Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sigismundus Freyberger [i. e. Wartmann, Sigismund Friedrich]: Germania Pertubata et Restaurata: Das ist [...] Theologo-Historica Politische Discursus, Vom Zustand deß gantzen Römischen Reichs. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1650.

Bild:
<< vorherige Seite

GERMANIAE PERTVRBATAE
einander handeln/ welches desto offter geschehen müssen/ weil die
Spaltungen mehr dann Anfangs gemein wurden. Dann da zuvor
sich dieselbe nicht ferner erstreckten/ als zu einer Statt allein/ oder
zum höchsten zu einer Landschafft; so haben sie sich alsdann/ weil
man allenthalben frey zusammen kommen/ vnd sich miteinander
vnterreden konte/ durch das gantze Römische Reich außgebreitet.
Darumb auch solchem Vbel fürzukommen/ die Concilien auß
mehr Orten vnnd Landschafften müssen versamlet werden. De-
rohalben/ als gedachter Keyser/ ein Concilium auß dem gantzen
Reich versamlet lassen/ welches erstlich ein Heiliger vndd Grosser/
darnach ein allgemeiner Synodus ist genennet worden/ wiewol es
nicht auß der gantzen Christlichen Kirchen/ deren ein guter Theil
außerhalb deß Röm. Reichs sich enthielte/ versamlet worden: Die-
weil man aber damals den Keyser einen Herrn deß gantzen Erdkrai-
ses zunennen pflegte/ vnangesehen kaum der zehende Theil dessel-
ben dem Reich vnterworffen war; ebener massen sind auch derglei-
chen Concilia, wann sich einige Zwytracht in Religionssachen er-
hoben/ von den Nachfolgern Constantini versamlet worden. Vnd
wiewol das Römische Reich mehrmal getheilet worden/ also/ daß
ein Theil in Orient/ das ander in Occident gewesen. Jedoch/ die-
weil die Sachen vnter gemeinem Namen verwaltet worden/ sind
die Synodi einen Weg wie den andern auß dem gantzen Reich be-
ruffen worden.

Da aber das Reich in das Orient- vnd Occidentalische also
zertrennet worden/ daß keine Gemeinschafft in der Regierung blie-
ben. Vnd das in Orient mehrentheils von den Saracenen ward
eingenommen; das in Occident aber in viel Herrschafften zertheilet
worden/ haben die allgemeine Concilia nicht mehr jhren Namen
behalten vom Röm. Reich/ welches einig pflegte zuseyn/ sondern bey
den Griechen von den fünff Patriarchen/ in vnsern Landen von der
Einigkeit vnd Gemeinschafft derer Königreichen vnd Ständen/
die dem Bapst zu Rom in Kirchensachen vnterthänig waren. Von
der Zeit an sind die Kirchen-Versamlungen in Vbung geblieben/

nicht

GERMANIÆ PERTVRBATÆ
einander handeln/ welches deſto offter geſchehen muͤſſen/ weil die
Spaltungen mehr dann Anfangs gemein wurden. Dann da zuvor
ſich dieſelbe nicht ferner erſtreckten/ als zu einer Statt allein/ oder
zum hoͤchſten zu einer Landſchafft; ſo haben ſie ſich alsdann/ weil
man allenthalben frey zuſammen kommen/ vnd ſich miteinander
vnterreden konte/ durch das gantze Roͤmiſche Reich außgebreitet.
Darumb auch ſolchem Vbel fuͤrzukommen/ die Concilien auß
mehr Orten vnnd Landſchafften muͤſſen verſamlet werden. De-
rohalben/ als gedachter Keyſer/ ein Concilium auß dem gantzen
Reich verſamlet laſſen/ welches erſtlich ein Heiliger vndd Groſſer/
darnach ein allgemeiner Synodus iſt genennet worden/ wiewol es
nicht auß der gantzen Chriſtlichen Kirchen/ deren ein guter Theil
außerhalb deß Roͤm. Reichs ſich enthielte/ verſamlet worden: Die-
weil man aber damals den Keyſer einen Herꝛn deß gantzen Erdkrai-
ſes zunennen pflegte/ vnangeſehen kaum der zehende Theil deſſel-
ben dem Reich vnterworffen war; ebener maſſen ſind auch derglei-
chen Concilia, wann ſich einige Zwytracht in Religionsſachen er-
hoben/ von den Nachfolgern Conſtantini verſamlet worden. Vnd
wiewol das Roͤmiſche Reich mehrmal getheilet worden/ alſo/ daß
ein Theil in Orient/ das ander in Occident geweſen. Jedoch/ die-
weil die Sachen vnter gemeinem Namen verwaltet worden/ ſind
die Synodi einen Weg wie den andern auß dem gantzen Reich be-
ruffen worden.

