Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weigel, Valentin: Der güldene Griff/ Alle Ding ohne Jrrthumb zuerkennen. Halle (Saale), 1613.

Bild:
<< vorherige Seite
Der güldene Griff.


Das erste Capitel.
Daß die Betrachtung der ewigen Gott-
heit/ vnd der 6. Tagwercken/ auch die Erkentnis

seiner selbs/ gros Nutz bringe.

WEr da offt betracht den ewigen GOtt/ wie er
anfenglich durch sein Wort vnd Geist seines Munds al-
le ding geschaffen hat/ aus nichts etwas/ Als die Engel
kommen aus nichts/ dann durchs Wort Gottes/ auff das folgen die
5. Tagwercke der Schöpffung/ wie durch die scheidungen/ alle ding
sind herfür kommen an das Liecht/ Gott besitzt alle ding in jm selber/
also schuff er auch die Engel/ daß sie alles in jnen selber haben/ aus
den kommen herfür die 4. Elementa vnd Astra, aus den Elementen
vnd Astris kommen herfür die Corpora, aus den Corporibus wach-
sen herfür die Früchten/ wer das betracht (sag ich) das alles das aus
nichts worden sey/ durchs Wort aus dem Verborgnen in das We-
sen alle ding aus dem vnsichtbarn in das sichtbare kommen sey/ aus
dem Geistlichen in das Leibliche vnd Cörperliche/ vnd bleib eins in
dem andern/ Als der leibliche sichtbare Baum/ bleibet im vnsicht-
barn
geistlichen Baum/ also fliessen alle eussere ding von dem in-
nern heraus/ vnd nichts von aussen hinnein/ Siehe an wo kömpt
der Baum her/ warlich aus den Astris des vnsichtbaren Samens/
wo kömpt die Birn her/ aus dem Baum/ wo kömpt der Schnee vnd
Hagel her/ Regen/ Nebel/ nit aus den jrdischen Dünsten/ wie Ari-
stotel sagt/ sondern aus den vnsichtigen Astris der Sternen/ die das
vnsichtbare sichtbar machen/ Nun/ wo kömpt der Mensch her? aus
dem limbo terre, das ist aus dem Erden Klotz/ der da ist die gantze
Welt/ vnsichtbar lag Adam in der Welt/ vnd ward leiblich/ war-
aus einer ist/ dasselb hat vnd begert er auch in jhm/ die Birn ist aus

dem
Der guͤldene Griff.


Das erſte Capitel.
Daß die Betrachtung der ewigen Gott-
heit/ vnd der 6. Tagwercken/ auch die Erkentnis

ſeiner ſelbs/ gros Nutz bringe.

WEr da offt betracht den ewigen GOtt/ wie er
anfenglich durch ſein Wort vnd Geiſt ſeines Munds al-
le ding geſchaffen hat/ aus nichts etwas/ Als die Engel
kom̃en aus nichts/ dann durchs Wort Gottes/ auff das folgen die
5. Tagwercke der Schoͤpffung/ wie durch die ſcheidungen/ alle ding
ſind herfuͤr kom̃en an das Liecht/ Gott beſitzt alle ding in jm ſelber/
alſo ſchuff er auch die Engel/ daß ſie alles in jnen ſelber haben/ aus
den kom̃en herfuͤr die 4. Elementa vnd Aſtra, aus den Elementen
vnd Aſtris kom̃en herfuͤr die Corpora, aus dẽ Corporibus wach-
ſen herfuͤr die Fruͤchten/ wer das betracht (ſag ich) das alles das aus
nichts worden ſey/ durchs Wort aus dem Verborgnen in das We-
ſen alle ding aus dem vnſichtbarn in das ſichtbare kom̃en ſey/ aus
dem Geiſtlichen in das Leibliche vnd Coͤrperliche/ vnd bleib eins in
dem andern/ Als der leibliche ſichtbare Baum/ bleibet im vnſicht-
barn
geiſtlichen Baum/ alſo flieſſen alle euſſere ding von dem in-
nern heraus/ vnd nichts von auſſen hinnein/ Siehe an wo koͤmpt
der Baum her/ warlich aus den Aſtris des vnſichtbaren Samens/
wo koͤmpt die Birn her/ aus dem Baum/ wo koͤmpt der Schnee vñ
Hagel her/ Regen/ Nebel/ nit aus den jrdiſchen Duͤnſten/ wie Ari-
ſtotel ſagt/ ſondern aus den vnſichtigen Aſtris der Sternen/ die das
vnſichtbare ſichtbar machen/ Nun/ wo koͤmpt der Menſch her? aus
dem limbo terrę, das iſt aus dem Erden Klotz/ der da iſt die gantze
Welt/ vnſichtbar lag Adam in der Welt/ vnd ward leiblich/ war-
aus einer iſt/ daſſelb hat vnd begert er auch in jhm/ die Birn iſt aus

