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Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878.

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Construktion u. Ausführung der preußischen Kappengewölbe.
weichenden diametralen Richtung der Lagerfugen, indem man bei der
Schwalbenschwanzeinwölbung von den Ecken aus zu mauern beginnt
(Fig. 327 B). Auf diese Weise entstehen sehr viele kleine, 1/4 Stein
breite Bögen, welche entweder sich gegen die berührenden Lang- und
Stirnmauern anlegen oder theilweise in der Scheitellinie a a der Kappe
zusammenstoßen und im Zickzack in einandergreifen. Auf diese Weise
wird die zu schließende Oeffnung immer enger, bis endlich in der
Mitte nur einige Steinstücke zum Schließen der Kappe ausreichen.
Fig. 327 B zeigt die Einwölbung so genau, daß sie keiner weiteren
Erklärung bedarf.

Streng genommen sind die im Grundriß gezeichneten geraden
Linien schief, da die Linien, welche die Lagerflächen erzeugen, stets
normal zu der Bogenlinie, die elliptisch ist, sein müssen und die man
erhält, wenn in dem Punkt, für welchen man die Fugenrichtung sucht,
die Mantelfläche durch eine senkrechte Ebene unter 45° zur Axe ge-
schnitten wird -- jedoch, da die Abweichung von der geraden Linie
in flachen Kappen ganz unbedeutend ausfällt, beachtet man sie in
der Praxis gar nicht. Wie bereits erwähnt, dienen bei dieser Ein-
wölbung die Stirnmauern auch als Widerlagsmauern, weil der Schub
des Gewölbes die Mauern in schräger Richtung zu ihrer Flucht trifft.
Die Einwölbung beginnt in allen Ecken gleichzeitig; in der Scheitel-
linie und in der Mittellinie normal zur Axe werden die Schichten
zusammengestoßen.

Die Vorzüge dieser Einwölbung, gegen die "auf den Kuf", sind
folgende:

a) es ist keine durchgehende Brechungsfuge vorhanden;
b) die durchgehenden Lagerfugen sind kürzer und daher setzt
sich das Gewölbe weniger;
c) der Kappendruck vertheilt sich auf alle Umgrenzungsmauern,
deshalb brauchen die Langmauern nicht so stark zu sein,
wie bei der Kufwölbung, und erhält die ganze Kappe
eine bessere Verspannung;
d) es liegt im Belieben des Construkteurs, sowohl der Scheitel-
linie, als auch den Widerlagslinien eine geringe Stechung
nach der Mitte hin zugeben, um dadurch dem starken Setzen
der Kappe in der Mitte vorzubeugen;

Conſtruktion u. Ausführung der preußiſchen Kappengewölbe.
weichenden diametralen Richtung der Lagerfugen, indem man bei der
Schwalbenſchwanzeinwölbung von den Ecken aus zu mauern beginnt
(Fig. 327 B). Auf dieſe Weiſe entſtehen ſehr viele kleine, ¼ Stein
breite Bögen, welche entweder ſich gegen die berührenden Lang- und
Stirnmauern anlegen oder theilweiſe in der Scheitellinie a a der Kappe
zuſammenſtoßen und im Zickzack in einandergreifen. Auf dieſe Weiſe
wird die zu ſchließende Oeffnung immer enger, bis endlich in der
Mitte nur einige Steinſtücke zum Schließen der Kappe ausreichen.
Fig. 327 B zeigt die Einwölbung ſo genau, daß ſie keiner weiteren
Erklärung bedarf.

Streng genommen ſind die im Grundriß gezeichneten geraden
Linien ſchief, da die Linien, welche die Lagerflächen erzeugen, ſtets
normal zu der Bogenlinie, die elliptiſch iſt, ſein müſſen und die man
erhält, wenn in dem Punkt, für welchen man die Fugenrichtung ſucht,
die Mantelfläche durch eine ſenkrechte Ebene unter 45° zur Axe ge-
ſchnitten wird — jedoch, da die Abweichung von der geraden Linie
in flachen Kappen ganz unbedeutend ausfällt, beachtet man ſie in
der Praxis gar nicht. Wie bereits erwähnt, dienen bei dieſer Ein-
wölbung die Stirnmauern auch als Widerlagsmauern, weil der Schub
des Gewölbes die Mauern in ſchräger Richtung zu ihrer Flucht trifft.
Die Einwölbung beginnt in allen Ecken gleichzeitig; in der Scheitel-
linie und in der Mittellinie normal zur Axe werden die Schichten
zuſammengeſtoßen.

