Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weckherlin, Georg Rodolf: Oden vnd Gesäng. Bd. 2. Stuttgart, 1619.

Bild:
<< vorherige Seite

Das ander Buch.

Ernst/ güte/ straf oder gnad üben;
Vnd wie ein mensch zu aller frist/
Der milt/ gütig vnd gnädig ist
Als ein jrdischer Got zu lieben.

Er (als der in der Tugent kraiß
Ein newer Alcides geboren)
Hat auch der Tugent müh vnd schwaiß
Für seine lieb vnd lust erkoren:
Der Tugent werck seind seine ruh/
Müssig bringet er die zeit zu
Mit fortpflantzung guter gesätzen:
Keinen haß nöhret seine sehl/
Jedoch das seine sinn ohn fehl
Sich den lastern starck widersetzen.
Seiner augen klares gestirn
Kan sein Land mit dem friden segnen:
Seine Mayestet-reiche stirn
Macht darauf allen seegen regnen.
Seiner wahren triumfen pracht
Jst nicht mit Kriegs wafen vnd macht/
Sondern mit dem friden gezieret:
Also der himel selbs mit wohn
Vnd hayligem schmuck/ ob er schon
Nicht krieget/ dannoch triumfieret.
Sein

Das ander Buch.

Ernſt/ guͤte/ ſtraf oder gnad uͤben;
Vnd wie ein menſch zu aller friſt/
Der milt/ guͤtig vnd gnaͤdig iſt
Als ein jrdiſcher Got zu lieben.

Er (als der in der Tugent kraiß
Ein newer Alcides geboren)
Hat auch der Tugent muͤh vnd ſchwaiß
Fuͤr ſeine lieb vnd luſt erkoren:
Der Tugent werck ſeind ſeine ruh/
Muͤſſig bringet er die zeit zu
Mit fortpflantzung guter geſaͤtzen:
Keinen haß noͤhret ſeine ſehl/
Jedoch das ſeine ſinn ohn fehl
Sich den laſtern ſtarck widerſetzen.
Seiner augen klares geſtirn
Kan ſein Land mit dem friden ſegnen:
Seine Mayeſtet-reiche ſtirn
Macht darauf allen ſeegen regnen.
Seiner wahren triumfen pracht
Jſt nicht mit Kriegs wafen vnd macht/
Sondern mit dem friden gezieret:
Alſo der himel ſelbs mit wohn
Vnd hayligem ſchmuck/ ob er ſchon
Nicht krieget/ dannoch triumfieret.
Sein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="4">
            <l>
              <pb facs="#f0031" n="27"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das ander Buch.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>Ern&#x017F;t/ gu&#x0364;te/ &#x017F;traf oder gnad u&#x0364;ben;</l><lb/>
            <l>Vnd wie ein men&#x017F;ch zu aller fri&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Der milt/ gu&#x0364;tig vnd gna&#x0364;dig i&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Als ein jrdi&#x017F;cher Got zu lieben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Er (als der in der Tugent kraiß</l><lb/>
            <l>Ein newer Alcides geboren)</l><lb/>
            <l>Hat auch der Tugent mu&#x0364;h vnd &#x017F;chwaiß</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r &#x017F;eine lieb vnd lu&#x017F;t erkoren:</l><lb/>
            <l>Der Tugent werck &#x017F;eind &#x017F;eine ruh/</l><lb/>
            <l>Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig bringet er die zeit zu</l><lb/>
            <l>Mit fortpflantzung guter ge&#x017F;a&#x0364;tzen:</l><lb/>
            <l>Keinen haß no&#x0364;hret &#x017F;eine &#x017F;ehl/</l><lb/>
            <l>Jedoch das &#x017F;eine &#x017F;inn ohn fehl</l><lb/>
            <l>Sich den la&#x017F;tern &#x017F;tarck wider&#x017F;etzen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Seiner augen klares ge&#x017F;tirn</l><lb/>
            <l>Kan &#x017F;ein Land mit dem friden &#x017F;egnen:</l><lb/>
            <l>Seine Maye&#x017F;tet-reiche &#x017F;tirn</l><lb/>
            <l>Macht darauf allen &#x017F;eegen regnen.</l><lb/>
            <l>Seiner wahren triumfen pracht</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t nicht mit Kriegs wafen vnd macht/</l><lb/>
            <l>Sondern mit dem friden gezieret:</l><lb/>
            <l>Al&#x017F;o der himel &#x017F;elbs mit wohn</l><lb/>
            <l>Vnd hayligem &#x017F;chmuck/ ob er &#x017F;chon</l><lb/>
            <l>Nicht krieget/ dannoch triumfieret.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Sein</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0031] Das ander Buch. Ernſt/ guͤte/ ſtraf oder gnad uͤben; Vnd wie ein menſch zu aller friſt/ Der milt/ guͤtig vnd gnaͤdig iſt Als ein jrdiſcher Got zu lieben. Er (als der in der Tugent kraiß Ein newer Alcides geboren) Hat auch der Tugent muͤh vnd ſchwaiß Fuͤr ſeine lieb vnd luſt erkoren: Der Tugent werck ſeind ſeine ruh/ Muͤſſig bringet er die zeit zu Mit fortpflantzung guter geſaͤtzen: Keinen haß noͤhret ſeine ſehl/ Jedoch das ſeine ſinn ohn fehl Sich den laſtern ſtarck widerſetzen. Seiner augen klares geſtirn Kan ſein Land mit dem friden ſegnen: Seine Mayeſtet-reiche ſtirn Macht darauf allen ſeegen regnen. Seiner wahren triumfen pracht Jſt nicht mit Kriegs wafen vnd macht/ Sondern mit dem friden gezieret: Alſo der himel ſelbs mit wohn Vnd hayligem ſchmuck/ ob er ſchon Nicht krieget/ dannoch triumfieret. Sein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_oden02_1619
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_oden02_1619/31
Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Oden vnd Gesäng. Bd. 2. Stuttgart, 1619, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_oden02_1619/31>, abgerufen am 29.03.2024.