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Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

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cabella schreibet/ come ha sopra le for-
ze, cosi sopra la Ragione ha Dominio,

daß wie sie über den Willen/ über die
Vernunfft den Scepter führe/ und Pi-
erre Matthieu,
daß sie sey une violente
& rude Conseillere aux affaires,
eine
gewaltsame und grobe Rathgeberinne:
Von dem Jüngern Plinius wird sie
mit einem besondern Nachdruck geheis-
sen Suprema Ratio, und von dem ältern
Seneca, magnum humanae imbecilli-
tatis Patrocinium,
der grosse Schutz
menschlicher Schwachheit bräche alle
Gesetze/ darunter gleichwol der grosse
Grotius gar recht nur die menschlichen/
und die jenigen/ so auff menschliche Art
und Weise gemacht sind/ wil verstan-
den haben/ die Noth sey so mächtig/ ih-
rer Regierung so unbeschrenckt/ als sie
wolle/ jedennoch sollen die Göttlichen
Gesetze nicht unter ihre Bothmäßigkeit
gezwungen werden/ eben weil sie von
Gott gegeben worden/ diese sind nicht
allein vernünfftigen Seelen eingezeich-
net/ sondern auch mit dem Gottlichen
Finger auff zwey steinerne Taffeln ge-

schrie-

cabella ſchreibet/ come ha ſoprà le for-
ze, coſi ſopra la Ragione hà Dominio,

daß wie ſie uͤber den Willen/ uͤber die
Vernunfft den Scepter fuͤhre/ und Pi-
erre Matthieu,
daß ſie ſey une violente
& rude Conſeillere aux affaires,
eine
gewaltſame und grobe Rathgeberinne:
Von dem Juͤngern Plinius wird ſie
mit einem beſondern Nachdruck geheiſ-
ſen Suprema Ratio, und von dem aͤltern
Seneca, magnum humanæ imbecilli-
tatis Patrocinium,
der groſſe Schutz
menſchlicher Schwachheit braͤche alle
Geſetze/ darunter gleichwol der groſſe
Grotius gar recht nur die menſchlichen/
und die jenigen/ ſo auff menſchliche Art
und Weiſe gemacht ſind/ wil verſtan-
den haben/ die Noth ſey ſo maͤchtig/ ih-
rer Regierung ſo unbeſchrenckt/ als ſie
wolle/ jedennoch ſollen die Goͤttlichen
Geſetze nicht unter ihre Bothmaͤßigkeit
gezwungen werden/ eben weil ſie von
Gott gegeben worden/ dieſe ſind nicht
allein vernuͤnfftigen Seelen eingezeich-
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Finger auff zwey ſteinerne Taffeln ge-

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[0276] cabella ſchreibet/ come ha ſoprà le for- ze, coſi ſopra la Ragione hà Dominio, daß wie ſie uͤber den Willen/ uͤber die Vernunfft den Scepter fuͤhre/ und Pi- erre Matthieu, daß ſie ſey une violente & rude Conſeillere aux affaires, eine gewaltſame und grobe Rathgeberinne: Von dem Juͤngern Plinius wird ſie mit einem beſondern Nachdruck geheiſ- ſen Suprema Ratio, und von dem aͤltern Seneca, magnum humanæ imbecilli- tatis Patrocinium, der groſſe Schutz menſchlicher Schwachheit braͤche alle Geſetze/ darunter gleichwol der groſſe Grotius gar recht nur die menſchlichen/ und die jenigen/ ſo auff menſchliche Art und Weiſe gemacht ſind/ wil verſtan- den haben/ die Noth ſey ſo maͤchtig/ ih- rer Regierung ſo unbeſchrenckt/ als ſie wolle/ jedennoch ſollen die Goͤttlichen Geſetze nicht unter ihre Bothmaͤßigkeit gezwungen werden/ eben weil ſie von Gott gegeben worden/ dieſe ſind nicht allein vernuͤnfftigen Seelen eingezeich- net/ ſondern auch mit dem Gottlichen Finger auff zwey ſteinerne Taffeln ge- ſchrie-

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Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/276>, abgerufen am 22.11.2024.