tifs p, die aus allen vier Ecken emporsteigen, in einen Kreis über. (Die graphische Construktion hierzu siehe in Fig. 355--357). Das Bekrönungsgesims der Pendentifs oder Zwickeln ist von Werksteinen angefertigt worden. Das Wölbsystem erkennen wir in Fig. 370 noch
[Abbildung]
Fig. 370.
besser; a ist die Kalotte, p sind die Pendentifs oder Zwickel, und die übrigen Buchstaben passen mit der Bezeichnung im Grundrisse.
Die Kalotte besteht aus vierzig am Intrados etwas vortretenden 1,1m breiten, 4,75m hohen Pfeilern, welche die Begrenzung der 1,5m breiten Fenster bilden, und mittelst Bögen verbunden sind. Diese Pfeiler treten ungefähr 16zm vor und setzen sich bis zum Gewölbe- scheitel fort, wobei der Vorsprung gleichfalls geringer und schließlich im Scheitel ganz verschwindet. Die Gewölbestärke beträgt im Scheitel 0,6m, dicht über den Fenstern 0,83m. Zu der Wölbung der Kalotte benutzte man im unteren Theile Ziegel von 62zm Länge, 23zm Breite und 5zm Dicke. Die Pendentifs sind hintergossen, und die stark be- lasteten Pfeiler bestehen aus Schnittstein.
Auch in der romanischen Bauperiode waren Kuppelgewölbe vielfach gebräuchlich. Ein interessantes Beispiel liefert das Münster zu Aachen, welches unter Karl dem Großen von 796--804 erbaut wurde. Der Grundriß ist ein Centralbau und hat viel Aehnlichkeit mit S. Vitale zu Ravenna. Rings um den achteckig gestalteten Mittelraum befindet sich ein zweistöckiger Umgang (Fig. 371), der unten mit Kreuzge- wölben, oben mit Kegelgewölben überdeckt ist. Eine achtseitige Kuppel mit halbkreisförmigem Querschnitte bedeckt den achtseitigen Mittelbau.
Zwei andere hervorragende Kirchen der spätromanischen Epoche haben ebenfalls ein Kuppelgewölbe über der Kreuzung des Lang- und Querschiffes; wir meinen den Dom zu Speyer und das Münster zu
Zweites Kapitel. Die Gewölbe.
tifs p, die aus allen vier Ecken emporſteigen, in einen Kreis über. (Die graphiſche Conſtruktion hierzu ſiehe in Fig. 355—357). Das Bekrönungsgeſims der Pendentifs oder Zwickeln iſt von Werkſteinen angefertigt worden. Das Wölbſyſtem erkennen wir in Fig. 370 noch
[Abbildung]
Fig. 370.
beſſer; a iſt die Kalotte, p ſind die Pendentifs oder Zwickel, und die übrigen Buchſtaben paſſen mit der Bezeichnung im Grundriſſe.
Die Kalotte beſteht aus vierzig am Intrados etwas vortretenden 1,1m breiten, 4,75m hohen Pfeilern, welche die Begrenzung der 1,5m breiten Fenſter bilden, und mittelſt Bögen verbunden ſind. Dieſe Pfeiler treten ungefähr 16zm vor und ſetzen ſich bis zum Gewölbe- ſcheitel fort, wobei der Vorſprung gleichfalls geringer und ſchließlich im Scheitel ganz verſchwindet. Die Gewölbeſtärke beträgt im Scheitel 0,6m, dicht über den Fenſtern 0,83m. Zu der Wölbung der Kalotte benutzte man im unteren Theile Ziegel von 62zm Länge, 23zm Breite und 5zm Dicke. Die Pendentifs ſind hintergoſſen, und die ſtark be- laſteten Pfeiler beſtehen aus Schnittſtein.
Auch in der romaniſchen Bauperiode waren Kuppelgewölbe vielfach gebräuchlich. Ein intereſſantes Beiſpiel liefert das Münſter zu Aachen, welches unter Karl dem Großen von 796—804 erbaut wurde. Der Grundriß iſt ein Centralbau und hat viel Aehnlichkeit mit S. Vitale zu Ravenna. Rings um den achteckig geſtalteten Mittelraum befindet ſich ein zweiſtöckiger Umgang (Fig. 371), der unten mit Kreuzge- wölben, oben mit Kegelgewölben überdeckt iſt. Eine achtſeitige Kuppel mit halbkreisförmigem Querſchnitte bedeckt den achtſeitigen Mittelbau.
Zwei andere hervorragende Kirchen der ſpätromaniſchen Epoche haben ebenfalls ein Kuppelgewölbe über der Kreuzung des Lang- und Querſchiffes; wir meinen den Dom zu Speyer und das Münſter zu
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Zweites Kapitel. Die Gewölbe.
tifs p, die aus allen vier Ecken emporſteigen, in einen Kreis über.
(Die graphiſche Conſtruktion hierzu ſiehe in Fig. 355—357). Das
Bekrönungsgeſims der Pendentifs oder Zwickeln iſt von Werkſteinen
angefertigt worden. Das Wölbſyſtem erkennen wir in Fig. 370 noch
[Abbildung Fig. 370.]
beſſer; a iſt die Kalotte, p ſind die Pendentifs oder Zwickel, und die
übrigen Buchſtaben paſſen mit der Bezeichnung im Grundriſſe.
Die Kalotte beſteht aus vierzig am Intrados etwas vortretenden
1,1m breiten, 4,75m hohen Pfeilern, welche die Begrenzung der 1,5m
breiten Fenſter bilden, und mittelſt Bögen verbunden ſind. Dieſe
Pfeiler treten ungefähr 16zm vor und ſetzen ſich bis zum Gewölbe-
ſcheitel fort, wobei der Vorſprung gleichfalls geringer und ſchließlich
im Scheitel ganz verſchwindet. Die Gewölbeſtärke beträgt im Scheitel
0,6m, dicht über den Fenſtern 0,83m. Zu der Wölbung der Kalotte
benutzte man im unteren Theile Ziegel von 62zm Länge, 23zm Breite
und 5zm Dicke. Die Pendentifs ſind hintergoſſen, und die ſtark be-
laſteten Pfeiler beſtehen aus Schnittſtein.
Auch in der romaniſchen Bauperiode waren Kuppelgewölbe vielfach
gebräuchlich. Ein intereſſantes Beiſpiel liefert das Münſter zu Aachen,
welches unter Karl dem Großen von 796—804 erbaut wurde. Der
Grundriß iſt ein Centralbau und hat viel Aehnlichkeit mit S. Vitale
zu Ravenna. Rings um den achteckig geſtalteten Mittelraum befindet
ſich ein zweiſtöckiger Umgang (Fig. 371), der unten mit Kreuzge-
wölben, oben mit Kegelgewölben überdeckt iſt. Eine achtſeitige
Kuppel mit halbkreisförmigem Querſchnitte bedeckt den achtſeitigen
Mittelbau.
Zwei andere hervorragende Kirchen der ſpätromaniſchen Epoche haben
ebenfalls ein Kuppelgewölbe über der Kreuzung des Lang- und
Querſchiffes; wir meinen den Dom zu Speyer und das Münſter zu
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zwei Bänden. Die Ausgabe von 1877/1878 ist die 2., gänzlich umgearbarbeitete und sehr vermehrte Auflage und wurde aufgrund der besseren verfügbarkeit für das DTA digitalisiert.
Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/368>, abgerufen am 16.02.2025.
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