Weigel, Valentin: Der güldene Griff/ Alle Ding ohne Jrrthumb zuerkennen. Halle (Saale), 1613.Der güldene Griff. hast/ durch bequemliche vbung/ sonder liget wie ein ander viehischMensch/ im Staub der Erden begraben/ Ein jedes objectum ist einem jeden wie er selber ist/ die Erkentnis kömpt aus dem Aug/ vnd nicht aus dem Gegenwurff/ darnach einer ein ding siehet vnd vhrtheilet/ darnach ist es jhme wie sein Aug ist/ also ist sein Erkent- nis/ Exempel/ Den Phariseern ist Christus ein Teuffel/ den Ho- henschulen ist ein Gottsgelehrter Prediger ein Schwermer/ den Aposteln aber ist Christus ein Sohn des lebendigen Gottes/ vnd kein Teuffel noch Verführer/ den Sophistischen Theologis oder Literanten ist die Biblia ein Gifft vnd Verführung der Gläu- bigen/ aber sie ist ein angenehm lieblich Zeugnis. Ach ewiger Gott/ einen jeglichen Menschen hastu Liechts Das neunde Capitel. Das alle natürliche Erkentnis nicht her- fliesse vom Gegenwurff/ sondern vom Aug selber/ vnd worzu solche Betrachtung nütz sey. DJeweil in der natürlichen Erkentnis seyn müs- Der guͤldene Griff. haſt/ durch bequemliche vbung/ ſonder liget wie ein ander viehiſchMenſch/ im Staub der Erden begraben/ Ein jedes objectum iſt einem jeden wie er ſelber iſt/ die Erkentnis koͤmpt aus dem Aug/ vnd nicht aus dem Gegenwurff/ darnach einer ein ding ſiehet vnd vhrtheilet/ darnach iſt es jhme wie ſein Aug iſt/ alſo iſt ſein Erkent- nis/ Exempel/ Den Phariſeern iſt Chriſtus ein Teuffel/ den Ho- henſchulen iſt ein Gottsgelehrter Prediger ein Schwermer/ den Apoſteln aber iſt Chriſtus ein Sohn des lebendigen Gottes/ vnd kein Teuffel noch Verfuͤhrer/ den Sophiſtiſchen Theologis oder Literanten iſt die Biblia ein Gifft vnd Verfuͤhrung der Glaͤu- bigen/ aber ſie iſt ein angenehm lieblich Zeugnis. Ach ewiger Gott/ einen jeglichen Menſchen haſtu Liechts Das neunde Capitel. Das alle natuͤrliche Erkentnis nicht her- flieſſe vom Gegenwurff/ ſondern vom Aug ſelber/ vnd worzu ſolche Betrachtung nuͤtz ſey. DJeweil in der natuͤrlichen Erkentnis ſeyn muͤſ- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der guͤldene Griff.</hi></fw><lb/> haſt/ durch bequemliche vbung/ ſonder liget wie ein ander viehiſch<lb/> Menſch/ im Staub der Erden begraben/ Ein jedes <hi rendition="#aq">objectum</hi><lb/> iſt einem jeden wie er ſelber iſt/ die Erkentnis koͤmpt aus dem Aug/<lb/> vnd nicht aus dem Gegenwurff/ darnach einer ein ding ſiehet vnd<lb/> vhrtheilet/ darnach iſt es jhme wie ſein Aug iſt/ alſo iſt ſein Erkent-<lb/> nis/ Exempel/ Den Phariſeern iſt Chriſtus ein Teuffel/ den Ho-<lb/> henſchulen iſt ein Gottsgelehrter Prediger ein Schwermer/ den<lb/> Apoſteln aber iſt Chriſtus ein Sohn des lebendigen Gottes/ vnd<lb/> kein Teuffel noch Verfuͤhrer/ den Sophiſtiſchen <hi rendition="#aq">Theologis</hi> oder<lb/><hi rendition="#aq">Literanten</hi> iſt die Biblia ein Gifft vnd Verfuͤhrung der Glaͤu-<lb/> bigen/ aber ſie iſt ein angenehm lieblich Zeugnis.