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Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.

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es ihnen in den Ohren wie Römergeklirr und "O Jerum! O Jerum!" Man ist verrathen und verkauft, wenn man mit diesen Leuten in ernster Weise anbinden will. Der Spaß ist der Grundzug ihres Charakters und dieser Spaß kitzelt sie auch bei jeder Gelegenheit, die ganze Welt existirt nur für sie, damit Späße darüber gerissen werden. Ein Kölner ist mit seinem alten holprigen Köln so liebend verwachsen wie ein Großvater mit seinem Schlafrock. Ein humoristischer Großvater und ein humoristischer Schlafrock. Ein Kölner ist ganz unglücklich, wenn er nicht außer seinem Karneval jedes Jahr wenigstens zwei oder drei recht gründliche Feste in seinen Mauern feiert. Ein Musikfest, der Empfang eines hohen Geistlichen oder eines Künstlers, eine Erinnerungsfeier vergangener Herrlichkeit, ein politisches Fest, die Ankunft des neuen Weißen, ein Bockessen u. s. w. man ist wahrhaftig nicht verlegen um irgend einen denkwürdigen Gegenstand. Für alle möglichen Feierlichkeiten ist man vorbereitet. Wenigstens zwei oder drei Mal im Jahre läutet man zu irgend einer Feier mit allen Glocken und mit allen Römergläsern; wenigstens zwei oder drei Mal schießt man aus Kanonen und Böllern und läßt Raketen aufsteigen und steckt die Giebel der Häuser voll Fahnen und schmückt die Thüren mit Eichenlaub und die eignen Rücken mit

es ihnen in den Ohren wie Römergeklirr und „O Jerum! O Jerum!“ Man ist verrathen und verkauft, wenn man mit diesen Leuten in ernster Weise anbinden will. Der Spaß ist der Grundzug ihres Charakters und dieser Spaß kitzelt sie auch bei jeder Gelegenheit, die ganze Welt existirt nur für sie, damit Späße darüber gerissen werden. Ein Kölner ist mit seinem alten holprigen Köln so liebend verwachsen wie ein Großvater mit seinem Schlafrock. Ein humoristischer Großvater und ein humoristischer Schlafrock. Ein Kölner ist ganz unglücklich, wenn er nicht außer seinem Karneval jedes Jahr wenigstens zwei oder drei recht gründliche Feste in seinen Mauern feiert. Ein Musikfest, der Empfang eines hohen Geistlichen oder eines Künstlers, eine Erinnerungsfeier vergangener Herrlichkeit, ein politisches Fest, die Ankunft des neuen Weißen, ein Bockessen u. s. w. man ist wahrhaftig nicht verlegen um irgend einen denkwürdigen Gegenstand. Für alle möglichen Feierlichkeiten ist man vorbereitet. Wenigstens zwei oder drei Mal im Jahre läutet man zu irgend einer Feier mit allen Glocken und mit allen Römergläsern; wenigstens zwei oder drei Mal schießt man aus Kanonen und Böllern und läßt Raketen aufsteigen und steckt die Giebel der Häuser voll Fahnen und schmückt die Thüren mit Eichenlaub und die eignen Rücken mit

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[233/0239] es ihnen in den Ohren wie Römergeklirr und „O Jerum! O Jerum!“ Man ist verrathen und verkauft, wenn man mit diesen Leuten in ernster Weise anbinden will. Der Spaß ist der Grundzug ihres Charakters und dieser Spaß kitzelt sie auch bei jeder Gelegenheit, die ganze Welt existirt nur für sie, damit Späße darüber gerissen werden. Ein Kölner ist mit seinem alten holprigen Köln so liebend verwachsen wie ein Großvater mit seinem Schlafrock. Ein humoristischer Großvater und ein humoristischer Schlafrock. Ein Kölner ist ganz unglücklich, wenn er nicht außer seinem Karneval jedes Jahr wenigstens zwei oder drei recht gründliche Feste in seinen Mauern feiert. Ein Musikfest, der Empfang eines hohen Geistlichen oder eines Künstlers, eine Erinnerungsfeier vergangener Herrlichkeit, ein politisches Fest, die Ankunft des neuen Weißen, ein Bockessen u. s. w. man ist wahrhaftig nicht verlegen um irgend einen denkwürdigen Gegenstand. Für alle möglichen Feierlichkeiten ist man vorbereitet. Wenigstens zwei oder drei Mal im Jahre läutet man zu irgend einer Feier mit allen Glocken und mit allen Römergläsern; wenigstens zwei oder drei Mal schießt man aus Kanonen und Böllern und läßt Raketen aufsteigen und steckt die Giebel der Häuser voll Fahnen und schmückt die Thüren mit Eichenlaub und die eignen Rücken mit

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Zitationshilfe: Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/239>, abgerufen am 19.05.2024.