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Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statv Pertvrbato Germaniae et Franciae Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrssvvm, Vierter vnd letzter Theil. Frankfurt (Main), 1652.

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& Germaniae Continuatio.
sich; die andere Länder waren erschöpfft vnd schwürig; die Gelder konte man nicht
auffbringen/ so mangelte es auch an Mannschafft/ die mehrern Theil nach den Jn-
dien auß Lust oder Hoffnung deß Gewinns/ auch viel durch Zwang/ gezogen wa-
ren. Vnd hie triumphirte Richelieu/ daß er seinem Feind zu Hauß solches/ Fewr
angezündet hätte/ das nun leicht in seiner Flamm wäre zu vnterhalten.

Jn Jtalien gab es nichts sonderliches/ als daß der Hertzog von Bullion in Ar-
rest genommen worden/ wegen seiner Correspondentzen mit Spanien/ vnd dem
gebliebenen Graven von Soissons: welcher aber mit der Zeit zu allem Genügen
wird außschlagen/ viel besser/ als bey beyden Herrn von S. Marck vnd von Thon/
die jhre Köpff zu Lion vff einem Gerüste müssen lassen. Der Papst konte den
Hertzog von Parma nicht zum Vergleich bringen/ vnd bevestigt Rom zum aller-
müglichsten/ als Tortona, vnd andere Ort mehr in der Frantzosen Hände über-
gangen: besorgte sich auch eines newen Vnwesens/ weil alle Wasser vnd Strö-
me/ sonderlich der Poo/ vngläublich angeloffen/ alles überschwemmet/ vnd vnsäg-
lichen Schaden/ auch in grossen Stätten vnd vesten Platzen gethan. Derglei-
chen schädliche Gewässer es auch zu Anfang deß folgenden Jahrs in Teutschland
allenthalben geben. Doch solte dem Frantzosen das gute Glück nicht immer la-
chen/ noch die Sonne ohn Wolcken scheinen. Dann ob schon die Spanier an
Escluse ein schädlichen Versuch gethan/ eroberten sie doch Bassee, vnd schlugen die
Frautzosen bey Castelet, vnd theilten an der Mase gute Stöß auß/ wiewol nicht
ohn ein blawes Aug. So gieng der Krieg auff Hollendischer Seiten etwas
schläfferig daher/ weil man lieber den abgematteten Spanier zum Nachbarn/ als
den hochtrabenden Frantzosen/ oder vielmehr jenen/ als eine Stang zwischen zwey
vnruhigen Pferden leiden wollen: Zumal auch Spanien grosse Hoffnung hatte/
es würde das Engelländische Vnwesen die Holländische Macht entweder über
Meer ziehen/ oder doch spalten: Wie dann Brederod dem Beuerwerth deßwe-
gen ein schweren Backenstreich angezogen/ als deß Printzen von Vranien Par-
they dahin inclinirte. Doch war immerzu grosser Gewinn bey Franckreich/ dar-
umb auch die Königin ein Engelbild von dichtem Silber/ zwölffhundert Pfund/
vnd ein Jesusbild von drithalb hundert Pfund purem Goldes/ nach Loretto ver-
ordnet vnd gesandt. Allein muste der Cardinal Richelieu/ so alle diese Händel/
in welchen Franckreich nun etliche Jahr sich eingeflochten/ entweder vnterhalten/
oder angesponnen/ die Schuld der Natur bezahlen. Dessen Geschlecht findet sich
in Poictou, schon vor fünffthalb hundert Jahren/ auch mit Königlich. Heurahten
gezieret. Sein Großvatter lebte nicht lang/ wie desselben beyde Brüder/ deren
der eine in Bemond blieben/ der ander zu Tours Königlicher Verwalter gewesen.
Sein Vatter hielt vest bey Henrico III. vnd befand sich stets vmb Henric. IV. wie
er dann auch in der Belägerung Pariß gestorben. Dieser wurd gebohren Anno 1585.
erlangt den Cardinalshut vor der Zeit/ nemblich Anno 1607. Er thät auff dem
Ständ-Tag Anno 1614. den Vortrag/ vnd bewegt den König dahin/ daß er

Anno
G g

& Germaniæ Continuatio.
ſich; die andere Laͤnder waren erſchoͤpfft vnd ſchwuͤrig; die Gelder konte man nicht
auffbringen/ ſo mangelte es auch an Mannſchafft/ die mehrern Theil nach den Jn-
dien auß Luſt oder Hoffnung deß Gewinns/ auch viel durch Zwang/ gezogen wa-
ren. Vnd hie triumphirte Richelieu/ daß er ſeinem Feind zu Hauß ſolches/ Fewr
angezuͤndet haͤtte/ das nun leicht in ſeiner Flamm waͤre zu vnterhalten.

