Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.Gedichte. 2. Zwar mit so wunderreichem pracht/Damit sich diese augen zieren/ Kan (es sey gleich tag oder nacht) Der himmel selbs niemahls prachtieren: Wan schon dem himmel gleich jhr haitter glatte stirn Erleuchtet dise welt durch Euch/ als ein gestirn: So ist jedoch in euch vermischet Das braun vnd liecht mit solchem schein/ Daß es ja muß ein wunder sein/ Wie jhrer jedes Vns erfrischet. 3. So darff auch mein warhaffter mundEuch mit der Sonnen nicht vergleichen/ Weil jhr glantz (wie dem Vmbkraiß kund) Muß ewerm glantz vnd würckung weichen: Vnd zwayer Sonnen schein bedeutet krieg vnd layd/ Da ewer Zwilling liecht erwöcket frid vnd frayd; Die Sonn durch jhre brunst beschweret/ Die sie anschawen/ mit verdruß: Da jhr mit süssem lusts einguß Durch das gesicht das hertz versehret. 4. Wer sich (glickseelig) kan in EuchBesehen/ wirt reichlich gesegnet/ Dan jhr gantz wunderlich liebreich Sein hertz mit frewden vberregnet. Die strahlen ewers liechts/ vnd ewers anblicks glantz Seind zugleich der Lieb pfeil/ vnd auch der keuschheit schantz; Dan
Gedichte. 2. Zwar mit ſo wunderꝛeichem pracht/Damit ſich dieſe augen zieren/ Kan (es ſey gleich tag oder nacht) Der himmel ſelbs niemahls prachtieren: Wan ſchon dem himmel gleich jhr haitter glatte ſtirn Erleuchtet diſe welt durch Euch/ als ein geſtirn: So iſt jedoch in euch vermiſchet Das braun vnd liecht mit ſolchem ſchein/ Daß es ja muß ein wunder ſein/ Wie jhrer jedes Vns erfriſchet. 3. So darff auch mein warhaffter mundEuch mit der Sonnen nicht vergleichen/ Weil jhr glantz (wie dem Vmbkraiß kund) Muß ewerm glantz vnd wuͤrckung weichen: Vnd zwayer Sonnen ſchein bedeutet krieg vnd layd/ Da ewer Zwilling liecht erwoͤcket frid vnd frayd; Die Sonn durch jhre brunſt beſchweret/ Die ſie anſchawen/ mit verdruß: Da jhr mit ſuͤſſem luſts einguß Durch das geſicht das hertz verſehret. 4. Wer ſich (glickſeelig) kan in EuchBeſehen/ wirt reichlich geſegnet/ Dan jhr gantz wunderlich liebreich Sein hertz mit frewden vberꝛegnet. Die ſtrahlen ewers liechts/ vnd ewers anblicks glantz Seind zugleich der Lieb pfeil/ vnd auch der keuſchheit ſchantz; Dan
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Gedichte.
2.
Zwar mit ſo wunderꝛeichem pracht/
Damit ſich dieſe augen zieren/
Kan (es ſey gleich tag oder nacht)
Der himmel ſelbs niemahls prachtieren:
Wan ſchon dem himmel gleich jhr haitter glatte ſtirn
Erleuchtet diſe welt durch Euch/ als ein geſtirn:
So iſt jedoch in euch vermiſchet
Das braun vnd liecht mit ſolchem ſchein/
Daß es ja muß ein wunder ſein/
Wie jhrer jedes Vns erfriſchet.
3.
So darff auch mein warhaffter mund
Euch mit der Sonnen nicht vergleichen/
Weil jhr glantz (wie dem Vmbkraiß kund)
Muß ewerm glantz vnd wuͤrckung weichen:
Vnd zwayer Sonnen ſchein bedeutet krieg vnd layd/
Da ewer Zwilling liecht erwoͤcket frid vnd frayd;
Die Sonn durch jhre brunſt beſchweret/
Die ſie anſchawen/ mit verdruß:
Da jhr mit ſuͤſſem luſts einguß
Durch das geſicht das hertz verſehret.
4.
Wer ſich (glickſeelig) kan in Euch
Beſehen/ wirt reichlich geſegnet/
Dan jhr gantz wunderlich liebreich
Sein hertz mit frewden vberꝛegnet.
Die ſtrahlen ewers liechts/ vnd ewers anblicks glantz
Seind zugleich der Lieb pfeil/ vnd auch der keuſchheit
ſchantz;
Dan
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Zitationshilfe: | Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/241>, abgerufen am 28.07.2024. |