Die Vorzüge dieſer Einwölbung, gegen die „auf den Kuf“, ſind
folgende:

a) es iſt keine durchgehende Brechungsfuge vorhanden;
b) die durchgehenden Lagerfugen ſind kürzer und daher ſetzt
ſich das Gewölbe weniger;
c) der Kappendruck vertheilt ſich auf alle Umgrenzungsmauern,
deshalb brauchen die Langmauern nicht ſo ſtark zu ſein,
wie bei der Kufwölbung, und erhält die ganze Kappe
eine beſſere Verſpannung;
d) es liegt im Belieben des Conſtrukteurs, ſowohl der Scheitel-
linie, als auch den Widerlagslinien eine geringe Stechung
nach der Mitte hin zugeben, um dadurch dem ſtarken Setzen
der Kappe in der Mitte vorzubeugen;
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[319/0335] Conſtruktion u. Ausführung der preußiſchen Kappengewölbe. weichenden diametralen Richtung der Lagerfugen, indem man bei der Schwalbenſchwanzeinwölbung von den Ecken aus zu mauern beginnt (Fig. 327 B). Auf dieſe Weiſe entſtehen ſehr viele kleine, ¼ Stein breite Bögen, welche entweder ſich gegen die berührenden Lang- und Stirnmauern anlegen oder theilweiſe in der Scheitellinie a a der Kappe zuſammenſtoßen und im Zickzack in einandergreifen. Auf dieſe Weiſe wird die zu ſchließende Oeffnung immer enger, bis endlich in der Mitte nur einige Steinſtücke zum Schließen der Kappe ausreichen. Fig. 327 B zeigt die Einwölbung ſo genau, daß ſie keiner weiteren Erklärung bedarf. Streng genommen ſind die im Grundriß gezeichneten geraden Linien ſchief, da die Linien, welche die Lagerflächen erzeugen, ſtets normal zu der Bogenlinie, die elliptiſch iſt, ſein müſſen und die man erhält, wenn in dem Punkt, für welchen man die Fugenrichtung ſucht, die Mantelfläche durch eine ſenkrechte Ebene unter 45° zur Axe ge- ſchnitten wird — jedoch, da die Abweichung von der geraden Linie in flachen Kappen ganz unbedeutend ausfällt, beachtet man ſie in der Praxis gar nicht. Wie bereits erwähnt, dienen bei dieſer Ein- wölbung die Stirnmauern auch als Widerlagsmauern, weil der Schub des Gewölbes die Mauern in ſchräger Richtung zu ihrer Flucht trifft. Die Einwölbung beginnt in allen Ecken gleichzeitig; in der Scheitel- linie und in der Mittellinie normal zur Axe werden die Schichten zuſammengeſtoßen. Die Vorzüge dieſer Einwölbung, gegen die „auf den Kuf“, ſind folgende: a) es iſt keine durchgehende Brechungsfuge vorhanden; b) die durchgehenden Lagerfugen ſind kürzer und daher ſetzt ſich das Gewölbe weniger; c) der Kappendruck vertheilt ſich auf alle Umgrenzungsmauern, deshalb brauchen die Langmauern nicht ſo ſtark zu ſein, wie bei der Kufwölbung, und erhält die ganze Kappe eine beſſere Verſpannung; d) es liegt im Belieben des Conſtrukteurs, ſowohl der Scheitel- linie, als auch den Widerlagslinien eine geringe Stechung nach der Mitte hin zugeben, um dadurch dem ſtarken Setzen der Kappe in der Mitte vorzubeugen;

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Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/335>, abgerufen am 23.11.2024.