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Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

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Tellier setzen diesen zweyen Printzen auffs
hefftigste zu/ vornehmlich dem Princen von
Conde, welcher von Natur voller Flammen
war nebst dem Duc d' Orleans ins Parla-
ment gehet/ und so bald der Viole den Hei-
ligen Geist anruffet/ die Princen über des
Cardinals verhalten zuerleuchten/ stehet Mr.
le Prince
auff/ heist ihn stilleschweigen/ dar-
über die jüngern Rathsmanne murmeln/ er
aber immer erhitzter schreyet/ dräuet mit
Hand und Worten; Von nun an verlieret
der Princ die durch so viel erhaltene Siege
und der Cronen geleiste Dienste erworbene
Gewogenheit/ das Ansehen wird zur Furcht/
die Liebe zum Haß/ wil nicht sagen/ Verflu-
chungen wieder seine Person/ er träget Be-
lieben zu den gewaltsamsten Entschlüssun-
gen/ und macht sich zum Stiffter und Werck-
zeug allen Ubels/ daß der Hoff entweicht/ das
Parlament auff ihn verbittert/ und der Car-
dinal zum Feinde erkläret wird. So wahr
ist es/ daß die grossen Gemüther grosse Tu-
genden hervor brmgen/ aber auch grosse Feh-
ler/ ihr Feuer ist nicht ohne Rauch/ die Ga-
ben/ so das Glücke in des Mr. le Prince Ge-
müthe zusammen getragen/ hatten der je-

maln
S ij

Tellier ſetzen dieſen zweyen Printzen auffs
hefftigſte zu/ vornehmlich dem Princen von
Condè, welcher von Natur volleꝛ Flammen
war nebſt dem Duc d’ Orleans ins Parla-
ment gehet/ und ſo bald der Viole den Hei-
ligen Geiſt anruffet/ die Princen uͤber des
Cardinals verhalten zuerleuchten/ ſtehet Mr.
le Prince
auff/ heiſt ihn ſtilleſchweigen/ dar-
uͤber die juͤngern Rathsmanne murmeln/ er
aber immer erhitzter ſchreyet/ draͤuet mit
Hand und Worten; Von nun an verlieret
der Princ die durch ſo viel erhaltene Siege
und der Cronen geleiſte Dienſte erworbene
Gewogenheit/ das Anſehen wird zur Furcht/
die Liebe zum Haß/ wil nicht ſagen/ Verflu-
chungen wieder ſeine Perſon/ er traͤget Be-
lieben zu den gewaltſamſten Entſchluͤſſun-
gen/ und macht ſich zum Stiffter und Werck-
zeug allen Ubels/ daß der Hoff entweicht/ das
Parlament auff ihn verbittert/ und der Car-
dinal zum Feinde erklaͤret wird. So wahr
iſt es/ daß die groſſen Gemuͤther groſſe Tu-
genden hervor brmgen/ aber auch groſſe Feh-
ler/ ihr Feuer iſt nicht ohne Rauch/ die Ga-
ben/ ſo das Gluͤcke in des Mr. le Prince Ge-
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maln
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[0435] Tellier ſetzen dieſen zweyen Printzen auffs hefftigſte zu/ vornehmlich dem Princen von Condè, welcher von Natur volleꝛ Flammen war nebſt dem Duc d’ Orleans ins Parla- ment gehet/ und ſo bald der Viole den Hei- ligen Geiſt anruffet/ die Princen uͤber des Cardinals verhalten zuerleuchten/ ſtehet Mr. le Prince auff/ heiſt ihn ſtilleſchweigen/ dar- uͤber die juͤngern Rathsmanne murmeln/ er aber immer erhitzter ſchreyet/ draͤuet mit Hand und Worten; Von nun an verlieret der Princ die durch ſo viel erhaltene Siege und der Cronen geleiſte Dienſte erworbene Gewogenheit/ das Anſehen wird zur Furcht/ die Liebe zum Haß/ wil nicht ſagen/ Verflu- chungen wieder ſeine Perſon/ er traͤget Be- lieben zu den gewaltſamſten Entſchluͤſſun- gen/ und macht ſich zum Stiffter und Werck- zeug allen Ubels/ daß der Hoff entweicht/ das Parlament auff ihn verbittert/ und der Car- dinal zum Feinde erklaͤret wird. So wahr iſt es/ daß die groſſen Gemuͤther groſſe Tu- genden hervor brmgen/ aber auch groſſe Feh- ler/ ihr Feuer iſt nicht ohne Rauch/ die Ga- ben/ ſo das Gluͤcke in des Mr. le Prince Ge- muͤthe zuſammen getragen/ hatten der je- maln S ij

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Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/435>, abgerufen am 22.11.2024.