Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.Von den Moral. Eigenschafften Das IX. (3.) entweder zuthun/ als das Vermögen/ Potentia acti- va, Potestas. (4.) oder zuempfangen/ als die Empfindligkeit/ Poten- tia passiva. änderlich betrachtet/ heist sie Mutabilitas, die Geschickligkeit zur Veränderung/ darunter auch die originabilitas, die Geschickligkeit zuentflehen/ oder hervor gebracht zuwerden/ begriffen. wann man siebetrachtet nach ihrer Würckung/ wird sie lateinisch Actus secundus genannt/ zu Teutsch könte mans eine würck- liche Thätigkeit/ oder eine Ubung nennen/ und ist 3. entweder ein Thun: Actio 4. oder ein Leiden: Passio. §. 7. Die Quantität und Sehrsamkeit wird in Moralischen entweder absolut, an und vor sich/ und zwar 1. Förmlicher Weise/ woferne nemlich ein gewisses Stück/ oder gar das Gantze an und vor sich selbst bekant ist. Als die Quantität der Verwandschafft/ wann man sagt/ er sey mit mir im andern Grad. Jtem die Quantität der Souverainen Macht/ wann man sagt/ er habe die Majestät allein. Hieher kan gezogen werden die Quan- tität der grösten Erudition unter den Menschen/ wann solche Moralischer Weiß in gewisse gradus eingethei- let ist/ dero höchsten derjenige erlanget/ welcher in sei- ner Facultät Doctor worden. 2. Gleichsam materialisch/ woferne nemlich die Quantität zugleich mit und in der ermeßlichen Sache dargereichet wird/ als die Geltung eines Thalers/ oder Ducatens. oder sie wird respectivisch beniemet/ und zwar 3. entweder durch einfache Gegengeltung/ mit einem gewissen Maß; als daß ein Patritius noch so viel gilt als ein ge- meiner Mann. 4. oder durch mehrfache Gegengeltung/ und durch Proper- tion/ als daß ein Edelman gegen einen Baron, sich verhalte wie ein Graf gegen einen Fürsten. §. 8. Und
Von den Moral. Eigenſchafften Das IX. (3.) ♌ entweder zuthun/ als das Vermoͤgen/ Potentia acti- va, Poteſtas. (4.) ♍ oder zuempfangen/ als die Empfindligkeit/ Poten- tia paſſiva. ♏ aͤnderlich betrachtet/ heiſt ſie Mutabilitas, die Geſchickligkeit zur Veraͤnderung/ darunter auch die originabilitas, die Geſchickligkeit zuentflehen/ oder hervor gebracht zuwerden/ begriffen. ♎ wann man ſiebetrachtet nach ihrer Wuͤrckung/ wird ſie lateiniſch Actus ſecundus genannt/ zu Teutſch koͤnte mans eine wuͤrck- liche Thaͤtigkeit/ oder eine Ubung nennen/ und iſt 3. entweder ein Thun: Actio 4. oder ein Leiden: Paſſio. §. 7. Die Quantitaͤt und Sehrſamkeit wird in Moraliſchen ♈ entweder abſolut, an und vor ſich/ und zwar 1. Foͤrmlicher Weiſe/ woferne nemlich ein gewiſſes Stuͤck/ oder gar das Gantze an und vor ſich ſelbſt bekant iſt. Als die Quantitaͤt der Verwandſchafft/ wann man ſagt/ er ſey mit mir im andern Grad. Jtem die Quantitaͤt der Souverainen Macht/ wann man ſagt/ er habe die Majeſtaͤt allein. Hieher kan gezogen werden die Quan- titaͤt der groͤſten Erudition unter den Menſchen/ wann ſolche Moraliſcher Weiß in gewiſſe gradus eingethei- let iſt/ dero hoͤchſten derjenige erlanget/ welcher in ſei- ner Facultaͤt Doctor worden. 2. Gleichſam materialiſch/ woferne nemlich die Quantitaͤt zugleich mit und in der ermeßlichen Sache dargereichet wird/ als die Geltung eines Thalers/ oder Ducatens. ♎ oder ſie wird reſpectiviſch beniemet/ und zwar 3. entweder durch einfache Gegengeltung/ mit einem gewiſſen Maß; als daß ein Patritius noch ſo viel gilt als ein ge- meiner Mann. 4. oder durch mehrfache Gegengeltung/ und durch Proper- tion/ als daß ein Edelman gegen einen Baron, ſich verhalte wie ein Graf gegen einen Fuͤrſten. §. 8. Und
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tia paſſiva.
♏ aͤnderlich betrachtet/ heiſt ſie Mutabilitas, die Geſchickligkeit zur
Veraͤnderung/ darunter auch die originabilitas, die
Geſchickligkeit zuentflehen/ oder hervor gebracht zuwerden/
begriffen.
♎ wann man ſiebetrachtet nach ihrer Wuͤrckung/ wird ſie lateiniſch
Actus ſecundus genannt/ zu Teutſch koͤnte mans eine wuͤrck-
liche Thaͤtigkeit/ oder eine Ubung nennen/ und iſt
3. entweder ein Thun: Actio
4. oder ein Leiden: Paſſio.
§. 7. Die Quantitaͤt und Sehrſamkeit wird in Moraliſchen
Sachen/ eben als in natuͤrlichen Dingen/ beniemet/
♈ entweder abſolut, an und vor ſich/ und zwar
1. Foͤrmlicher Weiſe/ woferne nemlich ein gewiſſes Stuͤck/
oder gar das Gantze an und vor ſich ſelbſt bekant iſt. Als
die Quantitaͤt der Verwandſchafft/ wann man ſagt/ er
ſey mit mir im andern Grad. Jtem die Quantitaͤt der
Souverainen Macht/ wann man ſagt/ er habe die
Majeſtaͤt allein. Hieher kan gezogen werden die Quan-
titaͤt der groͤſten Erudition unter den Menſchen/ wann
ſolche Moraliſcher Weiß in gewiſſe gradus eingethei-
let iſt/ dero hoͤchſten derjenige erlanget/ welcher in ſei-
ner Facultaͤt Doctor worden.
2. Gleichſam materialiſch/ woferne nemlich die Quantitaͤt
zugleich mit und in der ermeßlichen Sache dargereichet
wird/ als die Geltung eines Thalers/ oder Ducatens.
♎ oder ſie wird reſpectiviſch beniemet/ und zwar
3. entweder durch einfache Gegengeltung/ mit einem gewiſſen
Maß; als daß ein Patritius noch ſo viel gilt als ein ge-
meiner Mann.
4. oder durch mehrfache Gegengeltung/ und durch Proper-
tion/ als daß ein Edelman gegen einen Baron, ſich
verhalte wie ein Graf gegen einen Fuͤrſten.
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Zitationshilfe: | Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/64>, abgerufen am 07.07.2024. |