017F;chen Engels/ welcher ob<lb/>
er gleich ein herrlicher Engel/ ein Go&#x0364;ttlicher<lb/>
Bothe/ ein Verku&#x0364;ndiger Himmli&#x017F;cher Ge-<lb/>
heimnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ und zumahln Er Go&#x0364;ttlichen An-<lb/>
&#x017F;chauens theilhafftig/ von ho&#x0364;her <hi rendition="#aq">Conditi-<lb/>
on</hi> als ein &#x017F;terblicher Men&#x017F;ch zu&#x017F;eyn &#x017F;chiene/<lb/>
den&#x0303;och die ihm angemuthete &#x017F;einem HErren<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">allein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0516] gehen verurſachet wuͤrden/ damit ſie bey de- nen ſeltzamſten zweiffelhafftigſten Vorfal- lenheiten deſto behutſamer und gewiſſen- haffter verfahren/ allzeit mehr zur Gelindig- keit als Schaͤrffe geneigt ſein moͤchten/ ge- ſtalten dann in das Cabinet der Ragione di Stato nicht ſo wol die hitzigen/ gewaltſa- men Penetranten/ ſondern die moderate- ſten Ergebigen/ und in alle Begegnuͤſſe ſich ſchickende Subjecta eingelaſſen werden ſol- ten/ deꝛogleichen in dem Maz. gezeiget wordē. Ein vertrauter Rath kan vor ſich nicht ſiche- rer gehen/ gegen die Unterthanen als ſeine Mitgenoſſen ſich nicht beſſer verdienen/ dem Fuͤrſten keine loͤblichere Regirungs-Wege weiſen/ ale wenn er trachtet/ den Fuͤrſten zu einem Vater/ die Unterthanen zu Kindern zu machen/ Er aber nicht anders gedencket als dero Mitbruder zuſeyn/ nach dem Exem- pel des Apocalyptiſchen Engels/ welcher ob er gleich ein herrlicher Engel/ ein Goͤttlicher Bothe/ ein Verkuͤndiger Himmliſcher Ge- heimnuͤſſe/ und zumahln Er Goͤttlichen An- ſchauens theilhafftig/ von hoͤher Conditi- on als ein ſterblicher Menſch zuſeyn ſchiene/ deñoch die ihm angemuthete ſeinem HErren allein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/516
Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/516>, abgerufen am 18.05.2024.