dem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0009"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der gu&#x0364;ldene Griff.</hi> </fw><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">Das er&#x017F;te Capitel.<lb/>
Daß die Betrachtung der ewigen Gott-<lb/>
heit/ vnd der 6. Tagwercken/ auch die Erkentnis</hi><lb/>
&#x017F;einer &#x017F;elbs/ gros Nutz bringe.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>Er da offt betracht den ewigen GOtt/ wie er<lb/>
anfenglich durch &#x017F;ein Wort vnd Gei&#x017F;t &#x017F;eines Munds al-<lb/>
le ding ge&#x017F;chaffen hat/ aus nichts etwas/ Als die Engel<lb/>
kom&#x0303;en aus nichts/ dann durchs Wort Gottes/ auff das folgen die<lb/>
5. Tagwercke der Scho&#x0364;pffung/ wie durch die &#x017F;cheidungen/ alle ding<lb/>
&#x017F;ind herfu&#x0364;r kom&#x0303;en an das Liecht/ Gott be&#x017F;itzt alle ding in jm &#x017F;elber/<lb/>
al&#x017F;o &#x017F;chuff er auch die Engel/ daß &#x017F;ie alles in jnen &#x017F;elber haben/ aus<lb/>
den kom&#x0303;en herfu&#x0364;r die 4. <hi rendition="#aq">Elementa</hi> vnd <hi rendition="#aq">A&#x017F;tra,</hi> aus den Elementen<lb/>
vnd <hi rendition="#aq">A&#x017F;tris</hi> kom&#x0303;en herfu&#x0364;r die <hi rendition="#aq">Corpora,</hi> aus d&#x1EBD; <hi rendition="#aq">Corporibus</hi> wach-<lb/>
&#x017F;en herfu&#x0364;r die Fru&#x0364;chten/ wer das betracht (&#x017F;ag ich) das alles das aus<lb/>
nichts worden &#x017F;ey/ durchs Wort aus dem Verborgnen in das We-<lb/>
&#x017F;en alle ding aus dem vn&#x017F;ichtbarn in das &#x017F;ichtbare kom&#x0303;en &#x017F;ey/ aus<lb/>
dem Gei&#x017F;tlichen in das Leibliche vnd Co&#x0364;rperliche/ vnd bleib eins in<lb/>
dem andern/ Als der leibliche &#x017F;ichtbare Baum/ bleibet im <choice><sic>vu&#x017F;icht-<lb/>
barn</sic><corr>vn&#x017F;icht-<lb/>
barn</corr></choice> gei&#x017F;tlichen Baum/ al&#x017F;o flie&#x017F;&#x017F;en alle eu&#x017F;&#x017F;ere ding von dem in-<lb/>
nern heraus/ vnd nichts von au&#x017F;&#x017F;en hinnein/ Siehe an wo ko&#x0364;mpt<lb/>
der Baum her/ warlich aus den <hi rendition="#aq">A&#x017F;tris</hi> des vn&#x017F;ichtbaren Samens/<lb/>
wo ko&#x0364;mpt die Birn her/ aus dem Baum/ wo ko&#x0364;mpt der Schnee vñ<lb/>
Hagel her/ Regen/ Nebel/ nit aus den jrdi&#x017F;chen Du&#x0364;n&#x017F;ten/ wie Ari-<lb/>
&#x017F;totel &#x017F;agt/ &#x017F;ondern aus den vn&#x017F;ichtigen <hi rendition="#aq">A&#x017F;tris</hi> der Sternen/ die das<lb/>
