Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.als die Unschuld. Als er aber den Gerichtsvollzieher sah und den Erscheinungsbefehl, in dem es klar und deutlich zu lesen war, daß er sich binnen zwei Tagen in dem Verhörzimmer des Richters melden solle, widrigenfalls nach der ganzen Strenge der Gesetze gegen ihn verfahren werde - kurz, als er sich davon überzeugte, daß man ihn für nichts mehr und nichts weniger als einen - Verbrecher halte: Da sprang er empor mit dem Schrei des Entzückens, mit dem Jubel der Freude ob der endlich verlorenen Unschuld - er warf den Sessel um, und den Tisch und Alles was darauf stand, und wäre fast dem Gerichtsvollzieher um den Hals gefallen, um ihn zu herzen und zu küssen, und ein über das andere Mal frohlockte er: ich bin ein Verbrecher! ein Verbrecher! Verbrecher! Die Freude des Verfassers hat sich seitdem in etwas gelegt. Er erschien nemlich wirklich vor Gericht und es wurde ihm plötzlich sehr seltsam zu Muthe. Das heilige Gerichtsgebäude der fröhlichen Stadt Köln machte trotz alledem einen unangenehmen Eindruck auf ihn. Mit den zwei nach vorn gekrümmten Seitenflügeln, schien es ihn, wie mit zwei abscheulichen Armen ergreifen und nicht wieder loslassen zu wollen. Und als nun gar rechts einige Erzengel der Gerechtigkeit mit langen Schleppsäbeln und großen als die Unschuld. Als er aber den Gerichtsvollzieher sah und den Erscheinungsbefehl, in dem es klar und deutlich zu lesen war, daß er sich binnen zwei Tagen in dem Verhörzimmer des Richters melden solle, widrigenfalls nach der ganzen Strenge der Gesetze gegen ihn verfahren werde – kurz, als er sich davon überzeugte, daß man ihn für nichts mehr und nichts weniger als einen – Verbrecher halte: Da sprang er empor mit dem Schrei des Entzückens, mit dem Jubel der Freude ob der endlich verlorenen Unschuld – er warf den Sessel um, und den Tisch und Alles was darauf stand, und wäre fast dem Gerichtsvollzieher um den Hals gefallen, um ihn zu herzen und zu küssen, und ein über das andere Mal frohlockte er: ich bin ein Verbrecher! ein Verbrecher! Verbrecher! Die Freude des Verfassers hat sich seitdem in etwas gelegt. Er erschien nemlich wirklich vor Gericht und es wurde ihm plötzlich sehr seltsam zu Muthe. Das heilige Gerichtsgebäude der fröhlichen Stadt Köln machte trotz alledem einen unangenehmen Eindruck auf ihn. Mit den zwei nach vorn gekrümmten Seitenflügeln, schien es ihn, wie mit zwei abscheulichen Armen ergreifen und nicht wieder loslassen zu wollen. Und als nun gar rechts einige Erzengel der Gerechtigkeit mit langen Schleppsäbeln und großen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0010" n="4"/> als die Unschuld. Als er aber den Gerichtsvollzieher sah und den Erscheinungsbefehl, in dem es klar und deutlich zu lesen war, daß er sich binnen zwei Tagen in dem Verhörzimmer des Richters melden solle, widrigenfalls nach der ganzen Strenge der Gesetze gegen ihn verfahren werde – kurz, als er sich davon überzeugte, daß man ihn für nichts mehr und nichts weniger als einen – Verbrecher halte: Da sprang er empor mit dem Schrei des Entzückens, mit dem Jubel der Freude ob der endlich verlorenen Unschuld – er warf den Sessel um, und den Tisch und Alles was darauf stand, und wäre fast dem Gerichtsvollzieher um den Hals gefallen, um ihn zu herzen und zu küssen, und ein über das andere Mal frohlockte er: ich bin ein Verbrecher! ein Verbrecher! Verbrecher!</p> <p>Die Freude des Verfassers hat sich seitdem in etwas gelegt. Er erschien nemlich wirklich vor Gericht und es wurde ihm plötzlich sehr seltsam zu Muthe. Das heilige Gerichtsgebäude der fröhlichen Stadt Köln machte trotz alledem einen unangenehmen Eindruck auf ihn. Mit den zwei nach vorn gekrümmten Seitenflügeln, schien es ihn, wie mit zwei abscheulichen Armen ergreifen und nicht wieder loslassen zu wollen. Und als nun gar rechts einige Erzengel der Gerechtigkeit mit langen Schleppsäbeln und großen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0010]
als die Unschuld. Als er aber den Gerichtsvollzieher sah und den Erscheinungsbefehl, in dem es klar und deutlich zu lesen war, daß er sich binnen zwei Tagen in dem Verhörzimmer des Richters melden solle, widrigenfalls nach der ganzen Strenge der Gesetze gegen ihn verfahren werde – kurz, als er sich davon überzeugte, daß man ihn für nichts mehr und nichts weniger als einen – Verbrecher halte: Da sprang er empor mit dem Schrei des Entzückens, mit dem Jubel der Freude ob der endlich verlorenen Unschuld – er warf den Sessel um, und den Tisch und Alles was darauf stand, und wäre fast dem Gerichtsvollzieher um den Hals gefallen, um ihn zu herzen und zu küssen, und ein über das andere Mal frohlockte er: ich bin ein Verbrecher! ein Verbrecher! Verbrecher!
Die Freude des Verfassers hat sich seitdem in etwas gelegt. Er erschien nemlich wirklich vor Gericht und es wurde ihm plötzlich sehr seltsam zu Muthe. Das heilige Gerichtsgebäude der fröhlichen Stadt Köln machte trotz alledem einen unangenehmen Eindruck auf ihn. Mit den zwei nach vorn gekrümmten Seitenflügeln, schien es ihn, wie mit zwei abscheulichen Armen ergreifen und nicht wieder loslassen zu wollen. Und als nun gar rechts einige Erzengel der Gerechtigkeit mit langen Schleppsäbeln und großen
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Zitationshilfe: | Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weerth_schnapphahnski_1849/10>, abgerufen am 17.02.2025. |