Jn Jtalien gab es nichts ſonderliches/ als daß der Hertzog von Bullion in Ar-
reſt genommen worden/ wegen ſeiner Correſpondentzen mit Spanien/ vnd dem
gebliebenen Graven von Soiſſons: welcher aber mit der Zeit zu allem Genuͤgen
wird außſchlagen/ viel beſſer/ als bey beyden Herꝛn von S. Marck vnd von Thon/
die jhre Koͤpff zu Lion vff einem Geruͤſte muͤſſen laſſen. Der Papſt konte den
Hertzog von Parma nicht zum Vergleich bringen/ vnd beveſtigt Rom zum aller-
muͤglichſten/ als Tortona, vnd andere Ort mehr in der Frantzoſen Haͤnde uͤber-
gangen: beſorgte ſich auch eines newen Vnweſens/ weil alle Waſſer vnd Stroͤ-
me/ ſonderlich der Poo/ vnglaͤublich angeloffen/ alles uͤberſchwemmet/ vnd vnſaͤg-
lichen Schaden/ auch in groſſen Staͤtten vnd veſten Platzen gethan. Derglei-
chen ſchaͤdliche Gewaͤſſer es auch zu Anfang deß folgenden Jahrs in Teutſchland
allenthalben geben. Doch ſolte dem Frantzoſen das gute Gluͤck nicht immer la-
chen/ noch die Sonne ohn Wolcken ſcheinen. Dann ob ſchon die Spanier an
Eſcluſe ein ſchaͤdlichen Verſuch gethan/ eroberten ſie doch Baſſee, vnd ſchlugen die
Frautzoſen bey Caſtelet, vnd theilten an der Maſe gute Stoͤß auß/ wiewol nicht
ohn ein blawes Aug. So gieng der Krieg auff Hollendiſcher Seiten etwas
ſchlaͤfferig daher/ weil man lieber den abgematteten Spanier zum Nachbarn/ als
den hochtrabenden Frantzoſen/ oder vielmehr jenen/ als eine Stang zwiſchen zwey
vnruhigen Pferden leiden wollen: Zumal auch Spanien groſſe Hoffnung hatte/
es würde das Engellaͤndiſche Vnweſen die Hollaͤndiſche Macht entweder uͤber
Meer ziehen/ oder doch ſpalten: Wie dann Brederod dem Beuerwerth deßwe-
gen ein ſchweren Backenſtreich angezogen/ als deß Printzen von Vranien Par-
they dahin inclinirte. Doch war immerzu groſſer Gewinn bey Franckreich/ dar-
umb auch die Koͤnigin ein Engelbild von dichtem Silber/ zwoͤlffhundert Pfund/
vnd ein Jeſusbild von drithalb hundert Pfund purem Goldes/ nach Loretto ver-
ordnet vnd geſandt. Allein muſte der Cardinal Richelieu/ ſo alle dieſe Haͤndel/
in welchen Franckreich nun etliche Jahr ſich eingeflochten/ entweder vnterhalten/
oder angeſponnen/ die Schuld der Natur bezahlen. Deſſen Geſchlecht findet ſich
in Poictou, ſchon vor fuͤnffthalb hundert Jahren/ auch mit Koͤniglich. Heurahten
gezieret. Sein Großvatter lebte nicht lang/ wie deſſelben beyde Bruͤder/ deren
der eine in Bemond blieben/ der ander zu Tours Koͤniglicher Verwalter geweſen.
Sein Vatter hielt veſt bey Henrico III. vnd befand ſich ſtets vmb Henric. IV. wie
er dañ auch in der Belaͤgerung Pariß geſtorben. Dieſer wurd gebohren Anno 1585.
erlangt den Cardinalshut vor der Zeit/ nemblich Anno 1607. Er thaͤt auff dem
Staͤnd-Tag Anno 1614. den Vortrag/ vnd bewegt den Koͤnig dahin/ daß er