vn&#x017F;ichtbare &#x017F;ichtbar machen/ Nun/ wo ko&#x0364;mpt der Men&#x017F;ch her? aus<lb/>
dem <hi rendition="#aq">limbo terr&#x0119;,</hi> das i&#x017F;t aus dem Erden Klotz/ der da i&#x017F;t die gantze<lb/>
Welt/ vn&#x017F;ichtbar lag Adam in der Welt/ vnd ward leiblich/ war-<lb/>
aus einer i&#x017F;t/ da&#x017F;&#x017F;elb hat vnd begert er auch in jhm/ die Birn i&#x017F;t aus<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0009] Der guͤldene Griff. Das erſte Capitel. Daß die Betrachtung der ewigen Gott- heit/ vnd der 6. Tagwercken/ auch die Erkentnis ſeiner ſelbs/ gros Nutz bringe. WEr da offt betracht den ewigen GOtt/ wie er anfenglich durch ſein Wort vnd Geiſt ſeines Munds al- le ding geſchaffen hat/ aus nichts etwas/ Als die Engel kom̃en aus nichts/ dann durchs Wort Gottes/ auff das folgen die 5. Tagwercke der Schoͤpffung/ wie durch die ſcheidungen/ alle ding ſind herfuͤr kom̃en an das Liecht/ Gott beſitzt alle ding in jm ſelber/ alſo ſchuff er auch die Engel/ daß ſie alles in jnen ſelber haben/ aus den kom̃en herfuͤr die 4. Elementa vnd Aſtra, aus den Elementen vnd Aſtris kom̃en herfuͤr die Corpora, aus dẽ Corporibus wach- ſen herfuͤr die Fruͤchten/ wer das betracht (ſag ich) das alles das aus nichts worden ſey/ durchs Wort aus dem Verborgnen in das We- ſen alle ding aus dem vnſichtbarn in das ſichtbare kom̃en ſey/ aus dem Geiſtlichen in das Leibliche vnd Coͤrperliche/ vnd bleib eins in dem andern/ Als der leibliche ſichtbare Baum/ bleibet im vnſicht- barn geiſtlichen Baum/ alſo flieſſen alle euſſere ding von dem in- nern heraus/ vnd nichts von auſſen hinnein/ Siehe an wo koͤmpt der Baum her/ warlich aus den Aſtris des vnſichtbaren Samens/ wo koͤmpt die Birn her/ aus dem Baum/ wo koͤmpt der Schnee vñ Hagel her/ Regen/ Nebel/ nit aus den jrdiſchen Duͤnſten/ wie Ari- ſtotel ſagt/ ſondern aus den vnſichtigen Aſtris der Sternen/ die das vnſichtbare ſichtbar machen/ Nun/ wo koͤmpt der Menſch her? aus dem limbo terrę, das iſt aus dem Erden Klotz/ der da iſt die gantze Welt/ vnſichtbar lag Adam in der Welt/ vnd ward leiblich/ war- aus einer iſt/ daſſelb hat vnd begert er auch in jhm/ die Birn iſt aus dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gueldenergriff_1613
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gueldenergriff_1613/9
Zitationshilfe: Weigel, Valentin: Der güldene Griff/ Alle Ding ohne Jrrthumb zuerkennen. Halle (Saale), 1613, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gueldenergriff_1613/9>, abgerufen am 23.11.2024.