Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.Gedichte. Wie ein vogel durch sein fliegen Wie ein pfeyl Jn der eyl Leichtlich kan das aug betrüegen: So schnell ist des menschen haab/ Vnd sein schrit zu seinem graab Jst nicht weit von seiner wiegen. Endlich muß er sein vermögen Als den raub Jn den staub Mit dem cörper niderlögen: Also endet nu das spihl/ Daß weder lützel noch vihl Kan jhn/ kan er nu bewögen. Wan man dan nicht kan verneinen Daß allhie Taussent müh Wider vns sich stehts aufleynen: Solten wir von hertzen grund Vnser ellend alle stund Nicht beklagen/ vnd beweinen? Kan vns aber nichts klug machen/ Sondern wir Ohn gebihr Wollen lachen diser sachen: Ach! so lachet reich vnd arm/ Lachet/ daß es Got erbarm/ Ewers ellends selbs zu lachen! Ode. R 2
Gedichte. Wie ein vogel durch ſein fliegen Wie ein pfeyl Jn der eyl Leichtlich kan das aug betruͤegen: So ſchnell iſt des menſchen haab/ Vnd ſein ſchrit zu ſeinem graab Jſt nicht weit von ſeiner wiegen. Endlich muß er ſein vermoͤgen Als den raub Jn den ſtaub Mit dem coͤrper niderloͤgen: Alſo endet nu das ſpihl/ Daß weder luͤtzel noch vihl Kan jhn/ kan er nu bewoͤgen. Wan man dan nicht kan verneinen Daß allhie Tauſſent muͤh Wider vns ſich ſtehts aufleynen: Solten wir von hertzen grund Vnſer ellend alle ſtund Nicht beklagen/ vnd beweinen? Kan vns aber nichts klug machen/ Sondern wir Ohn gebihr Wollen lachen diſer ſachen: Ach! ſo lachet reich vnd arm/ Lachet/ daß es Got erbarm/ Ewers ellends ſelbs zu lachen! Ode. R 2
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Gedichte.
Wie ein vogel durch ſein fliegen
Wie ein pfeyl
Jn der eyl
Leichtlich kan das aug betruͤegen:
So ſchnell iſt des menſchen haab/
Vnd ſein ſchrit zu ſeinem graab
Jſt nicht weit von ſeiner wiegen.
Endlich muß er ſein vermoͤgen
Als den raub
Jn den ſtaub
Mit dem coͤrper niderloͤgen:
Alſo endet nu das ſpihl/
Daß weder luͤtzel noch vihl
Kan jhn/ kan er nu bewoͤgen.
Wan man dan nicht kan verneinen
Daß allhie
Tauſſent muͤh
Wider vns ſich ſtehts aufleynen:
Solten wir von hertzen grund
Vnſer ellend alle ſtund
Nicht beklagen/ vnd beweinen?
Kan vns aber nichts klug machen/
Sondern wir
Ohn gebihr
Wollen lachen diſer ſachen:
Ach! ſo lachet reich vnd arm/
Lachet/ daß es Got erbarm/
Ewers ellends ſelbs zu lachen!
Ode.
R 2
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Zitationshilfe: | Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/261>, abgerufen am 06.07.2024. |