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Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.

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Cvpitel. der Publiq-Personen.
einige die den andern Facultäten absonderlich zukommt/ welche sie doch
auch nicht gäntzlich übergehen kan.

§. 12. Zum Exempel: Sie hat die Erkäntnüs Gottes/
nicht zwar aus dem geoffenbabrten und kurtz gefasten Wort/ dahin sie
doch ein stetes Absehen mit haben muß; sondern aus der gantzen so
weitleufftigen Natur/ heraus zuziehen: Sie hat das gemeine We-
sen/
nicht allhier im Teutschland/ und zwar nur nach den geschriebenen
Röm. Recht/ sondern überal und nach allen Umständen/ zubeurtheilen:
Sie hat die Kräffte der Natur/ nicht nur zur Gesundheit/ die man
doch dabey nicht übergehen kan/ sondern zu allen und ieden Würckun-
gen/ zuerforschen. Und also hat sie von einer ieden Facultät ihrem
object vielmal mehr/ als dieselbe Facultät selbst vornemlich tractiret.
Ohne die gantze vierdte Special-Facultet, welche vor sich noch 4. weit-
leufftige Hauptbesorgungen trägt/ als

1. Vor Nahrung/ Haußhaltung und Commercien.
2. Vor die Kunstsachen und Manufacturen.
3. vor die Bausachen und Structuren.
4. Vor die Kriegsführungen und Verwahrungen.

§. 13. Unmöglich ists/ daß bey solcher Eintheilung der vier
Facultäten die Gleichheit solte beobachtet worden seyn/ zumahl wann
denen so viel Hauptpuncte zubesorgen habenden Philosophis hingegen
iedem kaum halb so viel Besoldung als einem von den übrigen Facul-
tisten assigniret worden.

Ohne zweifel begehrt man nur von einem ieden etwas (nicht al-
les) der vierdten Facultät ihrem Generalwerck auf den Hals geweltzet
zuhaben/ nemlich selbst nur die Generalia, welche doch noch schwer
genug fallen. Wordurch aber das übrige nachdrücklich versorget wer-
den möge/ da mag die Nachwelt auff weitere Mittel dencken.

§. 14. Wie nun die General Weltweißheit bey solchen Stand
mit den allgemeinen Benennungen und mit der Theorie genug zu-
thun hat; also muß bey denen Special Weltweißheiten die genaue Er-
messung
samt der daraus entspringenden Prax desto stärcker getrieben
werden. Dahero dero Doctores alle miteinander Mathematici zu-
nennen/ weil ieder sein object nicht ohne Ziel und Maß/ sondern alle-
zeit nach richtiger aestimation, Quantität und Ermessung/ nechst ap-

plication
D iij

Cvpitel. der Publiq-Perſonen.
einige die den andern Facultaͤten abſonderlich zukom̃t/ welche ſie doch
auch nicht gaͤntzlich uͤbergehen kan.

§. 12. Zum Exempel: Sie hat die Erkaͤntnuͤs Gottes/
nicht zwar aus dem geoffenbabrten und kurtz gefaſten Wort/ dahin ſie
doch ein ſtetes Abſehen mit haben muß; ſondern aus der gantzen ſo
weitleufftigen Natur/ heraus zuziehen: Sie hat das gemeine We-
ſen/
nicht allhier im Teutſchland/ und zwar nur nach den geſchriebenen
Roͤm. Recht/ ſondern uͤberal und nach allen Umſtaͤnden/ zubeurtheilen:
Sie hat die Kraͤffte der Natur/ nicht nur zur Geſundheit/ die man
doch dabey nicht uͤbergehen kan/ ſondern zu allen und ieden Wuͤrckun-
gen/ zuerforſchen. Und alſo hat ſie von einer ieden Facultaͤt ihrem
object vielmal mehr/ als dieſelbe Facultaͤt ſelbſt vornemlich tractiret.
Ohne die gantze vierdte Special-Facultet, welche vor ſich noch 4. weit-
leufftige Hauptbeſorgungen traͤgt/ als

1. Vor Nahrung/ Haußhaltung und Commercien.
2. Vor die Kunſtſachen und Manufacturen.
3. vor die Bauſachen und Structuren.
4. Vor die Kriegsfuͤhrungen und Verwahrungen.

