Sigismundus Freyberger [i. e. Wartmann, Sigismund Friedrich]: Germania Pertubata et Restaurata: Das ist [...] Theologo-Historica Politische Discursus, Vom Zustand deß gantzen Römischen Reichs. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1650.GERMANIAE PERTVRBATAE solchem Ende ist ein allgemeine Geltsamlung in der Christenheitangesagt/ vnd ein Iubilaeum auff acht Jahr geprediget worden/ die jenige zu reichen Allmosen vnd Stewren zubewegen/ die solchem heiligen Krieg nicht konten in eygener Person beywohnen/ alles zum Baw/ vnd zum Krieg. Dann es ist bey den Römischen Chri- sten ein altes Herkommen/ daß man in Nohtfällen/ die geistliche Schätze deß Ablaß eröffne/ vnd durch solches Mittel Hülff vnnd Beystand/ zu Beschütz- vnd Erhaltung deß Christlichen Namens/ erlange/ vnd den Leuten den Weg zum Paradeiß/ durch Mittel vnd Zuthun der Buß/ deß Gebets vnd der Allmosen bereyte. So gar haben sich die Bäpste dieses Mittels/ zu Beschützung der Kirchen/ gebraucht/ als offt etwan ein Fürst sich gelüsten lassen/ dieselbe an- zufechten/ aber zu vnterducken; in massen geschehen zu Zeiten La- dislai, Königs zu Neapels. Ja noch heutiges Tags ist die An- lag der Cruciaten in Spanien gebräuchlich/ vnnd ein jegliches Hauß gibt zween Real/ oder zwantzig Creutzer/ aber die Reichen geben achte. Vermittels/ welcher Cruciaten die Besatzungen in Jndien/ wider die Türcken vnd Mohren vor Zeiten erhalten wor- den/ vnd belieffen sich auff zwo Millionen Golds. Dergleichen Collecten bewilliget der Bapst jederweilen in Spanien vnnd Jta- lien/ wann etwan ein grosser Herr der Christenheit ein ansehenlichen Dienst erwiesen; welches aber in Franckreich vnnd Teutschland nicht Herkommens ist. Man findet auch sonsten in Historien/ daß vnter dem Bapst arg-
GERMANIÆ PERTVRBATÆ ſolchem Ende iſt ein allgemeine Geltſamlung in der Chriſtenheitangeſagt/ vnd ein Iubilæum auff acht Jahr geprediget worden/ die jenige zu reichen Allmoſen vnd Stewren zubewegen/ die ſolchem heiligen Krieg nicht konten in eygener Perſon beywohnen/ alles zum Baw/ vnd zum Krieg. Dann es iſt bey den Roͤmiſchen Chri- ſten ein altes Herkommen/ daß man in Nohtfaͤllen/ die geiſtliche Schaͤtze deß Ablaß eroͤffne/ vnd durch ſolches Mittel Huͤlff vnnd Beyſtand/ zu Beſchuͤtz- vnd Erhaltung deß Chriſtlichen Namens/ erlange/ vnd den Leuten den Weg zum Paradeiß/ durch Mittel vnd Zuthun der Buß/ deß Gebets vnd der Allmoſen bereyte. So gar haben ſich die Baͤpſte dieſes Mittels/ zu Beſchuͤtzung der Kirchen/ gebraucht/ als offt etwan ein Fuͤrſt ſich geluͤſten laſſen/ dieſelbe an- zufechten/ aber zu vnterducken; in maſſen geſchehen zu Zeiten La- dislai, Koͤnigs zu Neapels. Ja noch heutiges Tags iſt die An- lag der Cruciaten in Spanien gebraͤuchlich/ vnnd ein jegliches Hauß gibt zween Real/ oder zwantzig Creutzer/ aber die Reichen geben achte. Vermittels/ welcher Cruciaten die Beſatzungen in Jndien/ wider die Tuͤrcken vnd Mohren vor Zeiten erhalten wor- den/ vnd belieffen ſich auff zwo Millionen Golds. Dergleichen Collecten bewilliget der Bapſt jederweilen in Spanien vnnd Jta- lien/ wann etwan ein groſſer Herꝛ der Chriſtenheit ein anſehenlichen Dienſt erwieſen; welches aber in Franckreich vnnd Teutſchland nicht Herkommens iſt. Man findet auch ſonſten in Hiſtorien/ daß vnter dem Bapſt arg-
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GERMANIÆ PERTVRBATÆ
ſolchem Ende iſt ein allgemeine Geltſamlung in der Chriſtenheit
angeſagt/ vnd ein Iubilæum auff acht Jahr geprediget worden/ die
jenige zu reichen Allmoſen vnd Stewren zubewegen/ die ſolchem
heiligen Krieg nicht konten in eygener Perſon beywohnen/ alles
zum Baw/ vnd zum Krieg. Dann es iſt bey den Roͤmiſchen Chri-
ſten ein altes Herkommen/ daß man in Nohtfaͤllen/ die geiſtliche
Schaͤtze deß Ablaß eroͤffne/ vnd durch ſolches Mittel Huͤlff vnnd
Beyſtand/ zu Beſchuͤtz- vnd Erhaltung deß Chriſtlichen Namens/
erlange/ vnd den Leuten den Weg zum Paradeiß/ durch Mittel vnd
Zuthun der Buß/ deß Gebets vnd der Allmoſen bereyte. So gar
haben ſich die Baͤpſte dieſes Mittels/ zu Beſchuͤtzung der Kirchen/
gebraucht/ als offt etwan ein Fuͤrſt ſich geluͤſten laſſen/ dieſelbe an-
zufechten/ aber zu vnterducken; in maſſen geſchehen zu Zeiten La-
dislai, Koͤnigs zu Neapels. Ja noch heutiges Tags iſt die An-
lag der Cruciaten in Spanien gebraͤuchlich/ vnnd ein jegliches
Hauß gibt zween Real/ oder zwantzig Creutzer/ aber die Reichen
geben achte. Vermittels/ welcher Cruciaten die Beſatzungen in
Jndien/ wider die Tuͤrcken vnd Mohren vor Zeiten erhalten wor-
den/ vnd belieffen ſich auff zwo Millionen Golds. Dergleichen
Collecten bewilliget der Bapſt jederweilen in Spanien vnnd Jta-
lien/ wann etwan ein groſſer Herꝛ der Chriſtenheit ein anſehenlichen
Dienſt erwieſen; welches aber in Franckreich vnnd Teutſchland
nicht Herkommens iſt.
Man findet auch ſonſten in Hiſtorien/ daß vnter dem Bapſt
Innocentio III. Iacobus de Vitriaco, das Creutz wider die Al-
bigenſer in Franckreich geprediget/ gleich wie Gregorius IX. wi-
der Keyſer Friderichen thun laſſen. Sonderlich aber wurde viel
Volcks vnd Gelts wider die Saracenen geſamlet/ das heilige Grab
wider zuerobern. Doch kam ein Nuncius Apoſtolicus Anno
1242. vnd hinderhielts mit groſſem Vnwillen deß Volcks. Dann
es ſtund in der Schleſien etwas gefaͤhrlich/ wegen der Tartarn/ die
ſchon Preßlaw zerſtoͤret hatten/ vnnd alles ohne Widerſtand/ vnter
die Fuͤß geworffen. Doch wolte der gemeine Mann anfangen zu
arg-
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