Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

Es war um die Karnevalszeit auf einem Maskenballe. Die gute Stadt Brüssel hatte Alles aufgeboten, um auch durch den Ball der Oper den Beweis zu liefern, daß man in Belgien jede französische Sitte nachahmen könne, wenigstens so gut, als es dem kleinen Belgien überhaupt möglich ist. Die wenigen schönen Frauen, die es in Brüssel giebt, waren in ihrem besten Staate gegenwärtig. Ich glaube, in keinem Lande der Welt ist das "schöne Geschlecht" mehr vernachlässigt, als in Belgien. Man gehe in jedes beliebige Theater und man überzeuge sich davon, daß der Rand der Logen mit einer wahren Perlenschnur von Medusenköpfen gesäumt ist. Die eigentlichen Vlamländerinnen haben Gliedmaßen, wie sie sich nie ein weibliches Wesen erlauben sollte. Die Walloninnen, schwarzäugig und lebendig zwar, wie Französinnen, verlieren sehr durch ihren mangelhaften Taint. Fragt man in Lüttich nach schönen Frauen, so heißt es: O, gehen Sie nur par exemple nach Brügge, dort finden Sie noch viel spanisches Blut. Erkundigt man sich in Brügge nach hübschen Damen, so heißt es: O, gehen Sie nur nach Lüttich, dort herrscht die französische Race vor. Leider fand ich weder Spanier noch Franzosen in Belgien - nur Belgier; rien que cela. Jedenfalls sind die Belgier schöner als die Belgierinnen.

Es war um die Karnevalszeit auf einem Maskenballe. Die gute Stadt Brüssel hatte Alles aufgeboten, um auch durch den Ball der Oper den Beweis zu liefern, daß man in Belgien jede französische Sitte nachahmen könne, wenigstens so gut, als es dem kleinen Belgien überhaupt möglich ist. Die wenigen schönen Frauen, die es in Brüssel giebt, waren in ihrem besten Staate gegenwärtig. Ich glaube, in keinem Lande der Welt ist das „schöne Geschlecht“ mehr vernachlässigt, als in Belgien. Man gehe in jedes beliebige Theater und man überzeuge sich davon, daß der Rand der Logen mit einer wahren Perlenschnur von Medusenköpfen gesäumt ist. Die eigentlichen Vlamländerinnen haben Gliedmaßen, wie sie sich nie ein weibliches Wesen erlauben sollte. Die Walloninnen, schwarzäugig und lebendig zwar, wie Französinnen, verlieren sehr durch ihren mangelhaften Taint. Fragt man in Lüttich nach schönen Frauen, so heißt es: O, gehen Sie nur par exemple nach Brügge, dort finden Sie noch viel spanisches Blut. Erkundigt man sich in Brügge nach hübschen Damen, so heißt es: O, gehen Sie nur nach Lüttich, dort herrscht die französische Raçe vor. Leider fand ich weder Spanier noch Franzosen in Belgien – nur Belgier; rien que cela. Jedenfalls sind die Belgier schöner als die Belgierinnen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0082" n="76"/>
          <p>Es war um die Karnevalszeit auf einem Maskenballe. Die gute Stadt Brüssel hatte Alles aufgeboten, um auch durch den Ball der Oper den Beweis zu liefern, daß man in Belgien jede französische Sitte nachahmen könne, wenigstens so gut, als es dem kleinen Belgien überhaupt möglich ist. Die wenigen schönen Frauen, die es in Brüssel giebt, waren in ihrem besten Staate gegenwärtig. Ich glaube, in keinem Lande der Welt ist das &#x201E;schöne Geschlecht&#x201C; mehr vernachlässigt, als in Belgien. Man gehe in jedes beliebige Theater und man überzeuge sich davon, daß der Rand der Logen mit einer wahren Perlenschnur von Medusenköpfen gesäumt ist. Die eigentlichen Vlamländerinnen haben Gliedmaßen, wie sie sich nie ein weibliches Wesen erlauben sollte. Die Walloninnen, schwarzäugig und lebendig zwar, wie Französinnen, verlieren sehr durch ihren mangelhaften Taint. Fragt man in Lüttich nach schönen Frauen, so heißt es: O, gehen Sie nur <hi rendition="#aq">par exemple</hi> nach Brügge, dort finden Sie noch viel spanisches Blut. Erkundigt man sich in Brügge nach hübschen Damen, so heißt es: O, gehen Sie nur nach Lüttich, dort herrscht die französische Raçe vor. Leider fand ich weder Spanier noch Franzosen in Belgien &#x2013; nur Belgier; <hi rendition="#aq">rien que cela</hi>. Jedenfalls sind die Belgier schöner als die Belgierinnen.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0082] Es war um die Karnevalszeit auf einem Maskenballe. Die gute Stadt Brüssel hatte Alles aufgeboten, um auch durch den Ball der Oper den Beweis zu liefern, daß man in Belgien jede französische Sitte nachahmen könne, wenigstens so gut, als es dem kleinen Belgien überhaupt möglich ist. Die wenigen schönen Frauen, die es in Brüssel giebt, waren in ihrem besten Staate gegenwärtig. Ich glaube, in keinem Lande der Welt ist das „schöne Geschlecht“ mehr vernachlässigt, als in Belgien. Man gehe in jedes beliebige Theater und man überzeuge sich davon, daß der Rand der Logen mit einer wahren Perlenschnur von Medusenköpfen gesäumt ist. Die eigentlichen Vlamländerinnen haben Gliedmaßen, wie sie sich nie ein weibliches Wesen erlauben sollte. Die Walloninnen, schwarzäugig und lebendig zwar, wie Französinnen, verlieren sehr durch ihren mangelhaften Taint. Fragt man in Lüttich nach schönen Frauen, so heißt es: O, gehen Sie nur par exemple nach Brügge, dort finden Sie noch viel spanisches Blut. Erkundigt man sich in Brügge nach hübschen Damen, so heißt es: O, gehen Sie nur nach Lüttich, dort herrscht die französische Raçe vor. Leider fand ich weder Spanier noch Franzosen in Belgien – nur Belgier; rien que cela. Jedenfalls sind die Belgier schöner als die Belgierinnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-04T15:10:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitätsbibliothek Frankfurt am Main: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-04T15:10:31Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Faksimile 0150) (2013-01-04T15:10:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-04T15:10:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen
  • Sonderzeichen und nicht-lateinische Schriftzeichen werden möglichst originalgetreu wiedergegeben
  • Das lange s (ſ) wird als normales s wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/82
Zitationshilfe: Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/82>, abgerufen am 22.11.2024.