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Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

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hatte allbereit dessen Sohn/ so ihm nebst
einem Kriegesheer entgegen geschicket
worden/ gefangen bekommen/ nun hatte
der Taffilett gehöret von des Bouzeme
Tochter/ daß sie des Landes vor überauß
schöne gehalten wurde/ begehrte sie dem-
nach durch einen Gesandten/ mit Vor-
schlag/ daß er den Printzen in Freyheit se-
tzen/ und die Waffen niederlegen wolte/
so bald dessen Schwester ihme verlobet/
selbst in Person kommen/ und die Be-
freyung ihres Brudern von ihm erbitten
würde/ alsdann wolte er umkehren/ und
den Bouzeme in ruhigem Besitz Land
und Leute lassen/ beyfügende/ dafern er
sothanes Anerbitten verwerffe/ daß ers
an dem jungen Printzen rächen/ und den
Sieg mit aller Grausamkeit verfolgen
wolte. Bouzeme erschrack/ wissende
des Taffiletta wilde Lebens-Art/ die gegen
seine beste Wolthäter verübte Tyran-
ney/ wie bey ihm kein Gewissen/ Treu
und Glauben/ wie er so wol mit der
Tochter als Sohne grausam hausen
kondte/ hingegen sahe er den augen-
scheinlichen Untergang des Landes/ sei-

ner

hatte allbereit deſſen Sohn/ ſo ihm nebſt
einem Kriegesheer entgegen geſchicket
worden/ gefangen bekommen/ nun hatte
der Taffilett gehoͤret von des Bouzeme
Tochter/ daß ſie des Landes vor uͤberauß
ſchoͤne gehalten wurde/ begehrte ſie dem-
nach durch einen Geſandten/ mit Vor-
ſchlag/ daß er den Printzen in Freyheit ſe-
tzen/ und die Waffen niederlegen wolte/
ſo bald deſſen Schweſter ihme verlobet/
ſelbſt in Perſon kommen/ und die Be-
freyung ihres Brudern von ihm erbitten
wuͤrde/ alsdann wolte er umkehren/ und
den Bouzeme in ruhigem Beſitz Land
und Leute laſſen/ beyfuͤgende/ dafern er
ſothanes Anerbitten verwerffe/ daß ers
an dem jungen Printzen raͤchen/ und den
Sieg mit aller Grauſamkeit verfolgen
wolte. Bouzeme erſchrack/ wiſſende
des Taffiletta wilde Lebens-Art/ die gegen
ſeine beſte Wolthaͤter veruͤbte Tyran-
ney/ wie bey ihm kein Gewiſſen/ Treu
und Glauben/ wie er ſo wol mit der
Tochter als Sohne grauſam hauſen
kondte/ hingegen ſahe er den augen-
ſcheinlichen Untergang des Landes/ ſei-

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[0296] hatte allbereit deſſen Sohn/ ſo ihm nebſt einem Kriegesheer entgegen geſchicket worden/ gefangen bekommen/ nun hatte der Taffilett gehoͤret von des Bouzeme Tochter/ daß ſie des Landes vor uͤberauß ſchoͤne gehalten wurde/ begehrte ſie dem- nach durch einen Geſandten/ mit Vor- ſchlag/ daß er den Printzen in Freyheit ſe- tzen/ und die Waffen niederlegen wolte/ ſo bald deſſen Schweſter ihme verlobet/ ſelbſt in Perſon kommen/ und die Be- freyung ihres Brudern von ihm erbitten wuͤrde/ alsdann wolte er umkehren/ und den Bouzeme in ruhigem Beſitz Land und Leute laſſen/ beyfuͤgende/ dafern er ſothanes Anerbitten verwerffe/ daß ers an dem jungen Printzen raͤchen/ und den Sieg mit aller Grauſamkeit verfolgen wolte. Bouzeme erſchrack/ wiſſende des Taffiletta wilde Lebens-Art/ die gegen ſeine beſte Wolthaͤter veruͤbte Tyran- ney/ wie bey ihm kein Gewiſſen/ Treu und Glauben/ wie er ſo wol mit der Tochter als Sohne grauſam hauſen kondte/ hingegen ſahe er den augen- ſcheinlichen Untergang des Landes/ ſei- ner

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Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/296>, abgerufen am 01.06.2024.