Da aber das Reich in das Orient- vnd Occidentaliſche alſo
zertrennet worden/ daß keine Gemeinſchafft in der Regierung blie-
ben. Vnd das in Orient mehrentheils von den Saracenen ward
eingenommen; das in Occident aber in viel Herꝛſchafften zertheilet
worden/ haben die allgemeine Concilia nicht mehr jhren Namen
behalten vom Roͤm. Reich/ welches einig pflegte zuſeyn/ ſondern bey
den Griechen von den fuͤnff Patriarchen/ in vnſern Landen von der
Einigkeit vnd Gemeinſchafft derer Koͤnigreichen vnd Staͤnden/
die dem Bapſt zu Rom in Kirchenſachen vnterthänig waren. Von
der Zeit an ſind die Kirchen-Verſamlungen in Vbung geblieben/

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0386" n="376[378]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">GERMANIÆ PERTVRBATÆ</hi></hi></fw><lb/>
einander handeln/ welches de&#x017F;to offter ge&#x017F;chehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ weil die<lb/>
Spaltungen mehr dann Anfangs gemein wurden. Dann da zuvor<lb/>
&#x017F;ich die&#x017F;elbe nicht ferner er&#x017F;treckten/ als zu einer Statt allein/ oder<lb/>
zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten zu einer Land&#x017F;chafft; &#x017F;o haben &#x017F;ie &#x017F;ich alsdann/ weil<lb/>
man allenthalben frey zu&#x017F;ammen kommen/ vnd &#x017F;ich miteinander<lb/>
vnterreden konte/ durch das gantze Ro&#x0364;mi&#x017F;che Reich außgebreitet.<lb/>
Darumb auch &#x017F;olchem Vbel fu&#x0364;rzukommen/ die Concilien auß<lb/>
mehr Orten vnnd Land&#x017F;chafften mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;amlet werden. De-<lb/>
rohalben/ als gedachter Key&#x017F;er/ ein <hi rendition="#aq">Concilium</hi> auß dem gantzen<lb/>
Reich ver&#x017F;amlet la&#x017F;&#x017F;en/ welches er&#x017F;tlich ein Heiliger vndd Gro&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
darnach ein allgemeiner <hi rendition="#aq">Synodus</hi> i&#x017F;t genennet worden/ wiewol es<lb/>
nicht auß der gantzen Chri&#x017F;tlichen Kirchen/ deren ein guter Theil<lb/>
außerhalb deß Ro&#x0364;m. Reichs &#x017F;ich enthielte/ ver&#x017F;amlet worden: Die-<lb/>
weil man aber damals den Key&#x017F;er einen Her&#xA75B;n deß gantzen Erdkrai-<lb/>
&#x017F;es zunennen pflegte/ vnange&#x017F;ehen kaum der zehende Theil de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
ben dem Reich vnterworffen war; ebener ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind auch derglei-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">Concilia,</hi> wann &#x017F;ich einige Zwytracht in Religions&#x017F;achen er-<lb/>
hoben/ von den Nachfolgern <hi rendition="#aq">Con&#x017F;tantini</hi> ver&#x017F;amlet worden. Vnd<lb/>
wiewol das Ro&#x0364;mi&#x017F;che Reich mehrmal getheilet worden/ al&#x017F;o/ daß<lb/>
ein Theil in Orient/ das ander in Occident gewe&#x017F;en. Jedoch/ die-<lb/>
weil die Sachen vnter gemeinem Namen verwaltet worden/ &#x017F;ind<lb/>
die <hi rendition="#aq">Synodi</hi> einen Weg wie den andern auß dem gantzen Reich be-<lb/>
ruffen worden.</p><lb/>
          <p>Da aber das Reich in das Orient- vnd Occidentali&#x017F;che al&#x017F;o<lb/>
zertrennet worden/ daß keine Gemein&#x017F;chafft in der Regierung blie-<lb/>
ben. Vnd das in Orient mehrentheils von den Saracenen ward<lb/>