Anno
G g
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[49/0225] & Germaniæ Continuatio. ſich; die andere Laͤnder waren erſchoͤpfft vnd ſchwuͤrig; die Gelder konte man nicht auffbringen/ ſo mangelte es auch an Mannſchafft/ die mehrern Theil nach den Jn- dien auß Luſt oder Hoffnung deß Gewinns/ auch viel durch Zwang/ gezogen wa- ren. Vnd hie triumphirte Richelieu/ daß er ſeinem Feind zu Hauß ſolches/ Fewr angezuͤndet haͤtte/ das nun leicht in ſeiner Flamm waͤre zu vnterhalten. Jn Jtalien gab es nichts ſonderliches/ als daß der Hertzog von Bullion in Ar- reſt genommen worden/ wegen ſeiner Correſpondentzen mit Spanien/ vnd dem gebliebenen Graven von Soiſſons: welcher aber mit der Zeit zu allem Genuͤgen wird außſchlagen/ viel beſſer/ als bey beyden Herꝛn von S. Marck vnd von Thon/ die jhre Koͤpff zu Lion vff einem Geruͤſte muͤſſen laſſen. Der Papſt konte den Hertzog von Parma nicht zum Vergleich bringen/ vnd beveſtigt Rom zum aller- muͤglichſten/ als Tortona, vnd andere Ort mehr in der Frantzoſen Haͤnde uͤber- gangen: beſorgte ſich auch eines newen Vnweſens/ weil alle Waſſer vnd Stroͤ- me/ ſonderlich der Poo/ vnglaͤublich angeloffen/ alles uͤberſchwemmet/ vnd vnſaͤg- lichen Schaden/ auch in groſſen Staͤtten vnd veſten Platzen gethan. Derglei- chen ſchaͤdliche Gewaͤſſer es auch zu Anfang deß folgenden Jahrs in Teutſchland allenthalben geben. Doch ſolte dem Frantzoſen das gute Gluͤck nicht immer la- chen/ noch die Sonne ohn Wolcken ſcheinen. Dann ob ſchon die Spanier an Eſcluſe ein ſchaͤdlichen Verſuch gethan/ eroberten ſie doch Baſſee, vnd ſchlugen die Frautzoſen bey Caſtelet, vnd theilten an der Maſe gute Stoͤß auß/ wiewol nicht ohn ein blawes Aug. So gieng der Krieg auff Hollendiſcher Seiten etwas ſchlaͤfferig daher/ weil man lieber den abgematteten Spanier zum Nachbarn/ als den hochtrabenden Frantzoſen/ oder vielmehr jenen/ als eine Stang zwiſchen zwey vnruhigen Pferden leiden wollen: Zumal auch Spanien groſſe Hoffnung hatte/ es würde das Engellaͤndiſche Vnweſen die Hollaͤndiſche Macht entweder uͤber Meer ziehen/ oder doch ſpalten: Wie dann Brederod dem Beuerwerth deßwe- gen ein ſchweren Backenſtreich angezogen/ als deß Printzen von Vranien Par- they dahin inclinirte. Doch war immerzu groſſer Gewinn bey Franckreich/ dar- umb auch die Koͤnigin ein Engelbild von dichtem Silber/ zwoͤlffhundert Pfund/ vnd ein Jeſusbild von drithalb hundert Pfund purem Goldes/ nach Loretto ver- ordnet vnd geſandt. Allein muſte der Cardinal Richelieu/ ſo alle dieſe Haͤndel/ in welchen Franckreich nun etliche Jahr ſich eingeflochten/ entweder vnterhalten/ oder angeſponnen/ die Schuld der Natur bezahlen. Deſſen Geſchlecht findet ſich in Poictou, ſchon vor fuͤnffthalb hundert Jahren/ auch mit Koͤniglich. Heurahten gezieret. Sein Großvatter lebte nicht lang/ wie deſſelben beyde Bruͤder/ deren der eine in Bemond blieben/ der ander zu Tours Koͤniglicher Verwalter geweſen. Sein Vatter hielt veſt bey Henrico III. vnd befand ſich ſtets vmb Henric. IV. wie er dañ auch in der Belaͤgerung Pariß geſtorben. Dieſer wurd gebohren Anno 1585. erlangt den Cardinalshut vor der Zeit/ nemblich Anno 1607. Er thaͤt auff dem Staͤnd-Tag Anno 1614. den Vortrag/ vnd bewegt den Koͤnig dahin/ daß er Anno G g

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Zitationshilfe: Wartmann, Sigismund Friedrich: De Statv Pertvrbato Germaniae et Franciae Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrssvvm, Vierter vnd letzter Theil. Frankfurt (Main), 1652, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania04_1652/225>, abgerufen am 22.11.2024.