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Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statv Pertvrbato Germaniae et Franciae Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrssvvm, Vierter vnd letzter Theil. Frankfurt (Main), 1652.

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De Statu perturbato Franciae.


Der 7. Discurß.

Der Cardinal vergleicht die Bischoffe vnd Mönche. Der
Monsieur kompt nach Brüssel. Deß Marschalcks Marillac Thun vnnd Todt.
Der Monsieur macht daß der König den Lothringer zum Frieden zwang: Wird
biß in Languedoc verfolgt. Momorancy fällt jhm zu/ wird geschlagen vnnd ge-
fangen. Monsieur macht Frieden. Momorancy vird enthauptet/ darumb/
Monsieur abermahl nach Lothringen entweicht. Guyse verschertzt sein Guber-
nament. Der Cardinal wird kranck. Hindert den Holländischen Treues.
Iequieres
macht Bündnuß mit Schweden/ vnd Oberteutschland.

DEr Cardinal vnderfieng dieser Zeit einen Vergleich
zwischen den Bischoffen vnnd Ordensleuthen/ welche wegen deß Predi-
gens vnnd Beichthörens in grosse Verbitterung waren gerahten: zu-
mal solcher Streitetliche 100. Jahr gewährt/ vnd auff dem grossen Concilio zu Tri-
ent nit allerdings können vergliechen werden. Aber der Cardinal erwiese auß den
alten Geschichten/ woher die Mönchsorden entstanden: es wären alle Mönch von
den Bischoffen geweyhet vnnd angenommen/ weil die Bischoffe/ so der Aposteln
Stell bedienten/ von dem Sohn Gottes hiezu verordnet/ daß man die Güter zu jh-
ren Füssen/ vnnd die Evangelische Gelübte bey jhnen ablegte. Man müste die
Bäpstische Privilegien nicht solcher gestalt außdöhnen/ daß sie wider die erste Ein-
satzung lieffen/ oder den Ketzern Aergernuß geben. So hätten die Ordensleuth
kein grösser Ehr/ als durch die Bescheidenheit. Er wolte die Ordensleuth der
Bischofflichen Jurisdiction keines wegs vnderwerffen/ meynte doch/ wann die
Bischoffe jhnen in dem Mönchswesen völlige Freyheit liessen/ köndten sie im pre-
digen/ vnnd was die Buß belangt/ den Bischoffen wohl nachgeben. Hierüber
wurd ein Decret abgefast/ daß die Mönch/ ohne Erlaubnuß vnnd Gutachten der
Bischoffen/ auch ohn jhr Examen nicht möchten predigen oder Beichthören: ja
daß die gegebene Macht bey bekandter Vnfähigkeit/ vnd offenem Aergernuß kön-
de von den Bischoffen eingezogen werden. Welches Decret beyde Partheyen
vnderschrieben vnnd besiegelt/ auch in das gantze Königreich außge-
schrieben.

Jn gemeinem Wesen gieng es vom argen zum ärgsten: dann der Mon-
sieur begab sich nach Brüssell verstieß Cogneux vnnd Monsigot, auß antrieb deß
Puylaurens, wurd den 28. Jenner herrlich empfangen vnnd biß an den 17. May/ die

Zeit
De Statu perturbato Franciæ.


Der 7. Diſcurß.

Der Cardinal vergleicht die Biſchoffe vnd Moͤnche. Der
Monſieur kompt nach Bruͤſſel. Deß Marſchalcks Marillac Thun vnnd Todt.
Der Monſieur macht daß der Koͤnig den Lothringer zum Frieden zwang: Wird
biß in Languedoc verfolgt. Momorancy faͤllt jhm zu/ wird geſchlagen vnnd ge-
fangen. Monſieur macht Frieden. Momorancy vird enthauptet/ darumb/
Monſieur abermahl nach Lothringen entweicht. Guyſe verſchertzt ſein Guber-
nament. Der Cardinal wird kranck. Hindert den Hollaͤndiſchen Treues.
Iequieres
macht Buͤndnuß mit Schweden/ vnd Oberteutſchland.

