Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.ein Kerl mit einem höchst christlich germanischen Gesichte mit dem Reichsadler und viertens ein dito mit dem preußischen Adler. Ich kann es mir nicht versagen, noch die Bemerkung hinzuzufügen, daß die guten deutschen Blätter, und namentlich die Kölnische Zeitung in ihren sonst so reichhaltigen und schön stylisirten Berichten über die Festlichkeiten, dieses Dokument nicht mit aufgeführt haben. Die Gründe zu dieser Weglassung habe ich beim besten Willen nicht ermitteln können, so viel ich aber höre, soll keine böswillige Absicht dabei zu Grunde gelegen haben, was natürlich auch nicht anders zu erwarten war. Nachdem ich den Speisezettel auf's sorgfältigste studirt und meinem Salm - dem Fisch, nicht dem Fürsten Salm - mit Messer und Gabel angekündigt hatte, daß seine letzte Stunde gekommen sei, schaute ich mich zum ersten Male nach meinen Nachbarn um. Lauter fremde Gesichter, alle in ihre Atzung vertieft. Es ist traurig, wenn man unter 1200 Menschen sitzt und sich mit Niemandem unterhalten soll. Man kommt sich wie ein Zellengefangener vor. Ich schüttete daher meinem Nebenmanne ein Glas Champagner über den Arm um mich dann bei ihm auf's unterthänigste zu entschuldigen und auf diese Weise die Konversation zu beginnen. ein Kerl mit einem höchst christlich germanischen Gesichte mit dem Reichsadler und viertens ein dito mit dem preußischen Adler. Ich kann es mir nicht versagen, noch die Bemerkung hinzuzufügen, daß die guten deutschen Blätter, und namentlich die Kölnische Zeitung in ihren sonst so reichhaltigen und schön stylisirten Berichten über die Festlichkeiten, dieses Dokument nicht mit aufgeführt haben. Die Gründe zu dieser Weglassung habe ich beim besten Willen nicht ermitteln können, so viel ich aber höre, soll keine böswillige Absicht dabei zu Grunde gelegen haben, was natürlich auch nicht anders zu erwarten war. Nachdem ich den Speisezettel auf’s sorgfältigste studirt und meinem Salm – dem Fisch, nicht dem Fürsten Salm – mit Messer und Gabel angekündigt hatte, daß seine letzte Stunde gekommen sei, schaute ich mich zum ersten Male nach meinen Nachbarn um. Lauter fremde Gesichter, alle in ihre Atzung vertieft. Es ist traurig, wenn man unter 1200 Menschen sitzt und sich mit Niemandem unterhalten soll. Man kommt sich wie ein Zellengefangener vor. Ich schüttete daher meinem Nebenmanne ein Glas Champagner über den Arm um mich dann bei ihm auf’s unterthänigste zu entschuldigen und auf diese Weise die Konversation zu beginnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0251" n="245"/> ein Kerl mit einem höchst christlich germanischen Gesichte mit dem Reichsadler und viertens ein <hi rendition="#aq">dito</hi> mit dem preußischen Adler.</p> <p>Ich kann es mir nicht versagen, noch die Bemerkung hinzuzufügen, daß die guten deutschen Blätter, und namentlich die Kölnische Zeitung in ihren sonst so reichhaltigen und schön stylisirten Berichten über die Festlichkeiten, dieses Dokument nicht mit aufgeführt haben. Die Gründe zu dieser Weglassung habe ich beim besten Willen nicht ermitteln können, so viel ich aber höre, soll keine böswillige Absicht dabei zu Grunde gelegen haben, was natürlich auch nicht anders zu erwarten war.</p> <p>Nachdem ich den Speisezettel auf’s sorgfältigste studirt und meinem Salm – dem Fisch, nicht dem Fürsten Salm – mit Messer und Gabel angekündigt hatte, daß seine letzte Stunde gekommen sei, schaute ich mich zum ersten Male nach meinen Nachbarn um. Lauter fremde Gesichter, alle in ihre Atzung vertieft. Es ist traurig, wenn man unter 1200 Menschen sitzt und sich mit Niemandem unterhalten soll. Man kommt sich wie ein Zellengefangener vor. Ich schüttete daher meinem Nebenmanne ein Glas Champagner über den Arm um mich dann bei ihm auf’s unterthänigste zu entschuldigen und auf diese Weise die Konversation zu beginnen.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [245/0251]
ein Kerl mit einem höchst christlich germanischen Gesichte mit dem Reichsadler und viertens ein dito mit dem preußischen Adler.
Ich kann es mir nicht versagen, noch die Bemerkung hinzuzufügen, daß die guten deutschen Blätter, und namentlich die Kölnische Zeitung in ihren sonst so reichhaltigen und schön stylisirten Berichten über die Festlichkeiten, dieses Dokument nicht mit aufgeführt haben. Die Gründe zu dieser Weglassung habe ich beim besten Willen nicht ermitteln können, so viel ich aber höre, soll keine böswillige Absicht dabei zu Grunde gelegen haben, was natürlich auch nicht anders zu erwarten war.
Nachdem ich den Speisezettel auf’s sorgfältigste studirt und meinem Salm – dem Fisch, nicht dem Fürsten Salm – mit Messer und Gabel angekündigt hatte, daß seine letzte Stunde gekommen sei, schaute ich mich zum ersten Male nach meinen Nachbarn um. Lauter fremde Gesichter, alle in ihre Atzung vertieft. Es ist traurig, wenn man unter 1200 Menschen sitzt und sich mit Niemandem unterhalten soll. Man kommt sich wie ein Zellengefangener vor. Ich schüttete daher meinem Nebenmanne ein Glas Champagner über den Arm um mich dann bei ihm auf’s unterthänigste zu entschuldigen und auf diese Weise die Konversation zu beginnen.
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