Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedichte.
Die Kräuter vnd gewächß der erden/
Ja alle bäume klein vnd groß/
Verschmachten trostloß vnd fruchtloß/
Wan sie nicht oft bezechet werden.
Den durst die thier vnd vögel stillen
Nach lust mit wollust: vnd die Fisch
Die suchen stehts was nasß vnd frisch/
Damit (begihrig) sie sich fillen.
Das Meer will auch den rausch nicht fliehen/
Sondern es pfleget ohn ablaß
Brait tieffe flüsß vnd bäch ohn maß
Garaussend in den wanst zu ziehen.
Jst es dan durch den drunck getroffen/
So fahet es ein wesen an/
Als ob es auch wolt jederman
Ersäuffen/ weil es selbs besoffen.
Vnd warumb fallen offt zuhauffen
Die tobend-krausend-lautte wind?
Weil sie/ zu bausen sehr geschwind/
Das Meer gern wolten gar außsauffen.
Jn dem Meer vnd in allen Bronnen
Die Sonn selbs löschet jhren durst;
Vnd der Mohn wer schon ein Bratwurst/
Wan Er nicht voll würd von der Sonnen.

Drumb
Gedichte.
Die Kraͤuter vnd gewaͤchß der erden/
Ja alle baͤume klein vnd groß/
Verſchmachten troſtloß vnd fruchtloß/
Wan ſie nicht oft bezechet werden.
Den durſt die thier vnd voͤgel ſtillen
Nach luſt mit wolluſt: vnd die Fiſch
Die ſuchen ſtehts was naſſz vnd friſch/
Damit (begihrig) ſie ſich fillen.
Das Meer will auch den rauſch nicht fliehen/
Sondern es pfleget ohn ablaß
Brait tieffe fluͤſſz vnd baͤch ohn maß
Garauſſend in den wanſt zu ziehen.
Jſt es dan durch den drunck getroffen/
So fahet es ein weſen an/
Als ob es auch wolt jederman
Erſaͤuffen/ weil es ſelbs beſoffen.
Vnd warumb fallen offt zuhauffen
Die tobend-krauſend-lautte wind?
Weil ſie/ zu bauſen ſehr geſchwind/
Das Meer gern wolten gar außſauffen.
Jn dem Meer vnd in allen Bronnen
Die Sonn ſelbs loͤſchet jhren durſt;
Vnd der Mohn wer ſchon ein Bratwurſt/
Wan Er nicht voll wuͤrd von der Sonnen.

Drumb
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0269" n="251"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gedichte.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="4">
                <l>Die Kra&#x0364;uter vnd gewa&#x0364;chß der erden/</l><lb/>
                <l>Ja alle ba&#x0364;ume klein vnd groß/</l><lb/>
                <l>Ver&#x017F;chmachten tro&#x017F;tloß vnd fruchtloß/</l><lb/>
                <l>Wan &#x017F;ie nicht oft bezechet werden.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="5">
                <l>Den dur&#x017F;t die thier vnd vo&#x0364;gel &#x017F;tillen</l><lb/>
                <l>Nach lu&#x017F;t mit wollu&#x017F;t: vnd die Fi&#x017F;ch</l><lb/>
                <l>Die &#x017F;uchen &#x017F;tehts was na&#x017F;&#x017F;z vnd fri&#x017F;ch/</l><lb/>
                <l>Damit (begihrig) &#x017F;ie &#x017F;ich fillen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="6">
                <l>Das Meer will auch den rau&#x017F;ch nicht fliehen/</l><lb/>
                <l>Sondern es pfleget ohn ablaß</l><lb/>
                <l>Brait tieffe flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;z vnd ba&#x0364;ch ohn maß</l><lb/>
                <l>Garau&#x017F;&#x017F;end in den wan&#x017F;t zu ziehen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="7">
                <l>J&#x017F;t es dan durch den drunck getroffen/</l><lb/>
                <l>So fahet es ein we&#x017F;en an/</l><lb/>
                <l>Als ob es auch wolt jederman</l><lb/>
                <l>Er&#x017F;a&#x0364;uffen/ weil es &#x017F;elbs be&#x017F;offen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="8">
                <l>Vnd warumb fallen offt zuhauffen</l><lb/>
                <l>Die tobend-krau&#x017F;end-lautte wind?</l><lb/>
                <l>Weil &#x017F;ie/ zu bau&#x017F;en &#x017F;ehr ge&#x017F;chwind/</l><lb/>
                <l>Das Meer gern wolten gar auß&#x017F;auffen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="9">
                <l>Jn dem Meer vnd in allen Bronnen</l><lb/>
                <l>Die Sonn &#x017F;elbs lo&#x0364;&#x017F;chet jhren dur&#x017F;t;</l><lb/>
                <l>Vnd der Mohn wer &#x017F;chon ein Bratwur&#x017F;t/</l><lb/>
                <l>Wan Er nicht voll wu&#x0364;rd von der Sonnen.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Drumb</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0269] Gedichte. Die Kraͤuter vnd gewaͤchß der erden/ Ja alle baͤume klein vnd groß/ Verſchmachten troſtloß vnd fruchtloß/ Wan ſie nicht oft bezechet werden. Den durſt die thier vnd voͤgel ſtillen Nach luſt mit wolluſt: vnd die Fiſch Die ſuchen ſtehts was naſſz vnd friſch/ Damit (begihrig) ſie ſich fillen. Das Meer will auch den rauſch nicht fliehen/ Sondern es pfleget ohn ablaß Brait tieffe fluͤſſz vnd baͤch ohn maß Garauſſend in den wanſt zu ziehen. Jſt es dan durch den drunck getroffen/ So fahet es ein weſen an/ Als ob es auch wolt jederman Erſaͤuffen/ weil es ſelbs beſoffen. Vnd warumb fallen offt zuhauffen Die tobend-krauſend-lautte wind? Weil ſie/ zu bauſen ſehr geſchwind/ Das Meer gern wolten gar außſauffen. Jn dem Meer vnd in allen Bronnen Die Sonn ſelbs loͤſchet jhren durſt; Vnd der Mohn wer ſchon ein Bratwurſt/ Wan Er nicht voll wuͤrd von der Sonnen. Drumb

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/269
Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/269>, abgerufen am 24.11.2024.