DEr Cardinal vnderfieng dieſer Zeit einen Vergleich
zwiſchen den Biſchoffen vnnd Ordensleuthen/ welche wegen deß Predi-
gens vnnd Beichthoͤrens in groſſe Verbitterung waren gerahten: zu-
mal ſolcher Streitetliche 100. Jahr gewaͤhrt/ vñ auff dem groſſen Concilio zu Tri-
ent nit allerdings koͤnnen vergliechen werden. Aber der Cardinal erwieſe auß den
alten Geſchichten/ woher die Moͤnchsorden entſtanden: es waͤren alle Moͤnch von
den Biſchoffen geweyhet vnnd angenommen/ weil die Biſchoffe/ ſo der Apoſteln
Stell bedienten/ von dem Sohn Gottes hiezu verordnet/ daß man die Guͤter zu jh-
ren Fuͤſſen/ vnnd die Evangeliſche Geluͤbte bey jhnen ablegte. Man muͤſte die
Baͤpſtiſche Privilegien nicht ſolcher geſtalt außdoͤhnen/ daß ſie wider die erſte Ein-
ſatzung lieffen/ oder den Ketzern Aergernuß geben. So haͤtten die Ordensleuth
kein groͤſſer Ehr/ als durch die Beſcheidenheit. Er wolte die Ordensleuth der
Biſchofflichen Juriſdiction keines wegs vnderwerffen/ meynte doch/ wann die
Biſchoffe jhnen in dem Moͤnchsweſen voͤllige Freyheit lieſſen/ koͤndten ſie im pre-
digen/ vnnd was die Buß belangt/ den Biſchoffen wohl nachgeben. Hieruͤber
wurd ein Decret abgefaſt/ daß die Moͤnch/ ohne Erlaubnuß vnnd Gutachten der
Biſchoffen/ auch ohn jhr Examen nicht moͤchten predigen oder Beichthoͤren: ja
daß die gegebene Macht bey bekandter Vnfaͤhigkeit/ vnd offenem Aergernuß koͤn-
de von den Biſchoffen eingezogen werden. Welches Decret beyde Partheyen
vnderſchrieben vnnd beſiegelt/ auch in das gantze Koͤnigreich außge-
ſchrieben.

Jn gemeinem Weſen gieng es vom argen zum aͤrgſten: dann der Mon-
ſieur begab ſich nach Bruͤſſell verſtieß Cogneux vnnd Monſigot, auß antrieb deß
Puylaurens, wurd den 28. Jenner herꝛlich empfangen vnnd biß an den 17. May/ die

Zeit
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[66/0074] De Statu perturbato Franciæ. Der 7. Diſcurß. Der Cardinal vergleicht die Biſchoffe vnd Moͤnche. Der Monſieur kompt nach Bruͤſſel. Deß Marſchalcks Marillac Thun vnnd Todt. Der Monſieur macht daß der Koͤnig den Lothringer zum Frieden zwang: Wird biß in Languedoc verfolgt. Momorancy faͤllt jhm zu/ wird geſchlagen vnnd ge- fangen. Monſieur macht Frieden. Momorancy vird enthauptet/ darumb/ Monſieur abermahl nach Lothringen entweicht. Guyſe verſchertzt ſein Guber- nament. Der Cardinal wird kranck. Hindert den Hollaͤndiſchen Treues. Iequieres macht Buͤndnuß mit Schweden/ vnd Oberteutſchland. DEr Cardinal vnderfieng dieſer Zeit einen Vergleich zwiſchen den Biſchoffen vnnd Ordensleuthen/ welche wegen deß Predi- gens vnnd Beichthoͤrens in groſſe Verbitterung waren gerahten: zu- mal ſolcher Streitetliche 100. Jahr gewaͤhrt/ vñ auff dem groſſen Concilio zu Tri- ent nit allerdings koͤnnen vergliechen werden. Aber der Cardinal erwieſe auß den alten Geſchichten/ woher die Moͤnchsorden entſtanden: es waͤren alle Moͤnch von den Biſchoffen geweyhet vnnd angenommen/ weil die Biſchoffe/ ſo der Apoſteln Stell bedienten/ von dem Sohn Gottes hiezu verordnet/ daß man die Guͤter zu jh- ren Fuͤſſen/ vnnd die Evangeliſche Geluͤbte bey jhnen ablegte. Man muͤſte die Baͤpſtiſche Privilegien nicht ſolcher geſtalt außdoͤhnen/ daß ſie wider die erſte Ein- ſatzung lieffen/ oder den Ketzern Aergernuß geben. So haͤtten die Ordensleuth kein groͤſſer Ehr/ als durch die Beſcheidenheit. Er wolte die Ordensleuth der Biſchofflichen Juriſdiction keines wegs vnderwerffen/ meynte doch/ wann die Biſchoffe jhnen in dem Moͤnchsweſen voͤllige Freyheit lieſſen/ koͤndten ſie im pre- digen/ vnnd was die Buß belangt/ den Biſchoffen wohl nachgeben. Hieruͤber wurd ein Decret abgefaſt/ daß die Moͤnch/ ohne Erlaubnuß vnnd Gutachten der Biſchoffen/ auch ohn jhr Examen nicht moͤchten predigen oder Beichthoͤren: ja daß die gegebene Macht bey bekandter Vnfaͤhigkeit/ vnd offenem Aergernuß koͤn- de von den Biſchoffen eingezogen werden. Welches Decret beyde Partheyen vnderſchrieben vnnd beſiegelt/ auch in das gantze Koͤnigreich außge- ſchrieben. Jn gemeinem Weſen gieng es vom argen zum aͤrgſten: dann der Mon- ſieur begab ſich nach Bruͤſſell verſtieß Cogneux vnnd Monſigot, auß antrieb deß Puylaurens, wurd den 28. Jenner herꝛlich empfangen vnnd biß an den 17. May/ die Zeit

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Zitationshilfe: Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statv Pertvrbato Germaniae et Franciae Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrssvvm, Vierter vnd letzter Theil. Frankfurt (Main), 1652, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania04_1652/74>, abgerufen am 24.11.2024.