Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedichte.
18.
So pflagen meine füß/ wan sie mich solten tragen
Auff deinem rechten weeg/ dem bösen nach-zujagen;
Fern von dir lieffen sie allzeit/
Gern lieffen sie zu krieg vnd streit.
19.
Nach dem des Lügners schulich (torrecht) zugeloffen/
Hab ich bald in der kunst den Maistern vbertroffen:
Ein abgot war ich durch hochmuht/
Vnd mißgunst machte böß was gut.
20.
Durch geitz empfand ich auch mein hertz so tieff ver-
gifftet/
Das/ hassend frey zu sein/ es seinen dienst selbs stifftet:
Jch höret offt mit vngedult
Andrer leut nohtdurfft vnd vnschuld.
21.
Kurtz/ alle meine sinn/ mein trachten vnd mein dichten:
Befürdrend dz vnrecht/ wolten was recht vernichten:
Auch ist so grewlich mein gestalt
Taß ich schier keinen trost behalt.
22.
Zwar was erzöhl ich dir/ O mein Got/ meine sünden/
Dir/ dem sie gantz bekant/ der du mein hertz ergrün-
den/
Vnd mich durch meiner sünden zahl
Kanst stürtzen in der höllen quahl.

23. Dan
Gedichte.
18.
So pflagen meine fuͤß/ wan ſie mich ſolten tragen
Auff deinem rechten weeg/ dem boͤſen nach-zujagen;
Fern von dir lieffen ſie allzeit/
Gern lieffen ſie zu krieg vnd ſtreit.
19.
Nach dem des Luͤgners ſchulich (torꝛecht) zugeloffen/
Hab ich bald in der kunſt den Maiſtern vbertroffen:
Ein abgot war ich durch hochmuht/
Vnd mißgunſt machte boͤß was gut.
20.
Durch geitz empfand ich auch mein hertz ſo tieff ver-
gifftet/
Das/ haſſend frey zu ſein/ es ſeinen dienſt ſelbs ſtifftet:
Jch hoͤret offt mit vngedult
Andrer leut nohtdurfft vnd vnſchuld.
21.
Kurtz/ alle meine ſiñ/ mein trachten vnd mein dichtē:
Befuͤrdrend dz vnrecht/ wolten was recht vernichtē:
Auch iſt ſo grewlich mein geſtalt
Taß ich ſchier keinen troſt behalt.
22.
Zwar was erzoͤhl ich dir/ O mein Got/ meine ſuͤnden/
Dir/ dem ſie gantz bekant/ der du mein hertz ergruͤn-
den/
Vnd mich durch meiner ſuͤnden zahl
Kanſt ſtuͤrtzen in der hoͤllen quahl.

23. Dan
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0161" n="143"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="18">
            <head>18.</head><lb/>
            <l>So pflagen meine fu&#x0364;ß/ wan &#x017F;ie mich &#x017F;olten tragen</l><lb/>
            <l>Auff deinem rechten weeg/ dem bo&#x0364;&#x017F;en nach-zujagen;</l><lb/>
            <l>Fern von dir lieffen &#x017F;ie allzeit/</l><lb/>
            <l>Gern lieffen &#x017F;ie zu krieg vnd &#x017F;treit.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="19">
            <head>19.</head><lb/>
            <l>Nach dem des Lu&#x0364;gners &#x017F;chulich (tor&#xA75B;echt) zugeloffen/</l><lb/>
            <l>Hab ich bald in der kun&#x017F;t den Mai&#x017F;tern vbertroffen:</l><lb/>
            <l>Ein abgot war ich durch hochmuht/</l><lb/>
            <l>Vnd mißgun&#x017F;t machte bo&#x0364;ß was gut.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="20">
            <head>20.</head><lb/>
            <l>Durch geitz empfand ich auch mein hertz &#x017F;o tieff ver-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">gifftet/</hi> </l><lb/>
            <l>Das/ ha&#x017F;&#x017F;end frey zu &#x017F;ein/ es &#x017F;einen dien&#x017F;t &#x017F;elbs &#x017F;tifftet:</l><lb/>
            <l>Jch ho&#x0364;ret offt mit vngedult</l><lb/>
            <l>Andrer leut nohtdurfft vnd vn&#x017F;chuld.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="21">
            <head>21.</head><lb/>
            <l>Kurtz/ alle meine &#x017F;in&#x0303;/ mein trachten vnd mein dichte&#x0304;:</l><lb/>
            <l>Befu&#x0364;rdrend dz vnrecht/ wolten was recht vernichte&#x0304;:</l><lb/>
            <l>Auch i&#x017F;t &#x017F;o grewlich mein ge&#x017F;talt</l><lb/>
            <l>Taß ich &#x017F;chier keinen tro&#x017F;t behalt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="22">
            <head>22.</head><lb/>
            <l>Zwar was erzo&#x0364;hl ich dir/ O mein Got/ meine &#x017F;u&#x0364;nden/</l><lb/>
            <l>Dir/ dem &#x017F;ie gantz bekant/ der du mein hertz ergru&#x0364;n-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">den/</hi> </l><lb/>
            <l>Vnd mich durch meiner &#x017F;u&#x0364;nden zahl</l><lb/>
            <l>Kan&#x017F;t &#x017F;tu&#x0364;rtzen in der ho&#x0364;llen quahl.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">23. Dan</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0161] Gedichte. 18. So pflagen meine fuͤß/ wan ſie mich ſolten tragen Auff deinem rechten weeg/ dem boͤſen nach-zujagen; Fern von dir lieffen ſie allzeit/ Gern lieffen ſie zu krieg vnd ſtreit. 19. Nach dem des Luͤgners ſchulich (torꝛecht) zugeloffen/ Hab ich bald in der kunſt den Maiſtern vbertroffen: Ein abgot war ich durch hochmuht/ Vnd mißgunſt machte boͤß was gut. 20. Durch geitz empfand ich auch mein hertz ſo tieff ver- gifftet/ Das/ haſſend frey zu ſein/ es ſeinen dienſt ſelbs ſtifftet: Jch hoͤret offt mit vngedult Andrer leut nohtdurfft vnd vnſchuld. 21. Kurtz/ alle meine ſiñ/ mein trachten vnd mein dichtē: Befuͤrdrend dz vnrecht/ wolten was recht vernichtē: Auch iſt ſo grewlich mein geſtalt Taß ich ſchier keinen troſt behalt. 22. Zwar was erzoͤhl ich dir/ O mein Got/ meine ſuͤnden/ Dir/ dem ſie gantz bekant/ der du mein hertz ergruͤn- den/ Vnd mich durch meiner ſuͤnden zahl Kanſt ſtuͤrtzen in der hoͤllen quahl. 23. Dan

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/161
Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/161>, abgerufen am 23.11.2024.