Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weckherlin, Georg Rodolf: Oden vnd Gesäng. Bd. 2. Stuttgart, 1619.

Bild:
<< vorherige Seite
Das ander Buch.
Ach wie forchtsam scheinet Sie doch?
Ach wie zittert Sie ab dem Joch/
Darunder Sie deine arm binden?
Nu kan dein mund (dürstig) zumahl
Von seufzen vnd zehren ein mahl
Auf Jhrem mund vnd augen finden.
Köstliches mahl! götliche speiß!
Himelisches getranck! mit fleiß
Jn so reiche gefäß gegossen!
Gefäß so schön/ das auch kein Got
Auß schönern in der höchsten noht
Der nahrung noch artzney genossen!
Damit nu Jhrer süßigkeit/
Vnd anraitzenden lieblichkeit
Du vnd Sie mögest geniessen/
So laß dich kein bit vmb anstand/
Kein widerstehen Jhrer hand
Fangen/ verhindern noch verdriessen.
Geh fang nu muhtig an die schlacht/
Doch gebrauch nicht zu große macht
Sie nicht gleich zuschr zu erschröcken:
Sondern gebrauch weil/ list/ betrug/
Falsche flucht/ angrif/ vnd aufzug/
Damit die vöstung zu entdöcken.
Wan
Das ander Buch.
Ach wie forchtſam ſcheinet Sie doch?
Ach wie zittert Sie ab dem Joch/
Darunder Sie deine arm binden?
Nu kan dein mund (duͤrſtig) zumahl
Von ſeufzen vnd zehren ein mahl
Auf Jhrem mund vnd augen finden.
Koͤſtliches mahl! goͤtliche ſpeiß!
Himeliſches getranck! mit fleiß
Jn ſo reiche gefaͤß gegoſſen!
Gefaͤß ſo ſchoͤn/ das auch kein Got
Auß ſchoͤnern in der hoͤchſten noht
Der nahrung noch artzney genoſſen!
Damit nu Jhrer ſuͤßigkeit/
Vnd anraitzenden lieblichkeit
Du vnd Sie moͤgeſt genieſſen/
So laß dich kein bit vmb anſtand/
Kein widerſtehen Jhrer hand
Fangen/ verhindern noch verdrieſſen.
Geh fang nu muhtig an die ſchlacht/
Doch gebrauch nicht zu große macht
Sie nicht gleich zuſchr zu erſchroͤcken:
Sondern gebrauch weil/ liſt/ betrug/
Falſche flucht/ angrif/ vnd aufzug/
Damit die voͤſtung zu entdoͤcken.
Wan
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0065" n="61"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das ander Buch.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="9">
            <l>Ach wie forcht&#x017F;am &#x017F;cheinet Sie doch?</l><lb/>
            <l>Ach wie zittert Sie ab dem Joch/</l><lb/>
            <l>Darunder Sie deine arm binden<hi rendition="#i">?</hi></l><lb/>
            <l>Nu kan dein mund (du&#x0364;r&#x017F;tig) zumahl</l><lb/>
            <l>Von &#x017F;eufzen vnd zehren ein mahl</l><lb/>
            <l>Auf Jhrem mund vnd augen finden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>Ko&#x0364;&#x017F;tliches mahl<hi rendition="#i">!</hi> go&#x0364;tliche &#x017F;peiß<hi rendition="#i">!</hi></l><lb/>
            <l>Himeli&#x017F;ches getranck<hi rendition="#i">!</hi> mit fleiß</l><lb/>
            <l>Jn &#x017F;o reiche gefa&#x0364;ß gego&#x017F;&#x017F;en<hi rendition="#i">!</hi></l><lb/>
            <l>Gefa&#x0364;ß &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n/ das auch kein Got</l><lb/>
            <l>Auß &#x017F;cho&#x0364;nern in der ho&#x0364;ch&#x017F;ten noht</l><lb/>
            <l>Der nahrung noch artzney geno&#x017F;&#x017F;en<hi rendition="#i">!</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>Damit nu Jhrer &#x017F;u&#x0364;ßigkeit/</l><lb/>
            <l>Vnd anraitzenden lieblichkeit</l><lb/>
            <l>Du vnd Sie mo&#x0364;ge&#x017F;t genie&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>So laß dich kein bit vmb an&#x017F;tand/</l><lb/>
            <l>Kein wider&#x017F;tehen Jhrer hand</l><lb/>
            <l>Fangen/ verhindern noch verdrie&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l>Geh fang nu muhtig an die &#x017F;chlacht/</l><lb/>
            <l>Doch gebrauch nicht zu große macht</l><lb/>
            <l>Sie nicht gleich zu&#x017F;chr zu er&#x017F;chro&#x0364;cken:</l><lb/>
            <l>Sondern gebrauch weil/ li&#x017F;t/ betrug/</l><lb/>
            <l>Fal&#x017F;che flucht/ angrif/ vnd aufzug/</l><lb/>
            <l>Damit die vo&#x0364;&#x017F;tung zu entdo&#x0364;cken.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wan</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0065] Das ander Buch. Ach wie forchtſam ſcheinet Sie doch? Ach wie zittert Sie ab dem Joch/ Darunder Sie deine arm binden? Nu kan dein mund (duͤrſtig) zumahl Von ſeufzen vnd zehren ein mahl Auf Jhrem mund vnd augen finden. Koͤſtliches mahl! goͤtliche ſpeiß! Himeliſches getranck! mit fleiß Jn ſo reiche gefaͤß gegoſſen! Gefaͤß ſo ſchoͤn/ das auch kein Got Auß ſchoͤnern in der hoͤchſten noht Der nahrung noch artzney genoſſen! Damit nu Jhrer ſuͤßigkeit/ Vnd anraitzenden lieblichkeit Du vnd Sie moͤgeſt genieſſen/ So laß dich kein bit vmb anſtand/ Kein widerſtehen Jhrer hand Fangen/ verhindern noch verdrieſſen. Geh fang nu muhtig an die ſchlacht/ Doch gebrauch nicht zu große macht Sie nicht gleich zuſchr zu erſchroͤcken: Sondern gebrauch weil/ liſt/ betrug/ Falſche flucht/ angrif/ vnd aufzug/ Damit die voͤſtung zu entdoͤcken. Wan

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_oden02_1619
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_oden02_1619/65
Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Oden vnd Gesäng. Bd. 2. Stuttgart, 1619, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_oden02_1619/65>, abgerufen am 22.11.2024.