eingenommen; das in Occident aber in viel Her&#xA75B;&#x017F;chafften zertheilet<lb/>
worden/ haben die allgemeine <hi rendition="#aq">Concilia</hi> nicht mehr jhren Namen<lb/>
behalten vom Ro&#x0364;m. Reich/ welches einig pflegte zu&#x017F;eyn/ &#x017F;ondern bey<lb/>
den Griechen von den fu&#x0364;nff Patriarchen/ in vn&#x017F;ern Landen von der<lb/>
Einigkeit vnd Gemein&#x017F;chafft derer Ko&#x0364;nigreichen vnd Sta&#x0364;nden/<lb/>
die dem Bap&#x017F;t zu Rom in Kirchen&#x017F;achen vnterthänig waren. Von<lb/>
der Zeit an &#x017F;ind die Kirchen-Ver&#x017F;amlungen in Vbung geblieben/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[376[378]/0386] GERMANIÆ PERTVRBATÆ einander handeln/ welches deſto offter geſchehen muͤſſen/ weil die Spaltungen mehr dann Anfangs gemein wurden. Dann da zuvor ſich dieſelbe nicht ferner erſtreckten/ als zu einer Statt allein/ oder zum hoͤchſten zu einer Landſchafft; ſo haben ſie ſich alsdann/ weil man allenthalben frey zuſammen kommen/ vnd ſich miteinander vnterreden konte/ durch das gantze Roͤmiſche Reich außgebreitet. Darumb auch ſolchem Vbel fuͤrzukommen/ die Concilien auß mehr Orten vnnd Landſchafften muͤſſen verſamlet werden. De- rohalben/ als gedachter Keyſer/ ein Concilium auß dem gantzen Reich verſamlet laſſen/ welches erſtlich ein Heiliger vndd Groſſer/ darnach ein allgemeiner Synodus iſt genennet worden/ wiewol es nicht auß der gantzen Chriſtlichen Kirchen/ deren ein guter Theil außerhalb deß Roͤm. Reichs ſich enthielte/ verſamlet worden: Die- weil man aber damals den Keyſer einen Herꝛn deß gantzen Erdkrai- ſes zunennen pflegte/ vnangeſehen kaum der zehende Theil deſſel- ben dem Reich vnterworffen war; ebener maſſen ſind auch derglei- chen Concilia, wann ſich einige Zwytracht in Religionsſachen er- hoben/ von den Nachfolgern Conſtantini verſamlet worden. Vnd wiewol das Roͤmiſche Reich mehrmal getheilet worden/ alſo/ daß ein Theil in Orient/ das ander in Occident geweſen. Jedoch/ die- weil die Sachen vnter gemeinem Namen verwaltet worden/ ſind die Synodi einen Weg wie den andern auß dem gantzen Reich be- ruffen worden. Da aber das Reich in das Orient- vnd Occidentaliſche alſo zertrennet worden/ daß keine Gemeinſchafft in der Regierung blie- ben. Vnd das in Orient mehrentheils von den Saracenen ward eingenommen; das in Occident aber in viel Herꝛſchafften zertheilet worden/ haben die allgemeine Concilia nicht mehr jhren Namen behalten vom Roͤm. Reich/ welches einig pflegte zuſeyn/ ſondern bey den Griechen von den fuͤnff Patriarchen/ in vnſern Landen von der Einigkeit vnd Gemeinſchafft derer Koͤnigreichen vnd Staͤnden/ die dem Bapſt zu Rom in Kirchenſachen vnterthänig waren. Von der Zeit an ſind die Kirchen-Verſamlungen in Vbung geblieben/ nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania01_1650
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania01_1650/386
Zitationshilfe: Sigismundus Freyberger [i. e. Wartmann, Sigismund Friedrich]: Germania Pertubata et Restaurata: Das ist [...] Theologo-Historica Politische Discursus, Vom Zustand deß gantzen Römischen Reichs. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1650, S. 376[378]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania01_1650/386>, abgerufen am 02.05.2024.