§. 13. Unmoͤglich iſts/ daß bey ſolcher Eintheilung der vier
Facultaͤten die Gleichheit ſolte beobachtet worden ſeyn/ zumahl wann
denen ſo viel Hauptpuncte zubeſorgen habenden Philoſophis hingegen
iedem kaum halb ſo viel Beſoldung als einem von den uͤbrigen Facul-
tiſten aſſigniret worden.

Ohne zweifel begehrt man nur von einem ieden etwas (nicht al-
les) der vierdten Facultaͤt ihrem Generalwerck auf den Hals geweltzet
zuhaben/ nemlich ſelbſt nur die Generalia, welche doch noch ſchwer
genug fallen. Wordurch aber das uͤbrige nachdruͤcklich verſorget wer-
den moͤge/ da mag die Nachwelt auff weitere Mittel dencken.

§. 14. Wie nun die General Weltweißheit bey ſolchen Stand
mit den allgemeinen Benennungen und mit der Theorie genug zu-
thun hat; alſo muß bey denen Special Weltweißheiten die genaue Er-
meſſung
ſamt der daraus entſpringenden Prax deſto ſtaͤrcker getrieben
werden. Dahero dero Doctores alle miteinander Mathematici zu-
nennen/ weil ieder ſein object nicht ohne Ziel und Maß/ ſondern alle-
zeit nach richtiger æſtimation, Quantitaͤt und Ermeſſung/ nechſt ap-

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D iij
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[29/0039] Cvpitel. der Publiq-Perſonen. einige die den andern Facultaͤten abſonderlich zukom̃t/ welche ſie doch auch nicht gaͤntzlich uͤbergehen kan. §. 12. Zum Exempel: Sie hat die Erkaͤntnuͤs Gottes/ nicht zwar aus dem geoffenbabrten und kurtz gefaſten Wort/ dahin ſie doch ein ſtetes Abſehen mit haben muß; ſondern aus der gantzen ſo weitleufftigen Natur/ heraus zuziehen: Sie hat das gemeine We- ſen/ nicht allhier im Teutſchland/ und zwar nur nach den geſchriebenen Roͤm. Recht/ ſondern uͤberal und nach allen Umſtaͤnden/ zubeurtheilen: Sie hat die Kraͤffte der Natur/ nicht nur zur Geſundheit/ die man doch dabey nicht uͤbergehen kan/ ſondern zu allen und ieden Wuͤrckun- gen/ zuerforſchen. Und alſo hat ſie von einer ieden Facultaͤt ihrem object vielmal mehr/ als dieſelbe Facultaͤt ſelbſt vornemlich tractiret. Ohne die gantze vierdte Special-Facultet, welche vor ſich noch 4. weit- leufftige Hauptbeſorgungen traͤgt/ als 1. Vor Nahrung/ Haußhaltung und Commercien. 2. Vor die Kunſtſachen und Manufacturen. 3. vor die Bauſachen und Structuren. 4. Vor die Kriegsfuͤhrungen und Verwahrungen. §. 13. Unmoͤglich iſts/ daß bey ſolcher Eintheilung der vier Facultaͤten die Gleichheit ſolte beobachtet worden ſeyn/ zumahl wann denen ſo viel Hauptpuncte zubeſorgen habenden Philoſophis hingegen iedem kaum halb ſo viel Beſoldung als einem von den uͤbrigen Facul- tiſten aſſigniret worden. Ohne zweifel begehrt man nur von einem ieden etwas (nicht al- les) der vierdten Facultaͤt ihrem Generalwerck auf den Hals geweltzet zuhaben/ nemlich ſelbſt nur die Generalia, welche doch noch ſchwer genug fallen. Wordurch aber das uͤbrige nachdruͤcklich verſorget wer- den moͤge/ da mag die Nachwelt auff weitere Mittel dencken. §. 14. Wie nun die General Weltweißheit bey ſolchen Stand mit den allgemeinen Benennungen und mit der Theorie genug zu- thun hat; alſo muß bey denen Special Weltweißheiten die genaue Er- meſſung ſamt der daraus entſpringenden Prax deſto ſtaͤrcker getrieben werden. Dahero dero Doctores alle miteinander Mathematici zu- nennen/ weil ieder ſein object nicht ohne Ziel und Maß/ ſondern alle- zeit nach richtiger æſtimation, Quantitaͤt und Ermeſſung/ nechſt ap- plication D iij

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Zitationshilfe: Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/39>, abgerufen am 22.11.2024.