Wedekind, Frank: Erdgeist. Paris; Leipzig, 1895.
und sich gehen lassen, wie zu Hause. Er ist kein Kindergemüt. Er ist banal. Er hat keine Er- ziehung. Er sieht nichts. Er sieht mich nicht und sich nicht. Er ist blind, blind, blind ... Schön. Wenn dem die Augen aufgehen! Lulu. Öffnen Sie ihm die Augen. Ich verkomme. Ich vernachlässige mich. Er kennt mich gar nicht. Was bin ich ihm. Er nennt mich Schätzchen und kleines Teufelchen. Er würde jeder Klavierlehrerin das gleiche sagen. Er erhebt keine Pretensionen. Alles ist ihm recht. Das kommt, weil er nie in seinem Leben das Bedürfnis gefühlt hat, mit Frauen zu verkehren. Schön. Ob das wahr ist! Lulu. Er sagt es ja ganz offen. Schön. Jemand, der seit seinem vierzehnten Jahr alles Erdenkliche porträtirt. Lulu. Er hat Angst vor Frauen. Er bebt für sein Heil. Mich fürchtet er nicht!
und ſich gehen laſſen, wie zu Hauſe. Er iſt kein Kindergemüt. Er iſt banal. Er hat keine Er- ziehung. Er ſieht nichts. Er ſieht mich nicht und ſich nicht. Er iſt blind, blind, blind … Schön. Wenn dem die Augen aufgehen! Lulu. Öffnen Sie ihm die Augen. Ich verkomme. Ich vernachläſſige mich. Er kennt mich gar nicht. Was bin ich ihm. Er nennt mich Schätzchen und kleines Teufelchen. Er würde jeder Klavierlehrerin das gleiche ſagen. Er erhebt keine Pretenſionen. Alles iſt ihm recht. Das kommt, weil er nie in ſeinem Leben das Bedürfnis gefühlt hat, mit Frauen zu verkehren. Schön. Ob das wahr iſt! Lulu. Er ſagt es ja ganz offen. Schön. Jemand, der ſeit ſeinem vierzehnten Jahr alles Erdenkliche porträtirt. Lulu. Er hat Angſt vor Frauen. Er bebt für ſein Heil. Mich fürchtet er nicht! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#LUL"> <p><pb facs="#f0093" n="87"/> und ſich gehen laſſen, wie zu Hauſe. Er iſt kein<lb/> Kindergemüt. Er iſt banal. Er hat keine Er-<lb/> ziehung. Er ſieht nichts. Er ſieht mich nicht und<lb/> ſich nicht. Er iſt blind, blind, blind …</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/> <p>Wenn dem die Augen aufgehen!</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Öffnen Sie ihm die Augen. Ich verkomme.<lb/> Ich vernachläſſige mich. Er kennt mich gar nicht.<lb/> Was bin ich ihm. Er nennt mich Schätzchen und<lb/> kleines Teufelchen. Er würde jeder Klavierlehrerin<lb/> das gleiche ſagen. Er erhebt keine Pretenſionen.<lb/> Alles iſt ihm recht. Das kommt, weil er nie in<lb/> ſeinem Leben das Bedürfnis gefühlt hat, mit<lb/> Frauen zu verkehren.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/> <p>Ob das wahr iſt!</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Er ſagt es ja ganz offen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schön.</hi> </speaker><lb/> <p>Jemand, der ſeit ſeinem vierzehnten Jahr alles<lb/> Erdenkliche porträtirt.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker> <hi rendition="#b">Lulu.</hi> </speaker><lb/> <p>Er hat Angſt vor Frauen. Er bebt für ſein<lb/> Heil. <hi rendition="#g">Mich</hi> fürchtet er nicht!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0093]
und ſich gehen laſſen, wie zu Hauſe. Er iſt kein
Kindergemüt. Er iſt banal. Er hat keine Er-
ziehung. Er ſieht nichts. Er ſieht mich nicht und
ſich nicht. Er iſt blind, blind, blind …
Schön.
Wenn dem die Augen aufgehen!
Lulu.
Öffnen Sie ihm die Augen. Ich verkomme.
Ich vernachläſſige mich. Er kennt mich gar nicht.
Was bin ich ihm. Er nennt mich Schätzchen und
kleines Teufelchen. Er würde jeder Klavierlehrerin
das gleiche ſagen. Er erhebt keine Pretenſionen.
Alles iſt ihm recht. Das kommt, weil er nie in
ſeinem Leben das Bedürfnis gefühlt hat, mit
Frauen zu verkehren.
Schön.
Ob das wahr iſt!
Lulu.
Er ſagt es ja ganz offen.
Schön.
Jemand, der ſeit ſeinem vierzehnten Jahr alles
Erdenkliche porträtirt.
Lulu.
Er hat Angſt vor Frauen. Er bebt für ſein
Heil. Mich fürchtet er nicht!
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