Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

einigen Anhang an sich gebracht/ und
vielen Anlaß gegeben zu einer Gemüths-
Freyheit und Erlösung auß einem Ge-
fängnüß/ darinnen die schönsten Gaben
verschlossen gewesen/ und die Gelehrte-
ste als Malefitz-Person gefesselt herumb
geführet worden/ wiewol viel auß eiteler
Eigensinnigkeit oder Begierde etwas
neues zu erdencken/ gar zu sicher von den
gemeinen Lehr Sätzen abgewichen/ bloß
weil selbige Aristotel verführet/ Jhre
Ergötzung aber in den subtilesten Erfin-
dungen gesuchet/ damit doch dem gemei-
nen Wesen nichts gedienet/ was ists
nütze/ daß wenn der berühmte Engellän-
der Thomas Hobbes, einen Bürger ma-
chen will/ er den allgemeinen in der
menschlichen Gesellschaffts Zuneigung
bestehenden unwidersprechlichen Grund
zu Trotze dem Aristotel umbstossen sich
erweget/ und zu wider der Christlichen
Warheit/ der gesunden Vernunfft/ de-
nen Menschen einen natürlichen Zustand
anertichtet/ darinnen sie wie Pültze auff-
gewachsen/ sich einander anfeinden/ ver-
folgen/ und auß Furcht wie ein Vieh zu-

sammen
K

einigen Anhang an ſich gebracht/ und
vielen Anlaß gegeben zu einer Gemuͤths-
Freyheit und Erloͤſung auß einem Ge-
faͤngnuͤß/ darinnen die ſchoͤnſten Gaben
verſchloſſen geweſen/ und die Gelehrte-
ſte als Malefitz-Perſon gefeſſelt herumb
gefuͤhret worden/ wiewol viel auß eiteler
Eigenſinnigkeit oder Begierde etwas
neues zu erdencken/ gar zu ſicher von den
gemeinen Lehr Saͤtzen abgewichen/ bloß
weil ſelbige Ariſtotel verfuͤhret/ Jhre
Ergoͤtzung aber in den ſubtileſten Erfin-
dungen geſuchet/ damit doch dem gemei-
nen Weſen nichts gedienet/ was iſts
nuͤtze/ daß wenn der beruͤhmte Engellaͤn-
der Thomas Hobbes, einen Buͤrgeꝛ ma-
chen will/ er den allgemeinen in der
menſchlichen Geſellſchaffts Zuneigung
beſtehenden unwiderſprechlichen Grund
zu Trotze dem Ariſtotel umbſtoſſen ſich
erweget/ und zu wider der Chriſtlichen
Warheit/ der geſunden Vernunfft/ de-
nen Menſchen einen natuͤrlichen Zuſtand
anertichtet/ darinnen ſie wie Puͤltze auff-
gewachſen/ ſich einander anfeinden/ ver-
folgen/ und auß Furcht wie ein Vieh zu-

ſammen
K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0241"/>
einigen Anhang an &#x017F;ich gebracht/ und<lb/>
vielen Anlaß gegeben zu einer Gemu&#x0364;ths-<lb/>
Freyheit und Erlo&#x0364;&#x017F;ung auß einem Ge-<lb/>
fa&#x0364;ngnu&#x0364;ß/ darinnen die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Gaben<lb/>
ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en gewe&#x017F;en/ und die Gelehrte-<lb/>
&#x017F;te als <hi rendition="#aq">Malefi</hi>tz-Per&#x017F;on gefe&#x017F;&#x017F;elt herumb<lb/>
gefu&#x0364;hret worden/ wiewol viel auß eiteler<lb/>
Eigen&#x017F;innigkeit oder Begierde etwas<lb/>
neues zu erdencken/ gar zu &#x017F;icher von den<lb/>
gemeinen Lehr Sa&#x0364;tzen abgewichen/ bloß<lb/>
weil &#x017F;elbige <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;tot</hi>el verfu&#x0364;hret/ Jhre<lb/>
Ergo&#x0364;tzung aber in den &#x017F;ubtile&#x017F;ten Erfin-<lb/>
dungen ge&#x017F;uchet/ damit doch dem gemei-<lb/>
nen We&#x017F;en nichts gedienet/ was i&#x017F;ts<lb/>
nu&#x0364;tze/ daß wenn der beru&#x0364;hmte Engella&#x0364;n-<lb/>
der <hi rendition="#aq">Thomas Hobbes,</hi> einen Bu&#x0364;rge&#xA75B; ma-<lb/>
chen will/ er den allgemeinen in der<lb/>
men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaffts Zuneigung<lb/>
be&#x017F;tehenden unwider&#x017F;prechlichen Grund<lb/>
zu Trotze dem <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;tot</hi>el umb&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich<lb/>
erweget/ und zu wider der Chri&#x017F;tlichen<lb/>
Warheit/ der ge&#x017F;unden Vernunfft/ de-<lb/>
nen Men&#x017F;chen einen natu&#x0364;rlichen Zu&#x017F;tand<lb/>
anertichtet/ darinnen &#x017F;ie wie Pu&#x0364;ltze auff-<lb/>
gewach&#x017F;en/ &#x017F;ich einander anfeinden/ ver-<lb/>
folgen/ und auß Furcht wie ein Vieh zu-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ammen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0241] einigen Anhang an ſich gebracht/ und vielen Anlaß gegeben zu einer Gemuͤths- Freyheit und Erloͤſung auß einem Ge- faͤngnuͤß/ darinnen die ſchoͤnſten Gaben verſchloſſen geweſen/ und die Gelehrte- ſte als Malefitz-Perſon gefeſſelt herumb gefuͤhret worden/ wiewol viel auß eiteler Eigenſinnigkeit oder Begierde etwas neues zu erdencken/ gar zu ſicher von den gemeinen Lehr Saͤtzen abgewichen/ bloß weil ſelbige Ariſtotel verfuͤhret/ Jhre Ergoͤtzung aber in den ſubtileſten Erfin- dungen geſuchet/ damit doch dem gemei- nen Weſen nichts gedienet/ was iſts nuͤtze/ daß wenn der beruͤhmte Engellaͤn- der Thomas Hobbes, einen Buͤrgeꝛ ma- chen will/ er den allgemeinen in der menſchlichen Geſellſchaffts Zuneigung beſtehenden unwiderſprechlichen Grund zu Trotze dem Ariſtotel umbſtoſſen ſich erweget/ und zu wider der Chriſtlichen Warheit/ der geſunden Vernunfft/ de- nen Menſchen einen natuͤrlichen Zuſtand anertichtet/ darinnen ſie wie Puͤltze auff- gewachſen/ ſich einander anfeinden/ ver- folgen/ und auß Furcht wie ein Vieh zu- ſammen K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/241
Zitationshilfe: Weirauch, Christian: Della Ragione di Stato Das ist Von der Geheimen und Ungemeinen Regirungs-Klugheit. Leipzig u. a., 1673, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weirauch_dellaragione_1673/241>, abgerufen am 22.11.2024.