Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895. Schön (der sich erhoben). Laß mich aus dem Spiel! Thu' was du willst Ich komme nicht, um Skandal zu machen. Ich komme, um mir den Skandal vom Halse zu schaffen. Meine Verbindung kostet mich Opfer genug! Ich hatte vorausgesetzt, mit einem gesunden jungen Mann, wie ihn sich eine Frau in deinem Alter nicht besser wünschen kann, würdest du dich endlich zufrieden geben. Wenn du mir verpflichtet bist, dann wirf dich mir nicht zum drittenmal in den Weg. Soll ich denn noch länger warten, bis ich mein Teil in Sicherheit bringe? Soll ich riskiren daß mir der ganze Erfolg meiner Konzessionen nach zwei Jahren wieder ins Wasser fällt? Was hilft mir dein Verheiratetsein, wenn man dich zu jeder Stunde des Tages bei mir ein- und ausgehen sieht? Warum in aller Welt ist Dr. Goll nicht auch wenig- stens ein Jahr noch am Leben geblieben! Bei dem warst du in Verwahrung. Dann hätte ich meine Frau längst unter Dach! Lulu. Was hätten Sie dann! Das Kind fällt Ihnen auf die Nerven. Das Kind ist zu achtungswert für Sie. Das Kind ist viel zu sorgfältig erzogen. Was kann ich mit Ihrer Verheiratung zu thun haben. Aber Sie täuschen sich über sich selber, Schön (der ſich erhoben). Laß mich aus dem Spiel! Thu’ was du willſt Ich komme nicht, um Skandal zu machen. Ich komme, um mir den Skandal vom Halſe zu ſchaffen. Meine Verbindung koſtet mich Opfer genug! Ich hatte vorausgeſetzt, mit einem geſunden jungen Mann, wie ihn ſich eine Frau in deinem Alter nicht beſſer wünſchen kann, würdeſt du dich endlich zufrieden geben. Wenn du mir verpflichtet biſt, dann wirf dich mir nicht zum drittenmal in den Weg. Soll ich denn noch länger warten, bis ich mein Teil in Sicherheit bringe? Soll ich riskiren daß mir der ganze Erfolg meiner Konzeſſionen nach zwei Jahren wieder ins Waſſer fällt? Was hilft mir dein Verheiratetſein, wenn man dich zu jeder Stunde des Tages bei mir ein- und ausgehen ſieht? Warum in aller Welt iſt Dr. Goll nicht auch wenig- ſtens ein Jahr noch am Leben geblieben! Bei dem warſt du in Verwahrung. Dann hätte ich meine Frau längſt unter Dach! Lulu. Was hätten Sie dann! Das Kind fällt Ihnen auf die Nerven. Das Kind iſt zu achtungswert für Sie. Das Kind iſt viel zu ſorgfältig erzogen. Was kann ich mit Ihrer Verheiratung zu thun haben. Aber Sie täuſchen ſich über ſich ſelber, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0098" n="92"/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön</hi> </speaker> <stage>(der ſich erhoben).</stage><lb/> <p>Laß mich aus dem Spiel! Thu’ was du willſt<lb/> Ich komme nicht, um Skandal zu machen. Ich<lb/> komme, um mir den Skandal vom Halſe zu ſchaffen.<lb/> Meine Verbindung koſtet mich Opfer genug! Ich<lb/> hatte vorausgeſetzt, mit einem geſunden jungen<lb/> Mann, wie ihn ſich eine Frau in deinem Alter<lb/> nicht beſſer wünſchen kann, würdeſt du dich endlich<lb/> zufrieden geben. Wenn du mir verpflichtet biſt,<lb/> dann wirf dich mir nicht zum drittenmal in den<lb/> Weg. Soll ich denn noch länger warten, bis ich<lb/> mein Teil in Sicherheit bringe? Soll ich riskiren<lb/> daß mir der ganze Erfolg meiner Konzeſſionen nach<lb/> zwei Jahren wieder ins Waſſer fällt? Was hilft<lb/> mir dein Verheiratetſein, wenn man dich zu jeder<lb/> Stunde des Tages bei mir ein- und ausgehen ſieht?<lb/> Warum in aller Welt iſt <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Goll nicht auch wenig-<lb/> ſtens ein Jahr noch am Leben geblieben! Bei dem<lb/> warſt du in Verwahrung. Dann hätte ich meine<lb/> Frau längſt unter Dach!</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Was hätten Sie dann! Das Kind fällt Ihnen<lb/> auf die Nerven. Das Kind iſt zu achtungswert<lb/> für Sie. Das Kind iſt viel zu ſorgfältig erzogen.<lb/> Was kann ich mit Ihrer Verheiratung zu thun<lb/> haben. Aber Sie täuſchen ſich über ſich ſelber,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0098]
Schön (der ſich erhoben).
Laß mich aus dem Spiel! Thu’ was du willſt
Ich komme nicht, um Skandal zu machen. Ich
komme, um mir den Skandal vom Halſe zu ſchaffen.
Meine Verbindung koſtet mich Opfer genug! Ich
hatte vorausgeſetzt, mit einem geſunden jungen
Mann, wie ihn ſich eine Frau in deinem Alter
nicht beſſer wünſchen kann, würdeſt du dich endlich
zufrieden geben. Wenn du mir verpflichtet biſt,
dann wirf dich mir nicht zum drittenmal in den
Weg. Soll ich denn noch länger warten, bis ich
mein Teil in Sicherheit bringe? Soll ich riskiren
daß mir der ganze Erfolg meiner Konzeſſionen nach
zwei Jahren wieder ins Waſſer fällt? Was hilft
mir dein Verheiratetſein, wenn man dich zu jeder
Stunde des Tages bei mir ein- und ausgehen ſieht?
Warum in aller Welt iſt Dr. Goll nicht auch wenig-
ſtens ein Jahr noch am Leben geblieben! Bei dem
warſt du in Verwahrung. Dann hätte ich meine
Frau längſt unter Dach!
Lulu.
Was hätten Sie dann! Das Kind fällt Ihnen
auf die Nerven. Das Kind iſt zu achtungswert
für Sie. Das Kind iſt viel zu ſorgfältig erzogen.
Was kann ich mit Ihrer Verheiratung zu thun
haben. Aber Sie täuſchen ſich über ſich ſelber,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |