Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

praeveniretur Agrippina, pereundum
Neroni esset,
sie hielten darfür es wäre
so weit kommen/ daß wo der Agrippine
nicht vorkommen würde/ Nero verder-
ben müste. Und wäre wohl kein Zweif-
fel gewesen/ wenn Agrippin erfahren
hätte/ daß der Sohn ihr nach dem Leben
gestanden/ würde sie gegen ihn als einen
Mutter-Mörder erst auff die eyfrigste
Rache bedacht gewesen seyn/ dann sie
dem Nero nichts derogleichen zugetrauet
so gar/ daß als sie schon den Anicet und
den Tod siehet/ sie dennoch nicht geglau-
bet/ daß der Sohn den Mord befohlen/
nihil se de filio credere, non impera-
tum parricidium,
die Käyserliche Brief-
fe an den Rath wenden vor publica For-
tuna extinctam,
in ihrer Austilgung
hätte die gemeine Glückseeligkeit beru-
het: Lipsius schilt sie auff dem Rande
falsas & impudentes, und weil Seneca
selbe auffgesetzet/ hat er sich dadurch ein
böses Gerüchte auff den Hals gezogen/
ergo non jam Nero, sed adverso ru-
more Seneca erat,
und nicht wenig schuld
daran gehabt; Dahero er auch weil

der

præveniretur Agrippina, pereundum
Neroni eſſet,
ſie hielten darfuͤr es waͤre
ſo weit kommen/ daß wo der Agrippine
nicht vorkommen wuͤrde/ Nero verder-
ben muͤſte. Und waͤre wohl kein Zweif-
fel geweſen/ wenn Agrippin erfahren
haͤtte/ daß der Sohn ihr nach dem Leben
geſtanden/ wuͤrde ſie gegen ihn als einen
Mutter-Moͤrder erſt auff die eyfrigſte
Rache bedacht geweſen ſeyn/ dann ſie
dem Nero nichts derogleichen zugetrauet
ſo gar/ daß als ſie ſchon den Anicet und
den Tod ſiehet/ ſie dennoch nicht geglau-
bet/ daß der Sohn den Mord befohlen/
nihil ſe de filio credere, non impera-
tum parricidium,
die Kaͤyſerliche Brief-
fe an den Rath wenden vor publicâ For-
tunâ extinctam,
in ihrer Austilgung
haͤtte die gemeine Gluͤckſeeligkeit beru-
het: Lipſius ſchilt ſie auff dem Rande
falſas & impudentes, und weil Seneca
ſelbe auffgeſetzet/ hat er ſich dadurch ein
boͤſes Geruͤchte auff den Hals gezogen/
ergò non jam Nero, ſed adverſo ru-
more Seneca erat,
uñ nicht wenig ſchuld
daran gehabt; Dahero er auch weil

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0302"/><hi rendition="#aq">præveniretur Agrippina, pereundum<lb/>
Neroni e&#x017F;&#x017F;et,</hi> &#x017F;ie hielten darfu&#x0364;r es wa&#x0364;re<lb/>
&#x017F;o weit kommen/ daß wo der <hi rendition="#aq">Agrippi</hi>ne<lb/>
nicht vorkommen wu&#x0364;rde/ <hi rendition="#aq">Nero</hi> verder-<lb/>
ben mu&#x0364;&#x017F;te. Und wa&#x0364;re wohl kein Zweif-<lb/>
fel gewe&#x017F;en/ wenn <hi rendition="#aq">Agrippin</hi> erfahren<lb/>
ha&#x0364;tte/ daß der Sohn ihr nach dem Leben<lb/>
ge&#x017F;tanden/ wu&#x0364;rde &#x017F;ie gegen ihn als einen<lb/>
Mutter-Mo&#x0364;rder er&#x017F;t auff die eyfrig&#x017F;te<lb/>
Rache bedacht gewe&#x017F;en &#x017F;eyn/ dann &#x017F;ie<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Nero</hi> nichts derogleichen zugetrauet<lb/>
&#x017F;o gar/ daß als &#x017F;ie &#x017F;chon den <hi rendition="#aq">Anic</hi>et und<lb/>
den Tod &#x017F;iehet/ &#x017F;ie dennoch nicht geglau-<lb/>
bet/ daß der Sohn den Mord befohlen/<lb/><hi rendition="#aq">nihil &#x017F;e de filio credere, non impera-<lb/>
tum parricidium,</hi> die Ka&#x0364;y&#x017F;erliche Brief-<lb/>
fe an den Rath wenden vor <hi rendition="#aq">publicâ For-<lb/>
tunâ extinctam,</hi> in ihrer Austilgung<lb/>
ha&#x0364;tte die gemeine Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit beru-<lb/>
het: <hi rendition="#aq">Lip&#x017F;ius</hi> &#x017F;chilt &#x017F;ie auff dem Rande<lb/><hi rendition="#aq">fal&#x017F;as &amp; impudentes,</hi> und weil <hi rendition="#aq">Seneca</hi><lb/>
&#x017F;elbe auffge&#x017F;etzet/ hat er &#x017F;ich dadurch ein<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;es Geru&#x0364;chte auff den Hals gezogen/<lb/><hi rendition="#aq">ergò non jam Nero, &#x017F;ed adver&#x017F;o ru-<lb/>
more Seneca erat,</hi> un&#x0303; nicht wenig &#x017F;chuld<lb/>
daran gehabt; Dahero er auch weil<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0302] præveniretur Agrippina, pereundum Neroni eſſet, ſie hielten darfuͤr es waͤre ſo weit kommen/ daß wo der Agrippine nicht vorkommen wuͤrde/ Nero verder- ben muͤſte. Und waͤre wohl kein Zweif- fel geweſen/ wenn Agrippin erfahren haͤtte/ daß der Sohn ihr nach dem Leben geſtanden/ wuͤrde ſie gegen ihn als einen Mutter-Moͤrder erſt auff die eyfrigſte Rache bedacht geweſen ſeyn/ dann ſie dem Nero nichts derogleichen zugetrauet ſo gar/ daß als ſie ſchon den Anicet und den Tod ſiehet/ ſie dennoch nicht geglau- bet/ daß der Sohn den Mord befohlen/ nihil ſe de filio credere, non impera- tum parricidium, die Kaͤyſerliche Brief- fe an den Rath wenden vor publicâ For- tunâ extinctam, in ihrer Austilgung haͤtte die gemeine Gluͤckſeeligkeit beru- het: Lipſius ſchilt ſie auff dem Rande falſas & impudentes, und weil Seneca ſelbe auffgeſetzet/ hat er ſich dadurch ein boͤſes Geruͤchte auff den Hals gezogen/ ergò non jam Nero, ſed adverſo ru- more Seneca erat, uñ nicht wenig ſchuld daran gehabt; Dahero er auch weil der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/302
Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/302>, abgerufen am 22.11.2024.