</p><lb/> <p>Ach ewiger <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi>/ einen jeglichen Menſchen haſtu Liechts<lb/> vnd Aug genug eingethan/ allein aber viel wollen ſich ſelber nicht<lb/> kennen/ auch dem nicht glaͤuben/ der ſie zur Warheit fuͤhren wil.<lb/> O HERR/ mehre vns den Glauben/ daß wir dich in der War-<lb/> heit erkennen moͤgen/ Amen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head>Das neunde Capitel.<lb/><hi rendition="#b">Das alle natuͤrliche Erkentnis nicht her-<lb/> flieſſe vom Gegenwurff/ ſondern vom Aug ſelber/</hi><lb/> vnd worzu ſolche Betrachtung nuͤtz ſey.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>Jeweil in der natuͤrlichen Erkentnis ſeyn muͤſ-<lb/> ſen zwey ding/ als das <hi rendition="#aq">objectum</hi> oder Gegenwurff/ der<lb/> ſol erkent vnd geſehen werden vom Auge/ vnnd das Aug<lb/> oder der Erkenner/ der dz <hi rendition="#aq">objectum</hi> ſiehet vnd erkent/ ſo halt gegen<lb/> einander <hi rendition="#aq">videntem & viſibile: cognoſcentem & cognoſci-<lb/> bile: judicantem & judicabile: apprehendentem</hi> vnd <hi rendition="#aq">ap-<lb/> prehenſibile:</hi> vnnd erforſche ob die Erkentnis herkomme vom<lb/><hi rendition="#aq">objecto</hi> in das Aug/ oder ob das Vrtheil vnd die Erkentnis flieſſe<lb/> vom Aug in das <hi rendition="#aq">objectum.</hi></p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0032]
Der guͤldene Griff.
haſt/ durch bequemliche vbung/ ſonder liget wie ein ander viehiſch
Menſch/ im Staub der Erden begraben/ Ein jedes objectum
iſt einem jeden wie er ſelber iſt/ die Erkentnis koͤmpt aus dem Aug/
vnd nicht aus dem Gegenwurff/ darnach einer ein ding ſiehet vnd
vhrtheilet/ darnach iſt es jhme wie ſein Aug iſt/ alſo iſt ſein Erkent-
nis/ Exempel/ Den Phariſeern iſt Chriſtus ein Teuffel/ den Ho-
henſchulen iſt ein Gottsgelehrter Prediger ein Schwermer/ den
Apoſteln aber iſt Chriſtus ein Sohn des lebendigen Gottes/ vnd
kein Teuffel noch Verfuͤhrer/ den Sophiſtiſchen Theologis oder
Literanten iſt die Biblia ein Gifft vnd Verfuͤhrung der Glaͤu-
bigen/ aber ſie iſt ein angenehm lieblich Zeugnis.
Ach ewiger Gott/ einen jeglichen Menſchen haſtu Liechts
vnd Aug genug eingethan/ allein aber viel wollen ſich ſelber nicht
kennen/ auch dem nicht glaͤuben/ der ſie zur Warheit fuͤhren wil.
O HERR/ mehre vns den Glauben/ daß wir dich in der War-
heit erkennen moͤgen/ Amen.
Das neunde Capitel.
Das alle natuͤrliche Erkentnis nicht her-
flieſſe vom Gegenwurff/ ſondern vom Aug ſelber/
vnd worzu ſolche Betrachtung nuͤtz ſey.
DJeweil in der natuͤrlichen Erkentnis ſeyn muͤſ-
ſen zwey ding/ als das objectum oder Gegenwurff/ der
ſol erkent vnd geſehen werden vom Auge/ vnnd das Aug
oder der Erkenner/ der dz objectum ſiehet vnd erkent/ ſo halt gegen
einander videntem & viſibile: cognoſcentem & cognoſci-
bile: judicantem & judicabile: apprehendentem vnd ap-
prehenſibile: vnnd erforſche ob die Erkentnis herkomme vom
objecto in das Aug/ oder ob das Vrtheil vnd die Erkentnis flieſſe
vom Aug in das objectum.
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