Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.Herrlichkeit würde das Eselsohr der Wirklichkeit hervorschauen. Blumen und Bäume würden ihren Glanz verlieren und Salons und prächtige Hallen würden zu wahren Ställen und schofeln Korridoren hinabsinken. Auch die Künstler würden sich ganz anders ausnehmen. Unter einem Almaviva würde man trotz der besten Maske, den Herrn Meyer erkennen, Marquis Posa käme als Herr Fischer zum Vorschein und so würde man einen Jeden an seinen Blatternarben erkennen, an seinem schlechten Schnurrbart oder an irgendeiner andern Vernachlässigung der Schöpfung, und der Herr Direktor würde bald vergebens sein Haus zu füllen suchen. Wie es dem Direktor mit dem Theater geht, so ging es mir mit der Herzogin von S. Meine letzten Schilderungen würden ebenfalls hübscher geworden sein, wenn ich sie bei Lampenlicht hätte geben können. Aber nur in trocknen Worten, bei unzweifelhaftem Tageslichte mußte ich die Schönheiten jener hohen Dame zergliedern; da half kein Bitten und kein Flehen, die Sache wollte nun einmal beschrieben sein, so oder so, jedenfalls aber gemäß der Wahrheit, und leider mußte ich gehorchen. Meine Leser werden bemerkt haben, daß dies nur mit großem Widerstreben geschah, ich zog die Sache soviel wie möglich in die Länge, und würde mich durch das Zwischenschieben Herrlichkeit würde das Eselsohr der Wirklichkeit hervorschauen. Blumen und Bäume würden ihren Glanz verlieren und Salons und prächtige Hallen würden zu wahren Ställen und schofeln Korridoren hinabsinken. Auch die Künstler würden sich ganz anders ausnehmen. Unter einem Almaviva würde man trotz der besten Maske, den Herrn Meyer erkennen, Marquis Posa käme als Herr Fischer zum Vorschein und so würde man einen Jeden an seinen Blatternarben erkennen, an seinem schlechten Schnurrbart oder an irgendeiner andern Vernachlässigung der Schöpfung, und der Herr Direktor würde bald vergebens sein Haus zu füllen suchen. Wie es dem Direktor mit dem Theater geht, so ging es mir mit der Herzogin von S. Meine letzten Schilderungen würden ebenfalls hübscher geworden sein, wenn ich sie bei Lampenlicht hätte geben können. Aber nur in trocknen Worten, bei unzweifelhaftem Tageslichte mußte ich die Schönheiten jener hohen Dame zergliedern; da half kein Bitten und kein Flehen, die Sache wollte nun einmal beschrieben sein, so oder so, jedenfalls aber gemäß der Wahrheit, und leider mußte ich gehorchen. Meine Leser werden bemerkt haben, daß dies nur mit großem Widerstreben geschah, ich zog die Sache soviel wie möglich in die Länge, und würde mich durch das Zwischenschieben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0206" n="200"/> Herrlichkeit würde das Eselsohr der Wirklichkeit hervorschauen. Blumen und Bäume würden ihren Glanz verlieren und Salons und prächtige Hallen würden zu wahren Ställen und schofeln Korridoren hinabsinken. Auch die Künstler würden sich ganz anders ausnehmen. Unter einem Almaviva würde man trotz der besten Maske, den Herrn Meyer erkennen, Marquis Posa käme als Herr Fischer zum Vorschein und so würde man einen Jeden an seinen Blatternarben erkennen, an seinem schlechten Schnurrbart oder an irgendeiner andern Vernachlässigung der Schöpfung, und der Herr Direktor würde bald vergebens sein Haus zu füllen suchen.</p> <p>Wie es dem Direktor mit dem Theater geht, so ging es mir mit der Herzogin von S. Meine letzten Schilderungen würden ebenfalls hübscher geworden sein, wenn ich sie bei Lampenlicht hätte geben können. Aber nur in trocknen Worten, bei unzweifelhaftem Tageslichte mußte ich die Schönheiten jener hohen Dame zergliedern; da half kein Bitten und kein Flehen, die Sache wollte nun einmal beschrieben sein, so oder so, jedenfalls aber gemäß der Wahrheit, und leider mußte ich gehorchen. Meine Leser werden bemerkt haben, daß dies nur mit großem Widerstreben geschah, ich zog die Sache soviel wie möglich in die Länge, und würde mich durch das Zwischenschieben </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [200/0206]
Herrlichkeit würde das Eselsohr der Wirklichkeit hervorschauen. Blumen und Bäume würden ihren Glanz verlieren und Salons und prächtige Hallen würden zu wahren Ställen und schofeln Korridoren hinabsinken. Auch die Künstler würden sich ganz anders ausnehmen. Unter einem Almaviva würde man trotz der besten Maske, den Herrn Meyer erkennen, Marquis Posa käme als Herr Fischer zum Vorschein und so würde man einen Jeden an seinen Blatternarben erkennen, an seinem schlechten Schnurrbart oder an irgendeiner andern Vernachlässigung der Schöpfung, und der Herr Direktor würde bald vergebens sein Haus zu füllen suchen.
Wie es dem Direktor mit dem Theater geht, so ging es mir mit der Herzogin von S. Meine letzten Schilderungen würden ebenfalls hübscher geworden sein, wenn ich sie bei Lampenlicht hätte geben können. Aber nur in trocknen Worten, bei unzweifelhaftem Tageslichte mußte ich die Schönheiten jener hohen Dame zergliedern; da half kein Bitten und kein Flehen, die Sache wollte nun einmal beschrieben sein, so oder so, jedenfalls aber gemäß der Wahrheit, und leider mußte ich gehorchen. Meine Leser werden bemerkt haben, daß dies nur mit großem Widerstreben geschah, ich zog die Sache soviel wie möglich in die Länge, und würde mich durch das Zwischenschieben
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